Ferdinand Jühlke: Über den Karlsburger Schlossgarten

Der hier eingestellte Beitrag führt sehr anschaulich vor Augen, wie sowohl der Park als auch die Obst- und Gemüsegärten in der Mitte des 19. Jahrhunderts – also zu Carolines Lebzeiten – wohl ausgesehen haben könnten. Interessant ist auch die Beschreibung der alten Sorten, seien es die verschiedenen Obstbäume oder auch z. B. Erdbeeren. Der Text ist weitestgehend in der originalen Schreibweise aus dem Jahresbericht übernommen.

Carlsburg*

Der 37 Magdeb. Morgen 81 Ruthen große Park entwickelt sich in unmittelbarer Nähe des herrschaftlichen Schlosses und bildet eine fortlaufende Kette von landschaftlichen Bildern. Das sanft wellenförmige Terrain wird auf seinem höchsten Punkt von dem herrschaftlichen Schlosse gekrönt und die von hieraus eröffneten Fernsichten über ein ausgedehntes Wiesenthal außerhalb des Parks, sehen die bildlich malerische Wirkung in den maschenartig gruppirten Vordergrunde eines Fichten- und Kiefern-Waldes fort und sind eine der werthvollsten Zugaben dieses einfach eleganten Landsitzes.

Der Schönheitswerth eines Parkes besteht nun allerdings weniger in seiner Ausdehnung, als vielmehr in seinem inneren Formenreichthum von schönen Bildern, allein wir wissen dennoch aus hinlänglich eigner Erfahrung, daß die Aufgabe eine äußerst schwierige ist, welche die äußere Umgebung mit den Schöpfungen der bildenden Gartenkunst harmonisch zu verbinden weiß. Wo sich keine äußeren Landschaften dem Auge darbieten, lassen sich allerdings keine benutzen, allein die Umgebungen von Carlsburg und insbesondere die des Parks sind auch nicht Werke des Zufalls und des Augenblicks, sondern Ideenverbindungen eines lebhaft empfindenden Geistes, die nach unermüdeten Anstrengungen im Pflanzen und unbeschadet der wirthschaftlichen Nützlichkeit einen höchst anmuthigen Eindruck auf uns machen. Die Gruppirung des Parks ist eine unendlich mannigfaltige. Von dem großartigen Effect der Eichen, Linden, Ahorn und Birken herab bis zu dem feinsten Ausdruck individueller Schönheit der niedrigen Sträucher, Ranker und Kletterer, überall ist dieselbe so bewirkt, daß sie sich dem Auge in malerischer Schönheit, in ihrer Form und Größe, in ihrer Nützlichkeit für den Menschen nach Standort, Boden und Vaterland angenehmn darstellt. Die symmetrische und natürliche Schönheit vereinigt sich und ist in einem glücklichen Zusammenhang so abwechselnd und mannigfaltig vertheilt, daß dadurch der Totaleindruck ein äußerst befriedigender wird.

Der beschränkte Raum unseres Berichts gestattet es nicht, eine detaillirte Darstellung dieser wirklich ebenso schönen als für die Hebung der GartenCultur des Landes in ihren Erfolgen höchst nützlichen Gärtnerei zu versuchen; sondern hauptsächlich nur nachzuweisen, in welcher räumlichen Ausdehnung die Gärtnerei hier betrieben und mit welchem Erfolg sie betrieben wird, und welche Cultur – Gegenstände sich hier vorzugsweise bewährt haben.

Der Vorplatz des Schlosses ist nach dem Wirthschaftshof zu gelegen und besteht aus einem länglichen Viereck, welches durch eine Linden= Allee vom Wirthschaftshof getrennt wird.

Vorplatz des Schlosses

Die hintere Façade des Schlosses, welche dem Park zugewendet ist, nimmt an dem westlichen Flügel eine mit Wein bekleidete Veranda auf,

Die Rückansicht des Schlosses

vor welcher in angemessener Entfernung eine Anzahl Buchen in 10 – 12füßiger Stammhöhe eine recht leichte Verbindung zur Gruppirung des Parkes bilden. Diese Buchen werden auf Kugelkronen geschnitten und nehmen je zwei davon in ihrer Mitte eine leichte Guirlande von Clematis vitalba auf; die letzteren sind so angepflanzt, daß ihre Ranken vom Boden verjüngend aufsteigen und ihren Vereinigungspunkt dicht unterhalb der Buchenkronen bilden. Die Kugelakazien haben sich für diesen Zweck nicht bewährt, indem ihre Kronen auf diesem freien Standort häufig vom Winde beschädigt und die Stämme nicht selten durch die Winterkälte zu Grunde gerichtet wurden.

Von den Rasenplätzen des Parks werden alljährlich einige umgelegt. Sie werden im Herbst gegraben, im Frühling geebnet und gewalzt und mit einer Rasenmischung obenauf besäet, welche bei I. G. Booth & Comp. in Hamburg centnerweise in vorzüglicher Qualität verkauft wird. Herr Franz empfiehlt diese Mischung als die beste, die es giebt, weil sie in ihrer Zusammensetzung die Bodenverhältnisse berücksichtigt.

Die westliche Seite des Parks besteht aus 5 Magd. Morgen sehr leichtem Sandboden und eignet sich deshalb vortrefflich zur Cultur der Fichten oder Rothtannen, welche denn auch massenhaft darauf angepflanzt sind und uns durch zweckmäßig gelegte Wege im Gewande eines Wintergartens überraschen. Dieser Wintergarten hat dichte Bestände von herrlichen Rothtannen, die sehr häufig als Bezugsquelle für Anpflanzungen in der Umgegend benutzt wurden und in ihrem Ertrag die Vervollkommnung neuer Einrichtungen unterstützten. Derselbe wird durch eine Allee von Linden und Ahorn vom eigentlichen Park getrennt und führen die Verbindungswege von hier nach einer 1 Morgen 10 Ruthen großen Baumschule zur Anzucht von Pappeln, welche auf rigoltem leichten Sandboden außerordentlich schnell heranwachsen und in ihrer Benutzung den Selbstbedarf der Straßengarnirungen decken.

Hier an diesem westlichen Ende des Parkes interessirt uns nun vorzugsweise die Benutzung zweier Wirthschafts – Gebäude in einer Länge von 230 Fuß zur Anzucht von Spalier = Obst. Die Anlage ist noch jung, weil die Gebäude neu aufgeführt sind, allein wir müssen dennoch einen Augenblick dabei verweilen, weil sie eine Nachahmung verdient von Seiten derjenigen Gartenfreunde, deren Wirthschafts – Gebäude in passenden Lokalitäten der Sonnenseite eine freie Wand darbieten. Die ganze Spalier-Anlage ist in einer Breite von 6 Fuß der Länge nach mit einer doppelt gepflanzten Weißdornhecke eingepflanzt. Dieselbe soll in einer entsprechenden Höhe und in solcher Undurchdringlichkeit herangebildet werden, daß sie den fruchttragenden Spalier-Bäumen Schutz vor unberufenen Gästen gewährt. Zur Anpflanzung ist 24 Fuß tief rigolt, und sind die Dornsetzlinge dazu in gutbewurzelten Exemplaren aus dem Walde entnommen, welche beim Einpflanzen tief bis zur Erde gestutzt wurden. Dem Einwande, daß die Anpflanzungen an solchen Gebäuden die Feuchtigkeit vermehren und durch ihre Wurzeln die Fundamente sprengen oder wohl gar die Bildung des Hausschwammes befördern, müssen wir auf Grund vielfältig eigner Beobachtung widersprechen. Die Feuchtigkeit eines Gebäudes wird mittelbar weit mehr dadurch herbeigeführt und befördert, wenn 5 Fuß entfernt stehende hohe, dichte Laubmassen dasselbe decken und den Luftzug hemmen, als dadurch, wenn dieser Luftzug frei und ungehindert durch die Aeste der Spalierbäume spielt, deren Wurzelorgane die Feuchtigkeit des Fundaments notorisch mehr verringern als vermehren. – Wir treffen an diesen Wänden die feinsten Birn- , Aprikosen- und Pfirsich = Sorten. Was die Birnsorten anbetrifft, so ist es die Absicht des Herrn Franz hier solche Sorten zu ziehen, die als Tafelfrüchte vortrefflich sind, und sich in ihrer Reisezeit aufeinander folgen. Zwischen der Virguleuse, Beurre Napoleon, der Grumbkower Birne bis hinauf zur schönsten Winterbirne, folgt eine lange Zeit, in welcher der Mangel an Tafelbirnen nicht bloß hier, sondern überhaupt in der ganzen Provinz fühlbar ist, dem aber abgeholfen werden kann durch eine Einrichtung, welche, wie die hiesige, bei der Anpflanzung solche Sorten berücksichtigt, die aufeinander folgen und eine ununterbrochene Lieferung von schönen Tafelbirnen gestatten. Die feineren Wintertafelbirnen verlangen nun einmal zu ihrer vollkommenen Ausbildung in unserm Klima eine geschützte Lage und eine vermehrte Sonnenwärme, und deshalb sind sie hier ganz am Platz. Wir treffen hier die Jagdbirne, Maria Louise, Diels Butterbirne, Kaiser Alexanderbirne als höchst schätzbare Tafelfrüchte, die sich zur Anpflanzung in solchen Lagen ganz besonders empfehlen.

Die zweite den Park begränzende Spalierwand liegt in einiger Entfernung vom Schloß; sie ist in einer Länge von 80 Fuß und in einer Höhe von 20 Fuß hauptsächlich mit Wein angepflanzt. Die in Cultur befindlichen Sorten sind folgende: Früher Leipziger, weißer Schönedel, rother Schönedel, spanischer Perldiamant, blauer Malvasier, Diamant, blauer Augustwein und Fuhrmanns Malvasier.

Bevor wir uns der Ostseite des Parks zuwenden, weidet das Auge sich gern an der Gruppirung, an den Vorsprüngen dunkler Tinten der Blutbuchen, und erfreut sich des stattlichen Wuchses der Pyramiden-Eichen. Die Obstbäume, welche hie und da im Rasen vertheilt stehen, sind eine schöne Zierde und sowohl in der Blüthe, als mit ihren Früchten höchst angenehme Erscheinungen.

Im Süden wird der Park durch lebendiges Wasser in wechselnder Breite von 20 bis 95 Fuß begrenzt. Dieses Wasser enthält eine malerisch bepflanzte Insel, von welcher dem Auge Fernsichten von überaus vortheilhafter Wirkung dargeboten werden. Die Zugbrücke und die nicht weit von hier auf einer Anhöhe befindliche und mit einer Alpenflora, Farnen, Rosen und Georginen umgebene Statue beleben den Schluß der Anlage und lassen der Phantasie einen weiten Spielraum. In dieser Gegend des Parks sind auch die vom Herrn Franz gezogenen Hybriden, Rhododendron und Acaleen in den Vordergründen und an höher wachsenden Baum- und Strauchgruppen angelehnt und in der Blüthe ein ausgezeichneter Schmuck. Dieser, im wahren Sinne des Worts, prachtvolle Blüthenwald entfaltet sich mit der Flieder- und Goldregenblüthe fast gleichzeitig und ist auch für jeden andern Garten- und Blumenfreund nicht so schwer erreichbar, wenn er den Pflanzen nur die rechte Pflege angedeihen läßt und die Bodenverhältnisse so herstellt, daß sie das Wachsthum dieser schönen Sträucher begünstigen.

Die östliche Seite des Parks nimmt die Gewächshäuser und Treibereien auf. Vor dem Eintritt in diese Räume sind es noch mancherlei andere Gegenstände, die der Beachtung in hohem Grade werth sind. So sehen wir hier eine in neuerer Zeit im allgemeinen vielfach vernachlässigte Blume hoch in Ehren gehalten; wir meinen die prächtigen Hortensien, die in einer Anzahl von 400 Exemplaren in Töpfen und unter dem leicht beweglichen Dache der Akazien auf einer 8-10 Fuß hohen Stellage eine Nische bilden, die mit ihren großen, zahlreichen Blüthen, vom Flügel des Schlosses aus gesehen, ihre Wirkung nicht verfehlen können. Die Hortensie ist so sehr leicht zu cultiviren, dankbar in der Blüthe und bringt wie hier in Massen aufgestellt, immer einen Effect hervor, der durch keine andere Blume zu erreichen ist.

Das Gewächshaus ist 77 Fuß lang und 19 Fuß tief und enthält 3 Abtheilungen. In der ersten Abtheilung wohnen Orangen, Ericen, Pelargonien, Rosen, Cinerarien, Epacris c.; in der zweiten befinden sich immer geschmackvolle Zusammenstellungen von blühenden Pflanzen und in der dritten werden Camellien und Neuholländer cultivirt. An diesem Gewächshause reiht sich das TreibHaus. Die Länge dieses Hauses beträgt 54 Fuß und die Tiefe 19 Fuß. Dasselbe enthält 2 Abtheilungen für Ananas und eine Abtheilung für Warmhauspflanzen; im Ananashause werden auch Bohnen in Töpfen getrieben. Vor diesem Gewächs- und Treibhause bietet ein regelmäßiges Parterre hinlänglichen Raum dar zur Aufnahme der annuellen Florblumen und Neuholländer etc. in freien Gruppen.

Nordöstlich schließt sich diesen Häusern unter hinlänglichem Schutz die Mistbeet–Treiberei von 30 Fenstern an; der Hintergrund dieses Raumes besteht aus einem Sonnen–Weinhause von 50 Fuß Länge, 5 Fuß Tiefe und 10 Fuß Höhe; den Vordergrund bildet ein feststehender Kasten mit Canalheizung in 2 Abtheilungen, von welchen die eine als Anzuchtkasten für die Ananas–Treiberei und die andere zum Treiben von Bohnen, Erdbeeren und Champignons benutzt wird. Die Roseberry- und die Scharlach–Erdbeere werden zum Treiben vorzugsweise geschätzt.

Die herrschaftlichen Gemüsegärten sind in angemessenen Entfernungen mit 223 Stück hochstämmigen Kern- und Steinobstbäumen in werthvollen Sorten bepflanzt und umfassen ein Areal von 9 Magd. Morgen 90 Ruthen. Sie liegen in 2 getrennten Abtheilungen. Die erste Abtheilung hat einen Flächeninhalt von 4 Magd. Morgen 106 Ruth. und wird von einer 208 Fuß langen Spalierwand im Norden gedeckt. Der Boden ist zwar leicht und zum Theil sehr sandig, allein das Gemüse gedeiht bei guter Bearbeitung und wiederholter Düngung dennoch recht gut; nur zur Anzucht von Obstbäumen ist derselbe wegen seines im Untergrunde fast durchweg gelagerten Raseneisensteins nicht passend.

Die Spalierwand ist der ganzen Länge nach mit Wein, Pfirsich, Aprikosen und edlen Birnen angepflanzt, die wegen voraufgegangener und fortdauernder Verbesserung des Bodens ein recht kräftiges Wachsthum haben. Die im Garten befindliche Weintreiberei besteht in einem 42 Fuß langen, 9 Fuß tiefen und 10 Fuß hohen mit aufrechtstehenden und liegenden Fenstern construirten und mit Canalheizung versehenem Hause in zwei Abtheilungen, welche abwechselnd getrieben wird. Der Hauptweg des Gartens wird von Rabatten begleitet, welche ganze Sortimente von Rosen, Stauden u. s. w. enthalten. Hinter diesen Rabatten sind die regelmäßigen Gemüse-Quartiere mit einer fortlaufenden Reihe freistehender Obst-Spaliere und Fruchtsträucher umkantet, die durch Pflege und Schnitt sehr gut gedeihen und eine eben so mannigfaltige als belehrende Unterhaltung darbieten. An werthvollen und richtigen Obstsorten treffen wir hier die Ordensbirne eine vortreffliche Tafelfrucht, die bereits Mitte August zeitigt und sich volle 3 Wochen hält, – die köstliche Birne von Charneux eine frühe Herbstbirne und eine der besten Früchte unter ihresgleichen, die zu Charneux bei Aachen aus einem Kern erzogen wurde, zu Anfang October reift und sich 6 Wochen hält, – Colonia’s köstliche Winterbirne, gelbe Sommerbutterbirne, Winter–Rousselette; König Jacobsreinette – zeitigt im December und hält sich bis in den Sommer ohne zu welken – Reinette von Breda, Limonenpepping, Winter=Goldparmäne, engl. Gold=Gülderling u. a. S. In diesem Garten befindet sich auch die Stauden–Sammlung in einer Auswahl von 400 solcher Species, welche sich durch die Schönheit ihrer Blüthe, Form und Größe zur Ausschmückung der Gärten besonders empfehlen; sie sind richtig und sauber bezeichnet und eignen sich als ein vorzügliches Bildungsmittel zum Unterricht für die Lehrlinge, deren zukünftig glücklicher Lebensberuf uns hauptsächlich davon abzuhängen scheint, in welchem Grade sie es sich angelegen sein lassen, die hier empfangene reiche Saat von nützlichen Kenntnissen zu pflegen und, des Beispiels ihres Lehrherrn eingedenk, zum Nutzen und Vergnügen ihrer künftigen Herrschaft zu entwickeln.

An Gemüsepflanzen sind fast alle Sorten in Cultur. Als besonders empfehlenswerth ist auch der in neuerer Zeit vielfach gerühmte Riesenspargel befunden worden; an spargelartigen Pflanzen werden außerdem noch Seekohl, Rhabarber und Artischocken gezogen. Die Cultur des sogenannten Loch-Spargels wird ebenfalls empfohlen, weil sie keine besondere Quartiere verlangt und sich in Gärten von beschränktem Umfang mit Vortheil betreiben läßt. Zur Cultur des Lochspargels wird 4 Fuß breit gedüngt und 2-3 Fuß tief rigolt; diese Stellen werden dann mit 3-5 Stück 3jährigen Pflanzen besetzt und in der Folge behäufelt, sie geben dann gut behandelt, immer noch einen ansehnlichen Ertrag.

Die zweite Abtheilung hat einen Flächeninhalt von 4 Mgdb. M[orgen] 154 [Ruthen] und wird an der Nord- und Westseite von einer Mauer umgeben, die in einer Länge von 775 Fuß zur Spalierzucht benutzt wird. Wir treffen hier an Pflaumen: Prune Ransleben, doppelte Mirabelle, Reine Claude; an Kirschen: Schatten=Morelle, rothe Maikirsche, doppelte von der Natt, frühe Amarelle; an Pfirsichen: Grand Royal, Pavle Melcaton, rothe Magdalene, weiße Magdalene, doppelte Montagne und die Venusbrust; an Aprikosen: die frühe Orangen-Aprikose und die von James Booth & Söhne verbreitete sehr werthvolle Kaiser=Aprikose – Imperial Pine apple Apricot; an Birnen: die Champagner=Birne, van Marum’s Schmalzbirne, Marie Louise, Kronprinz Ferdinand von Oestreich u. v. a. S.

Von hochstämmigen Pflaumen wurden neuerdings in diesem Garten ein ganzes Sortiment in Mutterbäumen angepflanzt, die in ihrem Verhalten zum Clima und Fruchtertrag geprüft und, wenn werthvoll befunden, die Grundlage für neue Veredlungen bilden sollen. Wir heben folgende Sorten hervor : Maiers Königspflaume, Schweizerpflaume, rothe Aprikosenpflaume, große gelbe Dattelpflaume, blaue Kaiserpflaume, doppelte Mirabelle, gelbe Mirabelle, Huling’s superb, weiße Diaprée, Reine Claude Monstreuse de Bavay, die unvergleichliche Pflaume, blaue Eierpflaume, rother Perdrigon, Nonesuch.

Die 58 Ruthen große Baumschule enthält alle Obstgattungen und producirt hauptsächlich die besseren, werthvollen Obstsorten zur Anpflanzung, theils hochstämmig, theils aber auch auf Unterlagen von Birn-Quitten veredelt zur Anzucht von Spalierbäumen. Als Bezugsquelle von Edelreisern ist die rühmlichst bekannte Baumschule des Herrn Förster Schmidt zu Blumberg benutzt.

Die Fruchtsträucher sind in reichlicher Menge und in vielen schönen Sorten vorhanden. Es werden z. B. an 8 Sorten Johannisbeeren, 5 Sorten Himbeeren und 5-7 Sorten Stachelbeeren cultivirt. Die Vierlander- oder Zimmt–Erdbeere wird besonders geschätzt wegen ihrer Süßigkeit und reichen Tragbarkeit und deshalb in Menge angebaut; außer dieser befinden sich noch folgende Sorten in Cultur: Scharlacherdbeere, Roseberry, Keen’s-, Wilmots superb-, Downton Strawberry-, Methven scarlet Strawberry- , Monats- und Bienenkorberdbeere.

Die Nützlichkeit und Zweckmäßigkeit dieser Abtheilungen sind einleuchtend und ihre vielversprechenden schönen Anpflanzungen verdienen die Theilnahme und Aufmerksamkeit des gartenliebenden Publikums in hohem Grade. Beide Abtheilungen machen im Sommer einen angenehmen Eindruck und beweisen recht deutlich, daß auch in unserm Clima die sorgfältige Pflege des Obst- und Küchengartens sehr wohl mit einem gewissen Grad von Nettigkeit vereinbar ist.

Die dem Gute angehörigen 31 Arbeiter – Familien haben alle Gärten und beträgt die Gesammtfläche derselben 16 Magd. Morg. 109R. Sie sind im Ganzen mit 893 Stück Kern- und Steinobstbäumen (durchschnittlich kommen also 28 Obstbäume auf eine Familie) in solchen Entfernungen bepflanzt, daß sie den Anbau von Kartoffeln und Gemüse nicht beeinträchtigen und geben zusammenhängend ein sehr erfreuliches Bild von dem behaglichen Zustand, in welchem sie sich unter der wohlwollenden Herrschaft befinden. In der Pflege ihrer Gärten werden die Leute vom Herrn Franz unterstützt, indem derselbe von Zeit zu Zeit eine Revision der Obstbäume vornimmt und ihnen auch zuweilen Pflanzen unentgeldlich verabfolgt; durch diesen in Aussicht stehenden Gewinn wird unter einer so zahlreichen Bevölkerung der Sinn für Ordnung und Sparsamkeit angeregt und die Liebe zur Herrschaft befördert. Wir dürfen es bei dieser Gelegenheit auch nicht unerwähnt lassen, daß der Schullehrer Herr Worpitzky daselbst in seinem Garten die Anlage einer Baumschule bewirkte, in welcher derselbe seinen Schülern die Anfangsgründe in der Veredlung und Aufzucht der Bäume beizubringen und auf diese Weise die Schonung derselben zu fördern beabsichtigt.

Freuen wir uns also, daß wir in der Carlsburger Gärtnerei eine in allen Zweigen tüchtige vielseitige Anstalt besitzen, welche nicht bloß unmittelbar durch ihr Beispiel ein Sporn für den Fortschritt der Gartencultur im Lande ist, sondern auch mittelbar vielfach dadurch nützlich wird, daß sie Gärtner heranbildet und entläßt, welche schon sehr oft das Zeugniß der Brauchbarkeit und des praktischen Taktes ablegten, und die vermöge ihres Fleißes auch gerne von solchen Gartenbesitzern gesucht werden, die in der Gärtnerei nur vorzugsweise die nützlichen Beziehungen zur Landwirthschaft gepflegt sehen wünschen. – F. J.

*Der Beitrag ist erschienen in: Sechster und siebenter Jahresbericht des Gartenbau – Vereins für Neuvorpommern und Rügen. Herausgegeben von dem Vorstande und bearbeitet von Jühlke, academischem Gärtner und Lehrer des Gartenbaues an der Königlich Preuß. Staats- und landwirthschaftlichen Academie Eldena, Secretair des Gartenbau -Vereins, correspondirendem und Ehrenmitgliede mehrerer Vereine zur Beförderung des Gartenbaues. Mit 2 Tafeln Abbildungen und in den Text gedruckten Zeichnungen. Greifswald. In Commission bei L. Bamberg. 1852.3. Seite 103-111

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Veröffentlicht von

Ursula

30 Jahre meines Lebens verbrachte ich in Leipzig, holte nach Abschluss der 10. Klasse und neben meiner Tätigkeit als Buchhändlerin in der Internationalen Buchhandlung Leipzig das Abitur an der Volkshochschule nach und studierte anschließend Germanistik an der Karl-Marx-Universität Leipzig. Neun Semester später wurde ich als wissenschaftliche Assistentin in der Literaturwissenschaft der Universität Greifswald mit dem Ziel zu promovieren, eingestellt. Meine Dissertation über den Satiriker des 17. Jahrhunderts, Johann Michael Moscherosch, verteidigte ich 1987. Zu der Zeit arbeitete ich in der Fachbibliothek des Historischen Instituts. Von 1988 bis 1990 lebte ich mit meinem Mann in Vilnius und lehrte als Sprachlektorin an der Universität Vilnius. Nach unserer Rückkehr arbeitete ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin in Greifswald, ab 1993 dann als Leiterin des Zentralen Prüfungsamtes der Universität Greifswald. Seit einiger Zeit bin ich im Unruhestand und beschäftige mich mit verschiedenen Themen, zunächst mit dem Leben meines Großvaters mütterlicherseits, Franz van Himbergen, nun mit Caroline von Bismarck Bohlen. Aber auch das Leben in der Gemeinde Karlsburg, insbesondere aber das Steinfurther Dorfleben liegt mir in besonderer Weise am Herzen. Aus diesen Gründen habe ich diese Website eröffnet.

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