Aus der Geschichte Carlsburgs: das Hausbuch: Theodors Eintragungen 1815-1872: das Kapitel über Ökonomie

Theodor von Bismarck-Bohlen beginnt dieses Kapitel mit der Schilderung der ökonomischen Situation in Ackerbau und Viehzucht, wie sie sein Schwiegervater vorgefunden hatte, als er mit seiner Familie im Frühjahr 1809 in Karlsburg anlangte. Und die war denkbar schlecht infolge einer unvorstellbaren Misswirtschaft. Unter der Verwaltung des General Lieutnants Gr. Bohlen, des Großvaters meiner Frau, war Carlsburg in 3 Feldern, Gr. Jasedow und Steinfurt aber in 10 Schlägen [einheitlich bewirtschafteter Teil eines Feldes] bewirthschaftet worden. In den früheren Zeiten scheint der Ertrag der Güter an Korn, nach einzelnen alten Rechnungen, oft sehr bedeutend gewesen zu seyn, besonders während zwey tüchtige Männer Nahmens Dämlow und Kruse, als Inspektoren an der Spitze standen. Als aber allmählich alles durch Mangel an Aufsicht und Betriebskapital mehr und mehr zurückkam, ein Augendiener [Schmeichler] und eben so schlechter, als wahrscheinlich auch betrügerischer Inspektor Nahmens Kulow, der Wirthschaft vorstand, zwey natürliche Söhne des Gen. Lt. [Generallieutnant], beyde gleich unwißend und träge als Wirthschafter in Crentzow und Carlsburg (der eine sogar an letzterm Orte nach Kulows Abgang als Inspektor) gesetzt wurden, der Herr selbst aber bey zunehmenden Jahren und mangelhaften Kenntnißen der Landwirthschaft, sich nicht mehr darum bekümmerte, als im Jahre 1806 seine zweite Frau eine geb. vStrantz, welche durch Ordnung noch einigermaßen alles etwas zusammen gehalten hatte, plötzlich starb, und er nun gänzlich in die Hände einer Mätresse [siehe Lebensbeschreibung Carolines] fiel, gerieth die ganze Wirthschaft in einen beispiellosen Verfall. Der Abgang an Spann= und anderem Vieh wurde aus Geldmangel nicht wieder ersetzt, wegen Mangel an Arbeitskräften wurde bey Carlsburg nur noch unmittelbar um den Hof, der beßere Boden, einigermaßen ordentlich bestellt, der Mangel an Dünger und den geringen Viehstapel und verminderte Streumaterial, bewirkte das Aussaugen des Bodens, besonders bei Carlsb. immer mehr, besonders da fast gar keine Brache gehalten, sondern immer nur eine möglichst große Fläche schlecht und oberflächlich bestellt wurde, so daß am Ende selbst die Bauern in Zarnekow sich durch einen Grenzgraben gegen das überhandnehmende Unkraut haben schützen wollen. Ähnlich ging es auch den andern Gütern, und das nicht regelmäßig gelehete Gesinde, verrichtete natürlich seinen Dienst mit der aller größten Nachläßigkeit. Nichts desto weniger wurden dem Herrn von den schönsten und ergiebigsten Erndten lügenhafte Berichte gemacht um ihn zu andern Zwecken bey guter Laune zu erhalten. Ohne alle Rücksicht wurde alles Vorhandene angewandt, dem Bedürfniße des Augenblickes abzuhelfen, und (fast klingt es unglaublich, allein es ist buchstäblich wahr, und mir oft von dem Inspektor Lösewitz versichert und an Ort und Stelle gezeigt worden) auf diese Weise z. B. nicht allein die Diehlen Bedeckung des Kornbodens, über dem maßivem Pferdestall verbraucht, sondern auch sogar die eisernen Bänder und Klammern, welche die Art von Gängewerk über der Reitbahn in diesem Gebäude hielten und verbanden, aus Mangel an Eisen abgerißen, wodurch natürlich das Gebäude binnen kurzem bedeutend gelitten haben würde, wenn nicht mein Schwiegervater bald darauf alles wieder in Ordnung gesetzt, und so dasselbe vom baldigen Verfall errettet hätte. In welchem Zustand die übrigen, auf ähnliche Weise vernachläßigten Gebäude geriethen, wie die dringendsten und unentbehrlichsten Reparaturen und Ergänzungen der Acker Instrumente, Wagen, Geschirre etc. unterblieben, läßt sich denken. In diesem traurigen Zustande übernahm mein Schwiegervater 1809 die erschöpften Güter, wo es an allem mangelte. Er hatte das Glück in der Person des Inspektor Lösewitz einen treuen, umsichtigen und sehr thätigen Mann zu bekommen, sowie deßen nachherige Frau die Dem. Döhn die innere Wirthschaft mit größter Thätigkeit und Ausdauer übernahm und vorstand. Carlsburg welches in 3 Feldern bewirthschaftet worden, wurde 1811 regelmäßig in 6 Binnen und 9 Außenschläge getheilt, und welcher Eintheilung es jedoch 1827 in 7 Binnen = und 5 Außenschläge überging. Gr. Jasedow blieb wie es war in 10 Schlägen, Steinfurth hingegen, ging 1817 von 10 Schlägen in 7 über.
Indem ich mich gern von dem traurigen und beklagenswerthen Zustand der Güter abwende, welches ich oben von dem Zustande der Güter entworfen, als sie mein Schwiegervater übernahm, gebe ich mich gern der Hoffnung hin, daß dasselbe wenigstens dazu dinen möge, allen meinen lieben Nachkommen es lebhaft vor Augen zu stellen, wie Sorglosigkeit, unmäßiger prahlerischer Aufwand, Unordnung und Mätreßenwesen, jeden Wohlstand und jedes Glück zerstöhren. Zugleich aber mag auch diese traurige Schilderung dazu dinen, die Größe der Verdienste welche mein Schwiegervater um den jetzigen großen Flor der Güter hat, in das gehörige Licht zu stellen, da ohne seinen wirklich großen Entschluß, die Güter in diesem verzweifelten Zustand anzunehmen, und sein und seiner Frau Vermögen daran zu wagen, ohne sein folgerechtes und fortwährendes Streben, allmählich und nach Maaßgabe der Anfangs sehr beschränkten Mittel, alles wieder in Stand zu setzen, ohne seine große Sparsamkeit und Ordnung, ohne das Vertrauen, welches ihm diese, so wie seine Redlichkeit bey seinen Gläubigern erworben, er entweder dies ganze Unternehmen nicht hätte beginnen können, oder doch dabey gescheitert wäre, und also in beyden Fällen, seinen Nachkommen nicht ein so trefflich geordnetes Vermögen hätte hinterlaßen können. –

Nach dem Tod seines Schwiegervaters, im Frühjahr 1828, übernahm Theodor also ein schuldenfreies und wohlgeordnetes Anwesen, nicht zuletzt, weil tüchtige Inspektoren ihm zur Seite standen.

Um gute Ernteergebnisse zu erzielen spielte damals wie heute das Wetter eine wichtige Rolle und war entscheidend dafür, ob eine gute, mittelprächtige oder schlechte Ernte eingefahren werden konnte. Damals wie heute waren die Landwirte kaum oder gar nicht mit dem Wetter und den daraus folgenden Ernteergebnissen zufrieden. Etwas störte immer: entweder war es zu nass, zu trocken oder Hagel und Schnee führte zu Missernten. Einzig die Jahre 1829 waren sehr (darüber werden kaum Worte verloren) und 1842 ziemlich gut: günstiges Frühjahr, allein eine fürchterliche Dürre im Sommer. Danach eine höchst gesegnete Erndte hier im Sommerkorn und Erbsen. Das schlecht bestellte Winterkorn war nur mittelmäßig ausgezeichnet in Qualität. Die Erndte auch nicht einen Tag durch Regen unterbrochen. Klee mittelmäßig und so auch die Wiesen, welche im Anfang des Herbstes schon dem Rindvieh eingegeben werden mußte, da es so sehr an Weide fehlte.

Oft wird berichtet, daß Hagel ganze Schläge verwüstete oder große Hitze und Dürre die Ernte vernichtete und die Brunnen austrocknen ließ. 1858 schreibt Theodor: Hagelschlag unglaubliche Dürre so daß im Herbst fast alle Brunnen leer und fast den ganzen Winter das Waßer für das Vieh gefahren werden muß und alle Sölle fast austrocknen.

Zwei Einträge bleiben dem Leser des Hausbuches in Erinnerung, da in diesen zwei besonders schwere Jahre für die Karlsburger Güter und darüber hinaus beschrieben werden.

1841: Ungewöhnlich kühler und naßer Sommer und Herbst. Es regnete von Johannis bis gegen Ende 8ber[Oktober], fast alle Tage, oft in Strömen, so daß das Heu und Korn Erndte nur mit den aller größten Anstrengungen und Kosten und auch nur schlecht eingebracht wurde. Ein Theil der Nachmath blieb draußen und verdarb. An vielen Orten war dies mit einem Theil der Vormath und dem ganzen 2ten Schnitt des Heu. Noch fast 8ber wurde auf einzelnen Gütern z. B. Ranzin geerndet. An vielen Orten konnte gar nicht zu Winter bestellt werden, und auch hier und in Jasedow blieb etwas vom Winterschlag liegen.

1867: Außerordentlich kalter und naßer Frühling und Sommer. Mangelhafte Frühjahrssbestellung. Späte und durch den fortwährenden Regen, einfach gestörte, sehr schlecht wie wir sie seit 37 Jahren nicht hatten. Fast völliger Mißwuchs. Zum Glück vieler und vortrefflicher Klee und anderes Heu, welches theilweise auch gut ward. Kartoffeln an vielen Stellen nicht die Aussaat neu … Fast der ganze Kr. Grimmen und ein Theil des Franzb. und Rügenschen, total verhagelt, auch Niederhof. Ich muß an 1200 rm Hagelschadenbeitrag zahlen. Großer Mangel theilweise auch hier, allein ein entsetzlicher Zustand in Ostpreußen. In Folge der großen Noth der Typhus an vielen Orten, woran viele Menschen sterben. Millionen vom Staat gegeben, angeblich reiche Beiträge aus unserm Vaterlande, und ganz Deutschland, England, Frankreich, Amerika. Noch weit größere Noth im nördlichen Schweden, Finnland, den ruß. Ostsee Provinzen, einem Theil von Sibirien. Sehr hohe Kornpreise natürlich Weitzen über 100 rm, Roggen bis 75 rm. Allein wer hat nichts zu verkaufen. Etwa 1000 Sch. Weitzen wird alles seyn, was ich verkaufe. In diesem, wie auch im vorigen Jahr hat sich der sogenannte Johannisroggen vor allen anderen Winterroggen ausgezeichnet.

Neben der Witterung, die oftmals Missernten zur Folge hatten, wirkten sich die katastrophalen Ernteergebnisse auch negativ auf die Tierhaltung aus. In Folge der Näße im Sommer bekamen die Lämmer die Fadenwürmer und trotz aller angewandten Mittel, starben im Herbst und Winter, von 700, 236 St. daran.

Weitere Ausfälle und unvorhersehbare Ereignisse machten Theodor das Leben schwer: Rost am Weizen, Lupinen- und Kartoffelernte vernichtet, wiederholt Mäuse und Ratten im Saatkorn, Maul- und Klauenseuche bei Rindern und Schweinen, Schwankungen bei den Wollpreisen.

Auf den Gütern hatte Theodor Anfang der 1830er Jahre 26 Rindvieh und 300 Schaafe anschaffen können, und danach 30 Mastochsen gehalten. Auch für diese musste entsprechend Futter wie z. B. Klee angebaut werden. Mit der Zeit wurden die Ochsengespanne durch Pferde ersetzt. Neben den Reitpferden wurden Bau- und Ackerpferde gehalten, für die wiederum Roggen angebaut werden musste.

Den schlechten Bodenwerten versuchte Theodor mit dem Düngen der Felder zu begegnen. Jedes Jahr wurde ein Teil der Felder gemergelt, was zwar zunächst eine Steigerung der Erträge bewirkte, jedoch mit der Zeit die Böden auszehrte. Später experimentierte Theodor mit Guano und Schneiderschem künstlichem Dünger. Besonders unfruchtbaren Boden – z. B. am Hof bei der Mühle zwischen Mühlencamp und Paradies – ließ er mit Kiefern aufforsten bzw. ausäen. An anderer Stelle – am Hundewinkel, östlich von Steinfurth gelegen – wurde eine etwa gleiche Fläche in Ackerland umgewandelt. Moore wurden trockengelegt, mehrere Brüche gerodet. Auch technischen Neuerungen stand Theodor aufgeschlossen gegenüber. 1869- 1872 wurde eine Dampfmaschine für 2550 M angeschafft und da die Erndte, wenigstens an Fudern, überreichlich war, gleich tüchtig gebraucht. Von diesem Dampfpflug erzählte mir auch August Müller im Beitrag über die Aufsiedlung Steinfurths 1935.

Nachdem die Brauerei zunächst Gewinne abgeworfen hatte, musste sie zeitweise wieder stillgelegt werden, da die Ernte der dazu notwendigen Kartoffeln des öfteren zu gering war oder die Ernte völlig ausfiel. 1833 ließ Theodor zum ersten Mal im großen Stil Saatkartoffeln aus dem Oderbruch kommen und legte diese auf einer bedeutenden Fläche zwei Fuß tief. In späterer Zeit hatte er immer wieder mit Missernten zu kämpfen, wie der folgende Eintrag verdeutlicht.

1846: In diesem Sommer wurden die Kartoffeln, welche sehr schön standen, etwa gegen die letzte Hälfte Juny, von einer eigenthümlichen Krankheit befallen, durch welche das Kraut allmählich erst schwarze Flecken bekam, dann gelb und endlich schwarz ward, als sey es erfroren. Zuerst zeigte sich die Krankheit an den frühen, allmählich an den späteren, ganz zuletzt an den rothen Kartoffeln. Unter den zeitigen, besonders denen der Leute in den Gärten, zeigte sich auch faule Stellen, weniger unter den späteren und rothen. Die Krankheit des Krautes, wie mir scheint durch eine athmosphärische Einwirkung entstanden (auch andere Gewächse, Pflaumen, Stachelbeeren etc. waren befallen und viel Rost über dem Getreide), hatte natürlich die Folge, daß die Knollen ungewöhnlich klein blieben und ein förmlicher Mißwuchs in dieser Frucht sich zeigte. Ich gewann etwas 1/3 einer gewöhnlichen Erndte, viele der Tagelöhner nur etwa die doppelte oder dreyfache Aussaat, so daß ich sie im Winter mit Kartoffeln versorgen und ihnen auch mit Korn etc. beyst­e­hen muß. In den Gegenden, wo tiefer schwerer Boden ist, hat man kaum die Aussaat wieder geerndtet und danke ich dem Himmel doch noch, daß ich soviel gewonnen, daß ich zum nächsten Jahr die Aussaat habe, den Leuten helfe und die übrigen verfüttern kann, um bey den hohen Kornpreisen (Weizen 3, Roggen 2-2 1/3, Gerste 1,15), mehr Getreide zu verkaufen. Die Brennery kann aber gar nicht gehen und ist dies bey den sehr hohen Spirituspreisen ein empfindlicher Schade. 700 Sch. Kartoffeln den Leuten geschenkt.

Missernten bei den Kartoffeln werden im Laufe der Zeit immer wieder vermerkt und deshalb immer weniger angebaut.

Im nächsten Kapitel geht es um Wald, Holzertrag, Jagd und Wild.

Aus der Geschichte Carlsburgs: das Hausbuch: Theodors Eintragungen 1806-1873: das Kapitel über Gebäude

Wie geht man am besten mit einem tagebuchartigen Notizbuch wie dem Karlsburger Hausbuch um? Diese Frage stellt sich bei der Durchsicht gleich zu Anfang. Den abgeschriebenen Text einfach einzustellen, schien mir – außer in dem Kapitel über die Gutsgeschichte – nicht sinnvoll. Hinzu kommt, dass die Notizen entsprechend flüchtig niedergeschrieben wurden und teilweise fast unlesbar sind und sich auch nicht immer aus dem Sinnzusammenhang erschließen. Es gibt also Lücken. Hier nun der Versuch einer hoffentlich sinnvollen Zusammenfassung.

Liest man die Einträge im Kapitel “Gebäude” des Carlsburger Hausbuches – eine vergleichsweise trockene Lektüre, wird zuerst die Vielfalt der zu leistenden Arbeiten, die im Laufe eines Jahres auf dem Gut anfielen, augenfällig. Wie bei einem Mosaik setzt sich dem Lesenden nach und nach ein Bild zusammen, welches einerseits das Leben in Carlsburg und den dazugehörigen Dörfern in vielfältiger Weise zeigt, wenn auch nur aus der Sicht des Gutsherrn; andererseits gibt es einen Überblick darüber, wie es z. B. rund um das Schloss ausgesehen haben muss, von dem heute – 2024 – fast nichts mehr zu sehen ist.

Die Eintragungen betreffen alle Dörfer des Gutes: Carlsburg, Steinfurth, Groß Jasedow. Das Gut umfasste nicht nur das Schloss samt Schlosspark, Scheunen, Ställe und Gewächshäuser sowie dem Pflanz-, Obst- und Hausgarten, sondern auch die Häuser der Dorfbewohner und Gutsangestellten mit allem Drumherum wie Gärten, Viehställe, Brunnen usw. Der Gutsherr bzw. sein Inspektor hatte sich um den Erhalt aller Gebäude zu kümmern und sie instand zu halten. Wie es so schön heißt: Eigentum verpflichtet! Auch Modernisierungen nahm Theodor immer wieder vor, vor allem auch am und im Schloss. Um das anschaulicher zu machen, sollen zunächst die Einträge der Jahre 1829-1832 zitiert werden:

1829 Carlsburg, den Bau der neuen Brennerey angefangen, und dieselbe bis unter das Dach gebracht, und einen Theil des Gewölbes vollendet. (Der früh eintretende Winter störte die Arbeit schon am 16ten Nov.) neue Fenster in dem Schlaf= und dem grünen Kabinet, der grünen und der rothen Stube im Schloße.

1830     Carlsburg, Den Bau der Brennerey beendigt, so daß im October angefangen wurde zu brennen. Die Kosten beliefen sich, incl. der ganzen Einrichtung, und der von hier gelieferten Steine, jedoch ohne Holz, auf 11925 rmd 28 sgr 6. Das Holz ist geschätzt worden auf 338 sgr 8 – welche betragen die ganzen Kosten, deren spezielle Nachreichung in den Büchern von 1828/29 und 1830/31, 12264 rmd 6 sgr 9.

Den neuen Holzstall auf dem Brennerey Hofe erbauet und dabey die Gartenmauer zwischen dem Wirthschafts Hause und dem Badehause, verlegt und neu aufgeführt. Das neue Badehaus am Orangenhause erbauet. Den ganzen Viehstall, welcher zwey Längst Diehlen hatte und deshalb sehr kalt war, mit Quer Futtergängen und einer Diehle verändert. Die Krippen von geformten Steinen gemauert. Fast die ganze Ostseite der Haferscheune neu in Strohe gedeckt. Neue Fenster in der großen Gallerie im Schloß.

1831  Carlsburg, den Keller unter dem Kühlschiff in der Brennerey erbauet. Den 2ten größeren Aparat aufgestellt, der Keller kostete incl. Materialien 221 rmd 6 sgr. der Aparat 1989 rmd 18 sgr 3, so daß also die Total Kosten der ganzen Anlage nun, incl. verschiedener nachberechneter Gegenstände betragen 14913 rmd 21 sgr 9.

Den Pferdestall in Carlsburg umgedeckt. Den Vieh-Stall für das Dorfvieh in der Gersten Scheune angelegt, da der Vieh Stand vermehrt wurde. Die Steinmauer um den Viehhof neu gesetzt. Die Wesche bey Carlsburg neu angelegt. In der grünen und rothen Stube meiner Frau neue Berliner Öfen gesetzt.

Gr. Jasedow. Die neuen maßiven Schaaf Ställe erbauet. Die Kosten betragen, ohne Holz 1881 rmd 13 sgr 5, und ist derselbe, eben so wie die Brennerey, von dem Maurer Mstr Arndt zu Anklam erbaut worden. Neubau des Dorfbackofens.

Das neue Schulhaus wurde in diesem Jahr erbauet.

1832.     Carlsburg. Die große Gallerie, das Speisezimmer, und im grünen Zimmer meiner Frau, den Plafond [Zimmerdecke] erstern beyden aber ganz neu gemahlt.

Das neue Schulhaus, in welchem auch der Schaaf Mstr. wohnt erbauet.

Der neue Schweinestall von gesprengten Steinen erbauet.

Den neuen Schaafstall ganz, den alten auf der Westseite neu mit Rohr gedeckt.

Die Eisgrube ganz neu weißen, mit Mauersteinen erbauet.

Die Rörenleitung aus dem Kanal nach dem Brennerey Brunnen mit vieler Arbeit angelegt. 557 Fuß.

Das Staket zwischen dem Corps de Logis und dem Pferdestall neu gemacht.

Bedeutende Reparatur und Veränderung am Ananas Hause.

Gr. Jasedow. Das Taubenhaus auf dem Hofe neu erbauet.

Steinfurt. Das Zieglerhaus durchgebauet, und zu einem Kathen für 4 Familien eingerichtet.

Den neuen Obstgarten östlich des Kuhstalles angelegt, denselben mit einer Steinmauer und Spieszaun umgeben, und gleich ganz mit Bäumen besetzt. Auf gleiche Weise wurde noch der Garten südlich des Hauses vergrößert, und mit Obstbäumen bepflanzt, welche für beyde Gärten fast alle aus Wietstock von dem Hofrath Harsch a 7 ½ … gekauft wurden.

Brennerei: Auf die Brennerei setzte Theodor große Hoffnungen. Mit der Herstellung von Spiritus wollte er die schwierige ökonomische Situation des Gutes verbessern. Dies gelang ihm auch. 70% der Einnahmen erzielte er 1830 aus der Brennerei. 1840 wurden in der Brennerei weitere Neuerungen eingebaut: die neue große Druckpumpe, Quetschmühle zum grünen Malz, beydes mit dem Meßwerk verbunden, Neue Zapfenlager in der Mühle; neuer Unterbaum im großen Brunnen. Im Gärungskeller zwischen den Bottichen mit künstlichen Asphalt ausgegoßen.

1843 wird von einem Feuerausbruch berichtet: Das durch die Feuerbrunst v. 17ten Juny zerstörte Dach und innen die 2te Etage der Brennerey wieder erbauet incl. Holz = 180 rmd 9rs 6 … Den Umgang für die Pferde an der Roßmühle neu in Fachwerk und mit Brettern gedeckt. Ganz neue Pumpenbäume an der Großen und Saegepumpe.

Feuersbrünste, meist durch Blitzeinschlag oder auch Brandstiftung verursacht, waren sehr gefürchtet. Ob das Gnatzkower Schloss, welches im Herbst des Jahres 1732 eingeäschert wurde, Scheunen und Ställe, Katen oder die Brennerei, das Feuer kannte keine Gnade. Dazu kam, dass die Wege weit waren, das Feuer oft schon lichterloh brannte, ehe die damaligen bescheidenen Mittel wie Feuerspritzen zum Einsatz kommen konnten. Aber unverdrossen machte man sich danach wieder an den Aufbau der zerstörten Gebäude, da die Versicherung einen Großteil des Schadens beglich. Theodor erwähnte des öfteren den Ankauf von Feuerspritzen und traf Vorkehrungen für den Brandschutz. Der Eintrag über ein verheerendes Feuer 1871 in Groß Jasedow verrät neben dem Ausmaß des Schadens auch einiges über die landwirtschaftlichen Gerätschaften, die bei der Feldarbeit zur Verfügung standen: Am 9ten July (Sontag) Nachmittag 2 Uhr entstand in Jasedow oben an der First des Kuhstalldaches, in welchem niemand war, Feuer. Es ward erst nach 3 Uhr in Carlsburg bemerkt und als ich, mit meinen Sohn Carl hin eilend, ½ 4 dort ankam, stand, obgleich sehr wenig Wind war, der Kuhstall und 4 Scheunen, bereits völlig in Flammen und konnte man sich nur darauf beschränken, die letzte Scheune und den Pferdestall zu schützen, was sich, da viele Menschen und 6-7 Spritzen zur Stelle waren, durch Gottes Beistand, gelang. Zum Glück waren die Scheunen noch leer und auch nur etwa 10 Fuder Heu erst im Kuhstall und die Kühe auf der Weide, so daß nur 22 Ochsen verbrannten, sowie 6 Kälber, 5 sehr beschädigte Ochsen mußten z. Theil gleich getödted oder für 20 verkauft werden. Es verbrannten alle Wagen, da sie mit Kleeheu beladen, am Abend spät auf die Dielen gebracht waren, fast alle Pflüge, Eggen, Steltzen, Hechselmaschinen und Umzeug, Futterquetsche, Dreschmaschinen etc. Dazu das schöne Kleeheu auf dem Felde zum Einholen fertig, die Erndte vor das Thier und der Acker zur Saat zu bestellen und keine Opfer! Ich hatte zum Glück in Berlin, bei der Demobilmachung 4 Pf[erde] gekauft und wenige Tage später war in Stettin eine Auktion über Pferde, wo es dem Inspektor Waack gelang, noch 12 Pferde zu kaufen, es wurde in Eil noch Geschirre etc. für 4 Gespann Pferde beschaft etc. Es kam mir sehr zu Statten, daß am folgenden Tage, Morgens 5 Uhr, die Saaten in Anklam abgeliefert und bezahlt wurde, so daß es mir nicht an Geld fehlte, der Kuhstall war natürlich neu aufgebaut und es gelang denselben schon im October soweit herzustellen, daß das Vieh eingestellt werden konnte, auch die Nachmaht des Klees auf den Boden gebracht werden konnte, wo auch die südlich daran liegende große Scheune auch zeitig genug fertig ward, um das letzte Kleeheu darin unterzubringen. Die letzte Scheune (es wurden anstatt dieser 4 eingeäscherten nun 2 größere wieder gebaut) wird im nächsten Frühjahr erst gebauet werden. Da alles versichert war, so ist der materielle Schaden, durch 12858 13 9, die ich Entschädigung erhielt, wohl ziemlich zu decken. Da in dem Kuhstall, wo eben im Heu das Feuer entstand, niemand war, so ist dasselbe, ohne alle Frage, angelegt, doch ergab die Untersuchung gar nichts. Ich kann dem Herrn übrigens doch nur danken, daß er mich bis auf den Brant der Brennerei in Carlsburg, 1843, und diesen allerdings bedeutenden, 43 Jahre so gnädig schützte und daß dieser nicht 2 Monate später, wo alle Scheunen voll waren und nicht in der Nacht ausbrach, weil dann nicht allein meine sämmtlichen Kühe, sondern auch die der Leute verbrannt wären, endlich daß Niemand beschädigt wurde.

Der letzte Eintrag von Theodor: 1873. 1ter März.  Es ist in dem Ackerbuch der Wirthschaft p. 1ten July 1871/72, S. 14 und 15 etc, ein besonderes, bis Jan. 1873 geführtes Conto angelegt über den Wiederaufbau der zu Gr. Jasedow am 9ten Juli 1871 eingeäscherten Gebäude (4 Scheunen und Viehstall) incl. der für die verbrannten Ochsen angekauften Pferde, Ersatz der zerstörten Wagen, Ackergeräthe etc. Es wurden neugebaut die 2 Scheunen und wieder ausgebaut der ausgebrannte Kuhstall und beträgt dies alles, incl. des aus dem Forst entnommenen Holz zu der Scheune … in Summe 15209 rmd …; die ganze Brandentschädigung  12858 rmd …; Mithin also Verlust  2351 rmd …

Ställe: Schweine-, Schaf-, Kuh-, Pferde-, Kutsch- und Reitställe, aber auch Gänseställe werden erwähnt, an denen regelmäßig gebaut werden musste. Häufig ist die Rede von der Ausbesserung der Dächer, Erweiterung oder auch dem Neubau von Ställen wie z.B. 1855: Große und sehr kostspielige Reparatur des Pferdestalles, wo 2/3 der Balkenköpfe abgeschält, die 2 Träger und Säulen im Reitstall und desgl. in der Reitbahn das Gebäude gänzlich neu verlattet und ganz umgedeckt. Den Pferden – ob Reit- oder Ackerpferden – galt die besondere Aufmerksamkeit Theodors. Im Briefwechsel zwischen Vater und Sohn ging es ganz häufig und über weite Passagen um Pferde, die sie mit viel Sachverstand beurteilten – so, wie man sich heutzutage über Autos unterhält.

Scheunen: Neben den Ställen waren auch die Scheunen immer wieder reparaturbedürftig. Ob Tabak-, Erbsen- oder Gersten- Hafer- Roggenscheune: sie wurden weißiert, neu- oder durchgebaut, was soviel bedeutete, wie Altes auf Vordermann zu bringen. Daneben gab es Schuppen für Bretter und Nutzholz.

In den Dörfern: in den zum Gut gehörigen Dörfern wurden Wohnungen, Katen und Leutestuben durchgebaut oder verbessert, mit Ziegeln oder Stroh gedeckt. Brunnen, Dorfbacköfen, Steinmauern, Zäune, Remisen wurden errichtet oder repariert und Obstgärten angelegt, z. B. wurden je 2 Obstbäume in den Gärten der Dorfbewohner gepflanzt. Immer wieder wurde gepflastert, abgerissen, gebaut oder durchgeweißt. Ein Taubenhaus, Molkenhaus, eine Milchstube wurden eingerichtet, auch eine Buttermaschine wurde 1845 angeschafft.

Besondere Aufmerksamkeit richtete Theodor neben dem Erhalt der Dorfkaten auf die Häuser und Wohnungen einiger Gutsangestellter wie dem Gärtner, Tischler, Inspektor, Schmied, Weber, der Wirtschaftsmamsell, den Lehrlingen. In Zarnekow wurde das Pfarrhaus renoviert.

1862 wird das Steinfurther Gutshaus erwähnt: Die Nordseite des Guthauses neu gedeckt, z. Th. mit neuen Steinen. Wer darin gewohnt hat und welche Funktion es hatte, wurde leider nicht vermerkt. Hier soll auch erwähnt werden, dass es nach einer “Karte der Rittergüter Carlsburg, Steinfurth u. Gr.-Jasedow” zwei Ziegeleien unweit von Steinfurth gab (Karte vor 1818).

Grabkapelle: die Jahre 1858 und 1859 waren bestimmt durch den Bau der Grabkapelle in Steinfurt. Den Bau der Grabkapelle im Frühling angefangen, nach dem Entwurf des Geh. Ober Baurath Stüler, durch den Maurer Mstr Weidener aus Gützkow ausgeführt. Bis zum Winter unter Dach und alle inneren Wölbungen fertig. Polier Schmidt.

1859: Steinfurth. Die im vorigen Frühling begonnene Grab Kapelle, wurde Ende Juny ganz vollendet und die Leiche meiner geliebten Frau, am 24ten July ihrem Geburtstag dahin gebracht. S. 330 [Hausbuch; siehe auch die Seite zur Entstehungsgeschichte der Grabkapelle].

Schule: Die gräfliche Familie legte besonderen Wert darauf, dass die Kinder des Gutes regelmäßig den Schulunterricht besuchten. Caroline berichtete in einem Brief, selbst des öfteren dem Unterricht beigewohnt zu haben; sowohl Theodor als auch Caroline nahmen immer wieder an Prüfungen teil. Während Caroline die Zeit lang wurde, verfolgte Theodor aufmerksam und konzentriert die Leistungskontrollen. Blieben zu viele Kinder dem Unterricht fern, drohte sie auch schon mal damit, die kleinen Schulschwänzer zu Weihnachten nicht ins Schloss einzuladen. Das zeigte durchaus Wirkung; bei dem nächsten Besuch war die Kinderschar zahlreicher.

Dem preußischen Staat und seinem König eng verbunden, fühlten sie sich verpflichtet die Schulpflicht von den auf dem Gut Beschäftigten einzufordern. So entstand 1831 ein neues Schulhaus, das 1845 dann umgebaut und vergrößert wurde.

In Schlossnähe muss es neben dem Wirtschaftsgebäude, welches linkerhand des Schlosses stand, diverse Bauten wie Bienenscheuer, Badehaus, Eisgrube, Orangenhaus (1824), 1849 mit Doppelglas ausgestattet, oder Ananashaus (1828) gegeben haben. Ananas wurde aber nicht nur für den eigenen Verzehr angebaut, sondern vor allem nach Greifswald und Wolgast verkauft.

Kanäle: die Arbeiten an den Gräben wie das Verlegen von Röhrenleitungen oder Kanal- und Grabenreinigung wurden mehrmals ausführlich im Hausbuch, z. B. im Eintrag 1842, erwähnt: Abzugskanal aus dem Souterrin des Schloßes, da derselbe gänzlich verstopft, mit großer Mühe durchaus gereinigt. Mehr als 5 Fuder Schlamm! Das Stück von der Biegung unter dem Fahrdamm, bis zum Ausfluß ganz neu, da der Kanal eigentlich hier, unbegreiflicher Weise ganz aufhörte. Der Kanal geht von der Mitte des 2ten Fensters zunächst der Treppe am Hause, ganz gerade auf einen Strich, links des Therweges am Viehstalle, bis in gleicher Höhe mit dem Nordwestlichen Ende des Wirthschafts Hauses, und dann ein Knie machend, rechts auf die Anschluß Öffnung. Er ist am Schloße bis an das Knie, etwa 2/6tel Joch, und etwa so breit, die Spitze des Gewölbes etwa 1 ½ unter dem Boden. Vom Knie an ist es nur 1 ½ Fuß hoch, allein eben so breit als oben.

1852 heißt es: Den Canal um den Garten, bis gegen den Forstgarten gänzlich gereinigt und ausgekehrt 106 rmn. Die neue Zugbrücke gemacht.

Schloss: welche Arbeiten im Laufe der Zeit am Schloss durchgeführt, was alles erneuert wurde, kann hier nur aufgezählt werden: Fenster wurden erneuert, Berliner Öfen neu gesetzt, Malerarbeiten, Tapezierarbeiten durchgeführt, Neu- und Umbau, Renovierung, Ausbesserungen, Möblierung, Treppen eingebaut, Kamin erneuert, das Schloss 1835 neu abgeputzt, Küchenherd angeschafft, Galerie neu gedeckt, brasilianischen Kabinett 1844 eingerichtet (für die Mitbringsel, die Sohn Fritz auf seiner Brasilienreise als Begleiter des preußischen Prinzen Adalbert mitgebracht hatte), das Schloß wurde gänzlich mit einem Drain umgeben, 1853: Die Gallerie des Schloßes umgedeckt. Große Gallerie und Eßzimmer neuer Ölanstrich, letzteres noch ausgemahlt. Neues Meubel in dem Bilderzimmer. In beiden Zimmern meiner Frau neue Plüschbezüge und Portieren. 1855: Die neue Treppe Corps de Logis, 77 Treppenstufen. Anschaffungen wurden notiert: großes Bild von Max Schmidt gekauft, Spiegelscheibe im Kabinett, 4 Schalen von Zink, Billard, Gipsbüsten, Meubles usw.

Umgestaltung des Parks: 1836 wurde mit der Umgestaltung des Park begonnen, 1856: neues Kegelhaus und die Kegelbahn im Garten, 1858: Die Wege im Holz hinter dem Garten völlig zum spazirengehen und fahren eingerichtet. 1859: 2 neue Brücken bei der Insel im Garten. 1865: Den Neubau von Eisen und Glas an der Treppe nach dem Garten und die Treppe selbst fast völlig. 1867: Den Weg vom Scheenerberg (Uhlenberg) nach des Carolinenforst im Winter gemacht.

Das nächste Kapitel “Ökonomie” wird die hier beschriebenen Tätigkeiten von der finanziellen Seite her beleuchten. Bleiben Sie neugierig!

Du bist der Gott der Wunder thut: die Wernereiche im Steinfurther Forst

Eine Bastelei: so oder ähnlich könnte der Gedenkstein von der gräflichen Familie im Steinfurther Wald aufgestellt worden sein.

Vor vielen Jahren wurde im Steinfurther Forst ein in drei Teile zerborstener Gedenkstein gefunden mit der Inschrift:

5. April 1872

Du bist der Gott

der Wunder thut

Ps. 77.15

Lange haben wir im Freundeskreis gerätselt, was wohl der Anlass dafür gewesen sein könnte, solch einen Stein mitten im Wald in unwegsamem Gebiet aufzustellen. Dass es die gräfliche Familie veranlasst hatte, war ziemlich schnell ersichtlich. Nur warum? Was war passiert? War es vielleicht doch ein Todesfall, da das Denkmal wie ein Grabstein aussieht? Jedoch das Tagesdatum und der Spruch, der auf ein Wunder hinweist, sprechen wiederum dagegen.
Vor einiger Zeit nun, nachdem ich über zwei Jahre in den Archivalien des Pommerschen Landesarchivs u. a. auch nach dem Geheimnis des 5. April 1872 geforscht hatte, fand ich im Hausbuch der Grafen Bismarck Bohlen einen Eintrag von Theodor:

1872. 5ten Apr. des Herrn schützende Hand hat am heutigen Tage namenloses Unglück von uns abgewendet. Ihm sey Lob und Dank! Mein ältester lieber Sohn, war mit Werner Arnim auf dem Rundgang und sank auf dem Steinfurther Revier, mit dem einen Fuß in eine tiefe alte Torf= oder Fenngrube bis fast an die Hüfte ein, so daß er nicht allein herauskommen konnte, das gespannte Gewehr in der Hand haltend. Werner ihm zu Hülfe kommend, faßte dasselbe vorn an und brachte, indem er auch tief einsank, die Mündung des Gewehres, sich auf den Leib und in demselben Augenblick wendete sich dasselbe und der ganze Schuß Hagel ging ihm in die Seite unter dem Arm durch, die Joppe zerfetzend, so daß alles verbrannt war und viele Hagelkörner in der Joppe steckten und nur 1 Korn ihn leicht streifte! Es ist kein Zweifel, daß wenn nicht durch Gottes Gnade, das Gewehr gerade diese glückliche Richtung gehabt hätte, der Schuß in dieser Nähe ihn unfehlbar getödtet hätte. Zum dauernden Andenken an diese Abwendung unsäglichen Unglücks, ist nahe der Stelle, eine Eiche gepflanzt und am 21ten Mai ein Denkstein gesetzt worden.

Auf einer Kuppe steht im Verein mit alten Buchen die Wernereiche – ein magischer Ort!
Mitten im Steinfurther Wald ein Kreis aus Feldsteinen in der Nähe der Fundstelle des Gedenksteins, vermutlich der Standort

Friedrich schilderte dieses Ereignis in seinen Aufzeichnungen “Aus unserem Leben für unsere lieben Kinder”, welche er im März 1890 niederschrieb, folgendermaßen: hier mögte ich aber doch kurz das Kreuz u. die Freuden erwähnen[,] die uns immer fester den Blick nach Oben richten ließen u. die mein Herz noch heut in liebstem Dank bewegen wenn ich an all‘ die Gnadenwunder denke[,] die der Herr über uns hat kommen lassen.

Zuerst, noch wärend mein lieber Vater lebte, erwähne ich des erschütternden Vorfalls[,] der mir mit unserem geliebten Schwiegersohn Werner am 5ten April 1872 zustieß, wo ich auf der Schnepfenjagd im Steinfurter Holz in ein Fenn [ndt.; morastig-sumpfiger Bereich] versinkend, an dem Gewehr von ihm herausgezogen ward u. dies ihm auf die Brust losging, so daß Rock u. Weste in Flammen standen! Einige 30 Schrotkörner wurden in seinen Kleidern gefunden[.] „Du bist der Gott der Wunder thut“ ließ mein theurer Vater dort an die Stelle in einen Stein hauen vor der dort gepflanzten Werner Eiche! – Kind u. Kindeskind sollten des stets eingedenk bleiben. –

Seit der Zeit hing ich meine Flinte an den Nagel, denn jede Jagdfreude war mir vergellt. Wenn ich auch als Wirth bei größeren Jagden manchmal mit ausrückte so habe ich doch von dem Tage ab die Jagd aufgegeben u. meinen Söhnen überlassen

Wie froh ich war, dieses Geheimnis endlich gelüftet zu haben, kann man sich sicher vorstellen. Die beiden Männer waren Friedrich von Bismarck Bohlen – der älteste Sohn von Caroline und Theodor – und sein Schwiegersohn Werner von Arnim, der mit Friedrichs Tochter Caroline verheiratet war.

Und auch ein weiteres Rätsel löst sich nun ebenfalls. Auf einer Karte, die den Karlsburger Besitz zeigt, ist im Steinfurther Wald eine Wernereiche eingetragen.

Die Wernereiche

Ganz sicher handelt es sich um eben diese Eiche, die aus Dankbarkeit ob des glimpflichen Ausgangs in der Nähe des Unglücksortes gepflanzt wurde.

Der Standort des Gedenksteins mit der Werner-Eiche. Eine Vermutung
Wernereiche

Nun noch einige Bilder von der näheren Umgebung des Feldsteinkreises und der Werner-Eiche, um die Wildnis, die das Denkmal umgeben, zu verdeutlichen:

Eine Eiche, zwar entwurzelt, aber trotzdem am Leben
monumentale Wurzeln
Der Brebowbach