In diesem Beitrag möchte ich eine Episode aus dem Brief von Theodor an seinen Sohn Fritz vom 12.01.1856 voranstellen, der mich gleich an den in den siebziger Jahren passierten Unfall erinnerte, infolge dessen die Wernereiche gepflanzt und der Gedenkstein mit der Inschrift „Du bist der Gott der Wunder thut“ im Steinfurther Wald aufgestellt wurde:
Ich habe heut vor 8 Tagen auf der Jagd den unangenehmen Vorfall gehabt, eine plötzliche Ohnmacht zu bekommen, und leider dadurch Deine arme Mutter sehr erschreckt. Bei gar nicht großer Kälte, etwa 5°, fror ich in dem ersten Treiben [im Karlsburger Wald] dermaßen an den Händen, daß ich es kaum aushalten konnte (worüber übrigens auch die anderen klagten) und als das Treiben dann halb vorbei war, wurde mir immer dunkler vor den Augen, was ich aber hoffte, daß es wohl übergehen werde, jedoch plötzlich verlor ich ganz die Besinnung und sank zusammen, wobei mir das Gewehr, welches ich gespannt in der Hand hatte, losging, durch Gottes Gnade, ohne einen meiner Nebenschützen, auch mich selbst zu beschädigen. Du kannst Dir aber natürlich den Schreck des Jesche und Franz denken, die neben mir standen, als sie den Schuß und mich zusammensinken sahen. Nach etwa 10 Minuten soll ich mich wieder soweit erholt haben, daß ich auf Waack und Holst gestützt nach Hause gehen konnte, wo uns bald der glücklicherweise schon angeforderte Schlitten mit dem Frühstück entgegen kam, nach welchem Julius gelaufen war. Ich war aber so matt, daß ich kaum mein Zimmer erreichen konnte, doch wurde mir im Bette wieder etwas beßer und Dr. Marcus, nach welchem der Insp[ektor] gleich den Schlitten sendete und der in 2 Stunden da war, erklärte es für einen Andrang des Blutes nach dem Kopf, verursacht durch die Kälte und für ganz ungefährlich, rieth aber doch mir etwas Blut zu laßen, was er auch gleich that. Bis auf eine große Mattigkeit, welche andern Tages noch anhielt auf einige Tage währte, war ich nachher wohl und bin es jetzt vollkommen, würde Euch auch die ganze Sache verschwiegen haben, hätte ich nicht gefürchtet, daß Ihr am Ende sie endlos übertrieben, doch erfahren möchtet. … Am meisten bei der Sache hat es mich betrübt, daß Deine arme Mutter sich so erschreckte, doch hat es Ihr glücklicherweise nicht geschadet, wie ich denn überhaupt Gott nicht genug danken kann, daß durch seinen Beistand es so abging, denn wie leicht hätte ich den Inspektor oder Franz oder mich selbst beschädigen können, als mir das Gewehr im ohnmächtig werden, los ging, welches in Nähe zu setzen, ich nicht mehr die Besinnung hatte.



Gleich zu Beginn seiner Karriere als Gutsbesitzer musste Theodor sich mit einem furchtbaren Baumschädling auseinandersetzen. Im Sommer 1827 und 1828 thaten die Kiefernraupen, und zwar die sogenannte Nonne, Phalena bomb. Monach sehr vielen Schaden im Steinfurter Revier, besonders in den jungen Beständen an der West Seite des Holzes, nach der Ziegeley zu,

und an der Nord West Seite, nach der Gränze von Giesekenhagen. Durch mehr Aufmerksamkeit der Jäger hätte vielleicht im Jahre 1827 dem Übel etwas vorgebeugt werden können. Ich that im Jahre 1828 während des Frühjahrs und Sommers, so viel in meinen Kräften stand, um durch Aufsuchen und Zerquetschen des Eger und Aufsammlen der Raupen, (gegen 7 Berl. Sch.) der Plage einiger maßen ein Ziel zu setzen. Allein das Hauptmittel zu ihrer Zerstörung schickte der Himmel in der ungewöhnlich kalten und naßen Witterung des Sommers von 1828, denn die schädliche Menge, welche in der ganzen Provinz, besonders in den königlichen Waldungen große Verheerungen angerichtet hatte, kam nicht zum Verpuppen, und man fand fast gar keine Schmetterlinge, und im folgenden Jahre 1829 mithin auch fast gar keine Raupen.
War die oben beschriebene Witterung sicher kein Anlass zur Freude für den Landwirt, so gab es wenigstens eine ausgleichende Gerechtigkeit bezüglich des Waldbesitzes. Theodors Fazit über den Zustand des Waldes bei seiner Übernahme 1828 lautet: Die vorstehende Übersicht der Holzanlagen von 1810 bis 1824, zeigt wie umsichtig und weise mein Schwiegervater auch bey den Holz Anlagen verfahren, indem er einen so bedeutenden Theil schlechten und nicht kulturfähigen Acker besaamte und dadurch den Gütern für künftige Zeiten einen großen Schatz hinterließ, der vielleicht einmahl als Nothpfennig dienen kann.
Für die Waldarbeiten engagierten die Grafen Forstarbeiter je nach Bedarf, später auch bei regelmäßiger Bezahlung über das Jahr. Bis heute erinnert der Zimmermanns-Weg im Steinfurther Wald an den langjährigen hochgeschätzten Förster Zimmermann, der zu Theodors Zeiten in Carlsburg angestellt war.

1831 vergrößerte Theodor den Waldbesitz, indem er im Schlatkower Gebiet von einem Herrn von Wolffradt aus Schmatzin dessen Anteil am Holz für 2000 Taler kaufte, um diese ganze sehr lästige und leicht Streit herbeyführende Gemeinschaft, über deren Umfang und Entstehen nirgend etwas schriftliches aufzufinden war, zu beenden.
Die schnellwachsenden Kiefern machten es dringend nöthig eine regelmäßige Bewirthschaftung dieses ansehnlichen Kiefern Holzes anzufangen, sollte nicht am Ende alles brauchbare Holz ausgehen, da der Bedarf an Bauholz, sowohl zum Verkauf als eignen Gebrauch immer da genommen wurde, wo es am besten zu finden war, und trotz vieler von meinem Schwiegervater gemachter Anlagen, doch die Bestände sehr verhauen waren. Es werde, um die Sache im Gang zu bringen, gewiß noch Opfer mancher Art machen müßen, da natürlich manches Holze zum Abholzen auch nicht benutzbare Holz, wenn der Jahres Schlag daran kömmt, übersprungen werden muß, indeßen hoffe ich, daß alle meine Nachkommen, besonders aber mein lieber Sohn Fritz, den großen Werth eines, in einer gut geregelten Bewirthschaftung befindlichen Waldung einsehen, und von diesem regelmäßigen Betrieb nicht wieder abgehen, sondern dabey beharren werde. Eingedenk, daß sonst alle Mühe und Kosten der Vorfahren unnütz waren. Besonders nöthig ist es, daß die Schlagordnung genau befolgt, und uns aus dem Jahres Schlag, dem nächstfolgenden, und dem Reserve Heu, der etwaige Bedarf an Bauholz entnommen, die Wieder Ansaamung aber regelmäßig und gut erfolge, sollte auch das Ausroden und Ausbauen mit Getreide, was wegen des vielen Grases und Brachfelder unumgänglich nöthig auch viele Mühe und Kosten machen. Ich habe, da zuerst das Holz abgetrieben wurde, wo viel Unterholz war, für 300 R. 10-12 rmd für das Ausroden geben müßen, allein dies Opfer nicht gescheuet, da ich gewiß hoffe, daß meine lieben Nachkommen, mein Andenken ehrend, auch eben so fortfahren werden, wie ich begonnen habe.
Zur Taufe seines jüngsten Sohnes Carl, der am 3. Juli 1832 als Zwilling geboren worden war, schoss Theodor einen sehr starken 16 Ender Hirsch, der 530 Pf. wog, am Paradies.

Zu der Zeit wurde das Gehölz noch als Hutewald genutzt. Aber die Schäden, die die Tiere verursachten, veranlasste Theodor die zeitlichen Abstände, in denen das Vieh aufgetrieben wurde, zu vergrößern. Den Kiefernspanner versuchte er wiederum zu bekämpfen, indem er veranlasste, durch das Ausharken des Mooses und der Nadeln und Eintreiben der Schweine dagegen zu wirken.
Was heute kaum mehr vorstellbar ist, berichtet Theodor Mitte des 19. Jahrhunderts an mehreren Stellen von ungeheuer vielen Maykäfern.
1852 findet sich der Eintrag: 21000 Stämmchen, Buchen, Eichen, Eschen, Ahorn, Birken, Lärchen, Rothtannen gepflanzt. Brücken werden erneuert und, was Ornithologen heute empören wird, wurden Krammetvögel zuhauf mit Dohnen gefangen, an manchen Tagen bis zu 300 Stück. Wacholderdrosseln galten als Delikatesse und sie wurden z. B. nach Berlin verkauft. In einem Brief an ihren Mann schrieb Caroline am 8. Oktober 1840: hier sind auch dies Jahr viele Krammetsvögel, ich brachte eine ganze Menge mit u. lasse die andern einbraten.
Auch im folgenden Jahr wurde aufgeforstet: 16000 Stämmchen Laubholz und in den darauffolgenden Jahren jeweils 22-24000 Stämmchen Laub- und Nadelholz.
Im Frühling 1859 wurden von Theodor 1 Spießer, 2 Schmalthiere, 1 Wildkalb Damwild von Herrn von Arnim auf Neuensund gekauft, bis im Sommer im Gatter, unweit der Bollbrücke und dann ausgelaßen. Herr Homeyer – Ranzin erhielt ebenfalls 3 St. und bei Pinnow wurden 9 St. ausgesetzt, so wie 2 Jahr früher 6 St. bei Carbow und denke ich, daß sich das Wild gut vermehren soll. Es ist davon auszugehen, dass die heutige Population auf diese Aktion Theodors zurückzuführen ist. Denn schon ein paar Jahre später mußten 4 Schaufler abgeschoßen werden, da sich das Damwild sehr vermehrt hatte und viel Schaden that. Ich schoß 1 sehr starken. 16 Rehböcke und Ricken wurden abgeschoßen.

In ähnlicher Weise wurden Fasan Hähne und 7 Hühner von dem Landrath Humbert zu Hohen Kränig bei Schwedt, durch Herrn Homeyer – Ranzin erhalten und ausgesetzt, hinter dem Pretzkower Berg, unweit der Friedrich Carl Höhe in der Kiefern Schonung.
Der letzte Eintrag Theodors erfolgte 1872: Der Sturm vom 12ten und 13ten Nov., durch welchen so erhebliche Überschwemmungen an der Ostseeküste entstanden, hat im Walde im Holze 3171 Stämme umgeworfen oder abgebrochen und 1405 St. Bauholz und 1720 St. Lattstämme. Mit Ausnahme von etwa 550 der Letzteren, wurde das übrige Holz doch auch zu den Taxpreise großen Theils durch einen Holzhändler Zimmermann für Berliner Rechnung verkauft und durch große Anstrengung es möglich dasselbe so mit anzubereiten, daß demselben die Betilgung gemacht werden konnte, alles Holz aus den Steinfurther Wäldern, bis 1ten July 73 und aus den Carlsburger bis 1ten Aug., abgefahren zu haben. Den 1ten Febr. 71/72 wurden erlegt 9 Säue, 1 Rothhirsch, 13 St. Damwild, 14 Hasen.



Schön, dass du das Thema Wald aufgegriffen hast! Zu dieser Zeit war der Gedanke, Wald für kommende Generationen langjährig zu planen, anzulegen und zu hegen noch keine hundert Jahre alt. Seither haben die Waldgebiete in Deutschland wieder deutlich zugenommen.