Spurensuche zu den Bismarck-Bohlen in Niederhof und Brandshagen

Ein Konzert in der Marienkirche von Brandshagen gab uns die Gelegenheit, den Innenraum zu besichtigen, wo Caroline und die nachfolgenden Generationen der Bismarck-Bohlen regelmäßig zum Gottesdienst gegangen sein müssen, und die Schwester Julie auch konfirmiert wurde.

Also machten wir uns auf den Weg, um zunächst dem Dorf Niederhof, welches sich ganz in der Nähe befindet, nochmals einen Besuch abzustatten, dem Sommersitz der Familie Bismarck-Bohlen.

Beim ersten Besuch hatten wir an einer Führung des Archäologen Gunnar Möller teilgenommen. Er hatte den Fokus mehr auf die Zeit gelegt, als das Gut sich im Besitz des Stralsunder Unternehmers Joachim Ulrich Giese befand.

Zunächst ging es den schon bekannten Weg am Standort des heute zerstörten Rokokoschlosses vorbei, die Reste des Fundaments suchend,

Kellerreste

zum Strand

Blick auf den Strelasund mit Strand

und dem ehemaligen von Helene von Bismarck-Bohlen (geb. am 27.09.1861 in Miechowitz; gest. 1933) erbauten Strandschloss,

Das Strandschloss mit Blick über den Strelasund Anfang des 20. Jahrhunderts …

… und heute

In der Chronik über Niederhof von Ingeborg Wagner heißt es zur Geschichte des Strandschlosses: am 14. Juli 1899 brennt das alte Haus am Strand, der Wohnsitz der meisten Arbeitskräfte des Hofes durch Blitzschlag ab. Die Gräfin v. Bismarck-Bohlen (Gräfin Lenchen) erbaut die drei Leute Häuser im „Schweizerstil“ südlich der Koppel und für sich auf dem Platz des abgebrannten Hauses das neue Strandhaus, sehr hoch, dreigeschossiges Fachwerk mit rotem Schleppdach mit Blick auf den Strelasund.

Auf dem Rückweg besichtigten wir noch den ältesten jüdischen Friedhof an der Ostseeküste – sehr eindrucksvoll!

ALTER JÜDISCHER FRIEDHOF
Dieses Feld ist der älteste erhaltene jüdische Friedhof an der deutschen Ostseeküste. Die verbliebenen Steine sind stumme Zeugen einer bewegten Geschichte. Zwischen 1776 und 1850 bestatteten Juden aus Stralsund, Greifswald und anderen vorpommerschen Orte[n], hier ihre Toten.
In ihren jeweiligen Heimatorten war ihnen in jenen Jahren das Bestatten verwehrt – hier allerdings, im damaligen Gut Niederhof ausdrücklich gestattet. Die Beerdigungsgesellschaften kamen zumeist mit kleinen Schiffen hier an, die am nahe gelegenen Ufer anlegten.
Wie viele Menschen hier ihre letzte Ruhe gefunden haben, ist nicht bekannt – sicherlich aber mehr als die 1990 feststellbaren 60 Grabsteine und Reste von solchen.
Die Umfriedung, 1999 angelegt, schützt die noch verbliebenen 26 Grabsteine von hohem kulturhistorischen Wert sowie den 1964 errichteten Gedenkstein.
Landesverband jüdischer Gemeinden in Mecklenburg-Vorpommern

Immer noch waren wir auf der Suche nach dem aparten hochgezogenen Giebel im Schweizerstil.

Nachdem wir bei Dorfbewohnern erfolgreich nachgefragt hatten, ging es zurück zum Dorfanfang, wo eine Sackgasse rechter Hand zu den ebenfalls von Helene erbauten Schweizer Häusern führte, die sie für die Angestellten und Arbeiter errichten ließ, nachdem das alte Haus am Strand abgebrannt war. Aber auch hier fanden wir den bizarren Giebel nicht, wenn auch die Häuser im Schweizerstil hübsch anzusehen waren.

Die Schweizer Häuser, liebevoll restauriert

Auf dem Rückweg vom Strandschloss hatten wir linkerhand weitere Gebäude entdeckt. Nun wollten wir uns rückversichern, dass wir auch nichts übersehen hatten. Also fuhren wir nochmals Richtung Strandschloss, ein Platz neben dem Eingangstor des ins Visier genommenen Grundstücks lud zum Halten ein. Und die Besitzer waren auch zu sehen. Mit unserer Frage nach dem besonderen Giebel kamen wir ins Gespräch über das Schicksal desselben.

Da stellte sich heraus, dass der Gebäudeteil des Strandschlosses mit dem hochgezogenen Dach am Ende jedoch so marode war, dass er abgerissen werden musste. Wie Schade!

Wir wurden hereingebeten und da der Vater der Besitzerin, der Sohn von Ingeborg Wagner, gerade zu Besuch war, erfuhren wir von ihm einiges über die vergangene Zeit. Auch über die Kormorankolonie hatte er Interessantes zu erzählen. 1952 waren es acht Brutpaare, heute sind ungleich mehr.

Seine Mutter war als Gärtnerin auf dem Gut angestellt gewesen und hatte eine Chronik über Niederhof verfasst. Dass wir ihren Sohn kennenlernen durften, war eine besonders freudige Überraschung. Wir standen also auf dem Boden der ehemaligen Gutsgärtnerei. Ein altes Bienenhaus und Teile des Gewächshauses erinnern noch an Helenes Wirken und die vergangene Zeit. Überhaupt hat Helene wohl die deutlichsten Spuren im Ort hinterlassen.

Das alte Bienenhaus

Das alte Gewächshaus

Herr Wagner konnte sich noch gut an das Schloss erinnern, das nach dem Krieg von Flüchtlingen bewohnt war, durch einen Schornsteinbrand in Flammen aufging und die Feuerwehr im Morast stecken blieb und zu spät kam.

Das weiße Schloss am Meer

An anderer Stelle in der Chronik von Frau Wagner, die nicht veröffentlicht und leider nur im Stadtarchiv Stralsund einzusehen ist, wird ausführlicher über die Besitzer und Besitzerinnen wie die Großmutter und Mutter von Caroline von Bismarck-Bohlen sowie die Geschichte des Gutes erzählt, was im folgenden zitiert wird: Die nachfolgenden Käufer von Niederhof, Ernst Sebastian von Klinkowström, danach Frau von Normann verwitwete von Walsleben, haben im weißen Schloß gewohnt. Dort wurde auch die Hochzeit ihrer Tochter Caroline mit Ludwig von Bohlen gefeiert, die 1795 im Brandshäger Kirchenbuch eingetragen ist. Frau v. Normann hat bis zu ihrem Tode 1839 das weiße Schloss bewohnt. Danach ihre früh verwitwete Tochter Frau v. Bohlen. Auch sie haben viele Gäste im Schloss gehabt.

So erzählt man aus der französischen Besatzungszeit 1806, daß die französischen Offiziere im Schloss gewohnt haben und auf Wunsch der Besitzerin den Hauptweg, in den man vom Balkon hineinsehen konnte, haben verlängern lassen, damit man den Strelasund nach Osten zu beobachten konnte. Da werden wohl zwei Wünsche gleichzeitig erfüllt worden sein. Der militärische Vorteil lag darin, schon frühzeitig die vom Greifswalder Bodden hochkommenden Schiffe ins Visier zu bekommen und sie dann von einem eigens stationierten Boot anhalten zu lassen. Es war die Zeit der Kontinentalsperre und jeder Seehandel mit England mußte unterbunden werden.

Da nach dem Wiener Kongreß Rügen und Vorpommern an Preußen kamen, wundert es auch nicht, daß ein preußischer König Friedrich Wilhelm IV. die Gräfin Bohlen besuchte, nachdem er einen Kuraufenthalt in Putbus beendet hatte. Eine Tafel mit diesem historischen Ereignis soll noch lange an der Linde auf dem Lindenberg gehangen haben.

Als Nachfolgerin der Carola [Caroline] v. Bohlen erhielt deren Enkelin, die Schwester des Grafen Alexander [Fritz] von Bismarck-Bohlen den Nießbrauch an Niederhof. Es war Carola [Caroline] v. Malorti[e], auch früh verwitwet, die Jahr für Jahr im Sommer im weißen Schloß mit ihren Kindern und Enkeln wohnte. Von ihr ist ein Gästebuch erhalten mit vielen Handzeichnungen und vielen Namen. Dieses wurde bis 1880-1907 geführt. 1900 hatte ihre Nichte Helene v. Bismarck-Bohlen nach dem großen Brand des „Alten Hauses am Strand“ den Nießbrauch an Schloß, Park und Gut abgelöst (ausgezahlt).

Für die vom Brand Betroffenen baute sie am Anfang des Dorfes neue Häuser und für sich auf der Brandstelle das Strandhaus. Das weiße Schloß wurde renoviert, Zentralheizung eingebaut, neue Fenster eingesetzt und dann zunächst an eine Schwägerin [Nichte Paulina, Tochter von Fritz Ulrich und Elisabeth] die mit v. Dürkheim verheiratet war, vermietet. Auch sie haben mit vielen Gästen dort gelebt und Schloß und Park in guter Ordnung gehalten. Nach ihrem Fortgang wurde das Schloß an einen Herrn v. Klinkowström vermietet, der es wohl bis zum Anfang des Krieges bewohnt hat. Besitzer von Carlsburg und Niederhof war seit 1916 Graf [Fritz] Ulrich v. Bismarck-Bohlen. Als Ehrensenator der Universität Greifswald erlaubte er während des Krieges seine Schlösser zum Auslagern von Kunstschätzen und Bibliotheksbeständen zu benutzen. So war der berühmte Croy-Teppich zeitweilig in Carlsburg. Die klassischen Gipsabdrücke und viele Bücher lagen in Niederhof. Das weiße Schloß war schon ganz mit Efeu bewachsen, als mit Ende des Krieges Flüchtlinge aufgenommen wurden. In jedem Zimmer wohnte eine Familie. Die Zentralheizung funktionierte nicht und man sah aus vielen Fenstern Schornsteinstutzen von Kochherden herausragen. … Und so ist dann das Unglück passiert. Am 6. November 1947 Abends brach das Feuer aus.

Wie konnte ein Schloß aus Steinen gemauert so restlos abbrennen? Es war ein Unglück. In einem Kabinett war unter dem Schlepprohr aufgestapeltes Holz in Brand geraten. Die Panik unter Kindern und Müttern war groß. Der Weg zum Telefon, dem Postamt in Brandshagen, war weit. Die erste ankommende Feuerwehr blieb in dem unwegsamem Morastweg stecken. Eine zweite Feuerwehr, mühselig von Brandshagen aus angefordert, mußte erst die steckengebliebene aus dem Sumpf ziehen und erst dann konnte gelöscht werden. Nach getaner Arbeit fuhren die Feuerwehren wieder nach Hause. Aber ohne die notwendige Feuerwache glomm das Verderben weiter. Alles Brennbare ist im Laufe vieler Tage und Nächte neu entflammt, wurde gelöscht und brannte immer wieder, bis wirklich nur noch Steine und Metallteile übrigblieben.

Es war gut, daß die Universität ihre Bestände an Büchern und Gipsfiguren schon vorher abgeholt hatte. So sind doch unwiederbringliche Schätze erhalten geblieben. …

Anschließend ging es weiter nach Brandshagen, wo wir in der Kirche ebenfalls einige Zeugnisse der Familie von Bismarck-Bohlen entdecken konnten.

Ein schon sehr verblasster Wandteppich auf der linken Seite des Altarraumes zeigt die Wappen der Familie von Below (Pauline, die Frau von Friedrich von Bismarck-Bohlen, Sohn von Caroline, war eine geborene von Below), der Familie von Bismarck-Bohlen, der Familie von Tiele-Winckler (Helene, die Frau von Friedrich Carl von Bismarck-Bohlen, war eine geborene Tiele-Winckler) sowie der Familie Ramelow (?).

Auf der rechten Seite hängt ein weiterer Teppich in ähnlichem Zustand.

Das Wappen rechts gehört der Familie Behr-Negendank (die Mutter des letzten Grafen, Fritz Ulrich von Bismarck-Bohlen, war eine geborene Behr-Negendank)

Und ziemlich versteckt links unter der Orgel entdeckten wir einen Text an der Wand unter dem Gemälde mit einer Christusfigur:


Zum Gedächtnis des Patrons dieser Kirche, des Grafen Friedrich Carl von Bismarck-Bohlen liess seine Witwe, Gräfin Helene von Bismarck-Bohlen, geborene von Tiele-Winckler in den Jahren 1905-1906 dieses Gotteshaus im Innern erneuern. Die Maler Max Kutschmann und Albert Leusch in Friedenau, sowie der Architekt Hans Teichen in Breslau, führten das Werk aus; dazu die Handwerksmeister des Orts: Wilhelm Duchert, Ludwig Koch, Wilhelm Rabe, Wilhelm Schenk. Pastor war Ernst Schlapp, der Küster Ludwig Schumacher, Kirchenälteste: von Spalding, Hecht, von Russdorf, Friderici, Meinke, Freese.

Das Konzert war dann der Höhepunkt unseres gestrigen Ausflugs. Wunderbar!

Die Carlsburger Güter – drei Wanderungen: 3. Von Karlsburg nach Groß Jasedow

Mit dem Fahrrad kommt man von Norden über mindestens zwei Wege nach Groß Jasedow. Von Karlsburg aus führt nach einer Karte, um 1900 herausgegeben, ein Privatweg hinter dem Schlosspark durch den Karlsburger Wald in das Dorf. Eine zweite Möglichkeit ist, über die B109, kurz bevor der Wald in Richtung Anklam endet, nach Groß Jasedow zu gelangen. Und von Süden kann man als drittes den Ort über Klein Bünzow erreichen.

Auf dem Weg nach Groß Jasedow von der B109 aus

In Richtung Privatweg nach Karlsburg

Der Privatweg von Karlsburg aus nach Groß Jasedow

Durch den Wald

an Feldern entlang

Carlsburg früher Gnatzkow genannt, scheint seit sehr langer Zeit immer mit Gr. Jasedow und einem Theile von Steinfurt vereint gewesen zu seyn, ist im Hausbuch der Grafen von Bismarck-Bohlen zu lesen. Unter der Rubrik „Gebäude“ wird Groß Jasedow 1811 zum ersten Mal im Hausbuch erwähnt, war aber schon in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts im Besitz von Carl Heinrich Behrend von Bohlen. Bis 1945 gehörte das Dorf dann zum Karlsburger Gut.

Der ehemalige Schweinestall, 1899 erbaut
Welche Mühe hat man sich auch bei solch einem Zweckbau gegeben: der Schweinestall

Das Relief eines Schweinekopfes in gutem Zustand in Ranzin – im 19. Jahrhundert Mustergut des Friedrich von Homeyer- zu finden
So oder ähnlich könnte der Schafstall ausgesehen haben (hier ein Beispiel ebenfalls aus Ranzin)

Das Jasedower Gutshaus

Der Dorfteich

Neben dem Schweinestall gab es in Groß Jasedow auch einen Schaf- und einen Pferdestall

ein Wohnhaus

Zum Abschied noch ein wunderbarer Sonnenuntergang

Die Carlsburger Güter – drei Wanderungen: 1. Durch den Karlsburger Schlosspark und den sich anschließenden Wald

Die Wanderung beginnt an der B 109 schräg gegenüber der alten Gärtnerei, nach dem Schloss das älteste Gebäude von Karlsburg.

Die alte Gärtnerei an der B109

Nach wenigen Metern eröffnet sich eine herrliche Ansicht – wie es sich für einen Park in englischer Manier gehört.

Flora mit dem Karlsburger Schloss von der Parkseite aus gesehen

Kurze Zeit später gelangt man an einen Graben, der den Park umfließt, sofern der Wasserstand und die Verkrautung es zulassen,

Herrschaftlicher Graben am Rande des Parks

sowie an ein historisches Wehr.

Ein altes zum Graben gehöriges Wehr

Geht man am Wehr vorbei Richtung Schloss, sieht man rechterhand – nicht weit von der Bundesstraße – einen Menhir,

Menhir mit Blick auf das Schloss

der wahrscheinlich bei der Umgestaltung des Schlossparks Mitte des 19. Jahrhunderts aufgestellt und ins rechte Licht gerückt worden ist. Gefunden wurde er eher um Steinfurth herum. Hält man sich links, überquert man einen weiteren Graben, und befindet sich im inneren Teil des Parks.

Blick vom Schloss aus

Geht man am Schloss vorbei und folgt dem Weg in den Park kommt man zunächst am Eiskeller vorbei

der Eiskeller, wahrscheinlich eine Fledermausherberge

wenige Meter entfernt gelangt man an ein romantisches Gewässer mit einer Insel – der sogenannten Liebesinsel – die vor einigen Jahrzehnten noch über eine weiße geschwungene Holzbrücke erreichbar war.

Der Schwanenteich im zeitigen Frühjahr…
… und im Sommer
Die Liebesinsel

Nach diesem Abstecher – wiederum mit einer schönen Aussicht auf das Schloss – geht man weiter durch das Lustholz – den Teil des Karlsburger Waldes, der sich hinter dem Schlosspark erstreckt und sowohl die damaligen Bewohner und Bewohnerinnen des Schlosses als auch ihre Gäste bei schönem Wetter zum Lustwandeln einlud. Auf der rechten Seite befinden sich der Carolinen-Horst, benannt nach Caroline erste Gräfin von Bismarck-Bohlen, und linkerhand die Friedrich Carls Höhe,

Friedrich Carls Höhe

leicht zu erkennen an dem riesigen polierten Granitstein mit goldener Inschrift. Im Hausbuch der Bismarck-Bohlen heißt es dazu: Zur Erinnerung an das kurze aber sehr segensreiche Wirken des Grafen Friedrich Carl und der Gräfin Helene B.B. wird 1902 von dem Nachfolger [Fritz Ulrich] im Besitze auf der Friedrich Carls Höhe ein großer roter polirter Granitblock mit dieser Aufschrift errichtet. Der Stein war ganz in der Nähe – bei Theodors Lust – gefunden worden. Die Bearbeitung erfolgte zu Wolgast durch die Deutsch-Schwedischen Granitwerke.

Nicht-Sicht Richtung Schloss

Steht man mit dem Rücken zum Stein, könnte man vielleicht das Schloss sehen, wäre die Sicht nicht zugewachsen. Als der Gedenkstein Anfang des 20. Jahrhunderts aufgestellt wurde, regte die vorhandene Sichtachse zum Schloss Fritz Ulrich von Bismarck-Bohlen sicher dazu an, ihn genau an dieser Stelle zu platzieren oder es war gar ein Lieblingsort des Onkels.

Geht man weiter Richtung Bollbrücke, die über die Mehlbeck oder niederdeutsch Mehlbeke führt,

Die Boll-Brücke wird schon von Theodor von Bismarck-Bohlen erwähnt.

kommt man an Theodors Lust vorbei, benannt nach Theodor erster Graf von Bismarck-Bohlen. Er und seine Frau haben nach Übernahme der Güter viel zur Gestaltung des Parks oder auch der ländlichen Umgebung getan, seien es die Pflanzungen von Lindenalleen oder die kilometerweiten Steinmauern, die noch heute die Landschaft um Karlsburg und Steinfurth prägen.

Blick von der Bollbrücke auf die „alte Wiese“

Der alten Wiese schließt sich der Helenen-Horst an, benannt nach der Frau von Friedrich Carl, die sich sehr um die Modernisierung des Schlosses verdient gemacht hat. Auch das schmiedeeiserne Rosentor verdanken wir ihr. Sie – eine geborene von Tiele-Winckler -aus wohlhabendem Hause kommend, fertigte den Entwurf dafür und schenkte es ihrem Mann zum Geburtstag. Friedrich-Carl hätte dafür wohl kein Geld ausgegeben.

Waldweg zur Spinne

Man verlässt die Bollbrücke Richtung Spinne – Spinne deshalb, weil von dieser Stelle 5 Wege abgehen. Hier einige Ansichten.

Ein unter Naturschutz stehender ziemlich alter Lebensbaum
unweit der Spinne befindet sich ein Kesselmoor
Der Rastplatz

nicht weit von der Spinne stößt man auf einen sogenannten Duellstein. Hinter F. v. H. könnte sich der Name Friedrich von Homeyer (1824-1898) verbergen, was aber nicht gewiss ist.

Inschrift: F. v. H. 4.8.1848

Über den Jasedower Privatweg oder auch am Helenen-Horst vorbei den Waldweg entlang erreicht man das Schloss wieder.

Weitere Impressionen aus dem Karlsburger Lustholz.

Wegweiser
Kunst aus Natur
Pretzkow/Pretschkow – wüster Ort und Berg: dieser Ort lag, wenn man auf der B109 Richtung Anklam fährt, auf der rechten Seite
Urwüchsig
An der Boll-Brücke

Die Carlsburger Güter – drei Wanderungen: 2. Durch den Steinfurther Forst zur Wernereiche und Steinfurther Sehenswürdigkeiten

Steinfurth liegt – im weiteren Umkreis von Wald umgeben – in dem Dreieck Wolgast, Anklam und Greifswald, 3 km von der B109 entfernt. Es ist ein kleines Straßendorf ohne Durchgangsverkehr. Denn am Ende des Dorfes führt nur ein Feldweg nach Pamitz und Wahlendow.

Die Fuß- oder Radwanderung beginnt an der Steinfurther Bushaltestelle.

Die Bushaltestelle, von Dorfkindern gestaltet; im Hintergrund das Kulturhaus

Am Kulturhaus vorbei fährt/läuft man den Hohlweg Richtung Wald entlang – immer geradezu. Dort angekommen, geht man immer weiter auf dem Hauptweg und gelangt zu einer Lichtung, die mittlerweile schon recht hoch gewachsen ist.

Die Lichtung, markant durch die riesige Fichte im Vordergrund

Weiter geradeaus kommt man in einen weiteren Waldabschnitt, den man durchqueren muss.

… und begegnet vielleicht neugierigen Rehen

Nach einigen Radminuten oder 20 Minuten Wanderung biegt man wiederum rechts ab.

Nach einer kurzen Strecke liegt rechts

ein Steinzeitgrab

Den Zimmermannsweg (benannt nach dem im 19. Jahrhundert tätigen, in gräflichen Diensten stehenden, hoch geschätzten Förster Zimmermann) entlang

und nach wenigen 100 Metern muss man sich nochmals rechts halten.

An dieser Stelle rechts halten

Nun sollte man festes Schuhwerk anhaben, denn es geht durchs Unterholz, an einem Hochsitz vorbei,

Das Gehörn liegt nicht mehr da

Kurz darauf gelangt man an eine mit Eichen und Buchen bewachsene Kuppe. Überquert man diese, findet man die Wernereiche …

Im Vordergrund der Feldsteinkreis, dahinter die Wernereiche

… und ein paar Schritte weiter unten einen Feldsteinkreis mit einem Durchmesser von ca. 2 Metern. Vermutlich stand hier der Gedenkstein mit der geheimnisvollen Aufschrift:

5. April 1872
Du bist der Gott der Wunder thut
Ps. 77.15

Die Geschichte dazu kann man hier nachlesen.

Es ist ein magischer Ort, wild und geheimnisvoll.

Ein magischer Ort: der in der Nähe fließende Brebowbach

Ist man zurückgekehrt, folgt man – rechts abbiegend – dem Weg in Richtung Steinfurther Dorfstraße. (Möchte man nicht gleich zurück ins Dorf, hält man sich im Wald weiter links, wo die Wege sich gabeln, und fährt über Wahlendow zurück nach Steinfurth.)

An den Feldern entlang
Nach Steinfurth

Fährt man geradeaus weiter, befindet sich gegenüber den gräflichen Stallungen (der fordere Teil wurde zu LPG-Zeiten angebaut) der ehemalige Gutshof.

Der Gutshof Steinfurth: die linke Hälfte des Gutshauses ist unbewohnt und zerfällt leider

Dieses Haus, zumindest seine Grundmauern, gab es nach Erzählung der heutigen Besitzer, die die rechte Seite bewohnen, schon, als die Kirche noch intakt war und die Bewohner dorthin zum Gottesdienst gingen. Es muss also im 15. oder 16. Jahrhundert erbaut worden sein und war damals das Zentrum des Dorfes, auch wenn es heute am äußersten Rand liegt.

An der Kirchenruine …
… und Carolinenkapelle

oder man biegt links ein und fährt die Steinfurther Dorfstraße, die ebenfalls von den Bismarck-Bohlen 1881/82 angelegt wurde (mit Kopfsteinpflaster). Erst nach 1990 wurde die Straße asphaltiert.

Hier kommt man zunächst an dem romantischen Ensemble von Kirchenruine (zu Beginn des 14. Jahrhunderts erbaut) und Carolinenkapelle vorbei, daran schließen sich rechterhand zwei der ältesten reedgedeckten Wohnhäuser von Steinfurth an, linkerhand sieht man die ehemalige Schmiede.

Ein in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erbauten Strohkaten

100 Schritte weiter – ebenfalls auf der linken Seite – das 1911 von Fritz Ulrich von Bismarck-Bohlen erbaute Haus, welches – wohl anders ausgerichtet – an Stelle des sogenannten „Klosters“ steht, das zuvor abgebrannt war.

Von der Dorfstraße aus gesehen mit den Initialen von Fritz Ulrich Bismarck-Bohlen – FUBB
„An Stelle des im März 1910 niedergebrannten 4wohnungs Hauses „das Kloster“, entsteht in der Nähe, rechtwinklig zum Grundriss des alten Hauses gelegen ein großes 4wohnungs Haus, in seiner äußeren Gestalt völlig nach dem Plane des Grafen Friedrich Klinkowström, Leutnant im 3. Garde-… Rgt.- eines Vetters von Fritz Ulrich, errichtet. In seinem Mittelgiebel enthält das Haus außerdem zwei einzelne Stuben. Die Ställe des Klosters wurden reparirt und können weiter genutzt werden.“ (Aus dem Hausbuch der Bismarck-Bohlen)

mit dem idyllisch gelegenen Dorfteich.

Der zugefrorene Dorfteich im Winter …
… und der Dorfteich im Sommer

Zwischen Friedhof und Kulturhaus befindet sich die Ochsenkoppel.

Die Ochsenkoppel

Schaut man auf die Koppel gegenüber, entdeckt man sogenannte Steinriegel, die sich durch die Landschaft Richtung Karlsburg ziehen, und, wie Theodor von Bismarck-Bohlen im Hausbuch des Karlsburger Gutes schreibt, 1862 fertiggestellt wurde.

Die Steinmauer. Die Koppel davor wird im Hausbuch als Zieglerkoppel geführt.

Folgt man der Dorfstraße weiter, sieht man das Gebäude der ehemaligen MTS (Maschinen- und Traktorenstation), das von Mathias Bartoszewski zu einer tollen Kulturstätte umgebaut wurde.

Der Treckerschuppen: ein Konzert mit den Liederjan, eine Familienfeier
Das Kulturhaus: von der Ochsenkoppel aus gesehen; eine Grafikausstellung zu KunstOffen; ein Konzert

Hinter dem Treckerschuppen beginnt eine Anhöhe, wo schon 1889 im Sommer … ein alter heidnischer Begräbniß Platz bei Steinfurt aufgefunden [ward] mit vielen Urnen[,] die aber meist in Scherben waren[,] liegt N. W. der Koppel unfern des höchsten Punktes.

Personengrabhügel
Urnenfeld

Vor einigen Jahren wurde wahrscheinlich an eben dieser Stelle bei den Verlegearbeiten der Stränge von Nord Stream 1 und 2 dieser urgeschichtliche Begräbnisplatz erneut entdeckt. Die ältesten Funde datieren von 4100 v. Chr., die jüngsten von 1250 n. Chr. Auch Mittelalterliches und Modernes wurde gefunden.