Ein Leben auf dem Lande und der Welt: Carlsburg – Steinfurth – Zarnekow – Groß Jasedow
Autor: Ursula
30 Jahre meines Lebens verbrachte ich in Leipzig, holte nach Abschluss der 10. Klasse und neben meiner Tätigkeit als Buchhändlerin in der Internationalen Buchhandlung Leipzig das Abitur an der Volkshochschule nach und studierte anschließend Germanistik an der Karl-Marx-Universität Leipzig. Neun Semester später wurde ich als wissenschaftliche Assistentin in der Literaturwissenschaft der Universität Greifswald mit dem Ziel zu promovieren, eingestellt. Meine Dissertation über den Satiriker des 17. Jahrhunderts, Johann Michael Moscherosch, verteidigte ich 1987. Zu der Zeit arbeitete ich in der Fachbibliothek des Historischen Instituts. Von 1988 bis 1990 lebte ich mit meinem Mann in Vilnius und lehrte als Sprachlektorin an der Universität Vilnius. Nach unserer Rückkehr arbeitete ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin in Greifswald, ab 1993 dann als Leiterin des Zentralen Prüfungsamtes der Universität Greifswald. Seit einiger Zeit bin ich im Unruhestand und beschäftige mich mit verschiedenen Themen, zunächst mit dem Leben meines Großvaters mütterlicherseits, Franz van Himbergen, nun mit Caroline von Bismarck Bohlen. Aber auch das Leben in der Gemeinde Karlsburg, insbesondere aber das Steinfurther Dorfleben liegt mir in besonderer Weise am Herzen. Aus diesen Gründen habe ich diese Website eröffnet.
Zunächst werden an dieser Stelle alte Aufnahmen von der Vorderseite des Schlosses und den Gutsgebäuden eingestellt, die einen Eindruck vermitteln sollen, wie die Anlage vor 1945 ausgesehen hat. Besonders gefreut hat mich der Fund eines Zitates von Ferdinand Jühlke, der über das Wesen und Wirken der Gräfin als Außenstehender berichtet:
Ferdinand Jühlke „Die Zustände des Gartenbaues vor 100 Jahren in Neuvorpommern und Rügen“ Das Wirtschaftsgebäude, heute steht auf den Grundmauern ein Neubau Aus einer anderen Perspektive Der Neubau, einzig die Uhr blieb erhalten Gegenüberliegend die Stallungen, heute befindet sich an dieser Stelle das KlinikumEin Treppenaufgang zum SchlossflügelTreppenaufgang ganz nahe Die Frontseite heute: ohne Treppenaufgang Das Forsthaus, nach dem Krieg um eine Etage aufgestockt Das Forsthaus von der anderen Seite Ein weiteres GutsgebäudeHistorisches Wehr Graben, der den inneren Teil des Parks umschließt Flora mit dem Karlsburger Schloss von der Parkseite aus gesehen alte Platanen Verborgenesseltene gelbblühende Rosskastanie (Aesculus flava) Verborgene Plätze Der Menhir im Park unweit der Bundesstraße 109Im Steinfurther Umkreis gefunden Zwei Sonnenuhren sowie das Wappen der Familie von Bismarck-Bohlen Kompositkapitell mit Sicht auf das Karlsburger Schloss…
… stand lange Zeit im Karlsburger Schlosspark, heute im Pommerschen Landesmuseum zu besichtigen Der ehemalige Eiskeller. Heute vielleicht ein FledermausdomizilSchwanenteichDer Schlossteich, früher führte eine weiße geschwungene Holzbrücke- ganz in englischer Manier- auf die kleine Insel Die Liebesinsel Friedrich Carls Höhe – von Fritz Ulrich 1902 aufgestellt – heute von Wald umgeben. Ende des 19. Jahrhunderts wahrscheinlich eröffnete der Platz einen direkten Blick auf das SchlossKarlsburger Schloss von der ParkseiteWinterliche Impressionen
Die Wanderung beginnt an der B 109 schräg gegenüber der alten Gärtnerei, nach dem Schloss das älteste Gebäude von Karlsburg.
Die alte Gärtnerei an der B109
Nach wenigen Metern eröffnet sich eine herrliche Ansicht – wie es sich für einen Park in englischer Manier gehört.
Flora mit dem Karlsburger Schloss von der Parkseite aus gesehen
Kurze Zeit später gelangt man an einen Graben, der den Park umfließt, sofern der Wasserstand und die Verkrautung es zulassen,
Herrschaftlicher Graben am Rande des Parks
sowie an ein historisches Wehr.
Ein altes zum Graben gehöriges Wehr
Geht man am Wehr vorbei Richtung Schloss, sieht man rechterhand – nicht weit von der Bundesstraße – einen Menhir,
Menhir mit Blick auf das Schloss
der wahrscheinlich bei der Umgestaltung des Schlossparks Mitte des 19. Jahrhunderts aufgestellt und ins rechte Licht gerückt worden ist. Gefunden wurde er eher um Steinfurth herum. Hält man sich links, überquert man einen weiteren Graben, und befindet sich im inneren Teil des Parks.
Blick vom Schloss ausBlick Richtung Flora Ein Lieblingsort: Am Fuße der Flora hielt sich Caroline mit ihrer Familie gern auf
Geht man am Schloss vorbei und folgt dem Weg in den Park kommt man zunächst am Eiskeller vorbei
der Eiskeller, wahrscheinlich eine Fledermausherberge
wenige Meter entfernt gelangt man an ein romantisches Gewässer mit einer Insel – der sogenannten Liebesinsel – die vor einigen Jahrzehnten noch über eine weiße geschwungene Holzbrücke erreichbar war.
Der Schwanenteich im zeitigen Frühjahr…… und im Sommer Die Liebesinsel
Nach diesem Abstecher – wiederum mit einer schönen Aussicht auf das Schloss – geht man weiter durch das Lustholz – den Teil des Karlsburger Waldes, der sich hinter dem Schlosspark erstreckt und sowohl die damaligen Bewohner und Bewohnerinnen des Schlosses als auch ihre Gäste bei schönem Wetter zum Lustwandeln einlud. Auf der rechten Seite befinden sich der Carolinen-Horst, benannt nach Caroline erste Gräfin von Bismarck-Bohlen, und linkerhand die Friedrich Carls Höhe,
Friedrich Carls Höhe
leicht zu erkennen an dem riesigen polierten Granitstein mit goldener Inschrift. Im Hausbuch der Bismarck-Bohlen heißt es dazu: Zur Erinnerung an das kurze aber sehr segensreiche Wirken des Grafen Friedrich Carl und der Gräfin Helene B.B. wird 1902 von dem Nachfolger [Fritz Ulrich] im Besitze auf der Friedrich Carls Höhe ein großer roter polirter Granitblock mit dieser Aufschrift errichtet. Der Stein war ganz in der Nähe – bei Theodors Lust – gefunden worden. Die Bearbeitung erfolgte zu Wolgast durch die Deutsch-Schwedischen Granitwerke.
Nicht-Sicht Richtung Schloss
Steht man mit dem Rücken zum Stein, könnte man vielleicht das Schloss sehen, wäre die Sicht nicht zugewachsen. Als der Gedenkstein Anfang des 20. Jahrhunderts aufgestellt wurde, regte die vorhandene Sichtachse zum Schloss Fritz Ulrich von Bismarck-Bohlen sicher dazu an, ihn genau an dieser Stelle zu platzieren oder es war gar ein Lieblingsort des Onkels.
Geht man weiter Richtung Bollbrücke, die über die Mehlbeck oder niederdeutsch Mehlbeke führt,
Die Boll-Brücke wird schon von Theodor von Bismarck-Bohlen erwähnt.
kommt man an Theodors Lust vorbei, benannt nach Theodor erster Graf von Bismarck-Bohlen. Er und seine Frau haben nach Übernahme der Güter viel zur Gestaltung des Parks oder auch der ländlichen Umgebung getan, seien es die Pflanzungen von Lindenalleen oder die kilometerweiten Steinmauern, die noch heute die Landschaft um Karlsburg und Steinfurth prägen.
Blick von der Bollbrücke auf die „alte Wiese“
Der alten Wiese schließt sich der Helenen-Horst an, benannt nach der Frau von Friedrich Carl, die sich sehr um die Modernisierung des Schlosses verdient gemacht hat. Auch das schmiedeeiserne Rosentor verdanken wir ihr. Sie – eine geborene von Tiele-Winckler -aus wohlhabendem Hause kommend, fertigte den Entwurf dafür und schenkte es ihrem Mann zum Geburtstag. Friedrich-Carl hätte dafür wohl kein Geld ausgegeben.
Waldweg zur Spinne
Man verlässt die Bollbrücke Richtung Spinne – Spinne deshalb, weil von dieser Stelle 5 Wege abgehen. Hier einige Ansichten.
Ein unter Naturschutz stehender ziemlich alter Lebensbaum unweit der Spinne befindet sich ein Kesselmoor Der Rastplatz
nicht weit von der Spinne stößt man auf einen sogenannten Duellstein. Hinter F. v. H. könnte sich der Name Friedrich von Homeyer (1824-1898) verbergen, was aber nicht gewiss ist.
Inschrift: F. v. H. 4.8.1848
Über den Jasedower Privatweg oder auch am Helenen-Horst vorbei den Waldweg entlang erreicht man das Schloss wieder.
Weitere Impressionen aus dem Karlsburger Lustholz.
Wegweiser Kunst aus Natur Pretzkow/Pretschkow – wüster Ort und Berg: dieser Ort lag, wenn man auf der B109 Richtung Anklam fährt, auf der rechten Seite UrwüchsigAn der Boll-Brücke
In diesem Beitrag werden die Gemälde aus dem Karlsburger Barocksaal eingestellt, die teilweise in keinem besonders guten Zustand sind.
Ernst Friedrich von Bismarck auf Schönhausen als Cornet 1728 – 1775Carl Heinrich Behrend Graf von Bohlen Kgl. Schw. Kammerherr u. Schlosshauptm. 1705 – 1757Curt Christoph Graf von Schwerin Feldmarschall 1684 – 1757 (wahrscheinlich von Antoine Pesne)
Graf von Schwerin war in erster Ehe mit Ulrike Eleonore von Krassow verheiratet. Die Großmutter von Friedrich Ludwig von Bohlen war eine geborene Krassow.
Friedrich I König von Schweden 1676 – 1751Ulrike Louise Königin Schweden Prinzessin von Preussen 1720-1782 (wahrscheinlich eine Kopie nach Antoine Pesne)Detlof Philipp von Walsleben (1744 – 1790)Caroline Elisabeth von Bohlen geb. von Walsleben 1781-1857Friedrich Ludwig Graf von Bohlen Chur-Hess. Hofmarschall 1760 – 1828Caroline Gräfin von Bismarck-Bohlen 1798-1858
Auf der Rückseite hat Theodor Graf von Bismarck-Bohlen vermerkt: „Ich halte es für meine Pflicht, meinen lieben Nachkommen ausdrücklich zu bemerken, daß meine Frau, die liebevollste und teuerste ihres Geschlechtes, mit welcher ich nun über 38 Jahre in der glücklichsten und zufriedensten Ehe lebe, auch keinen Augenblick so diesen überhaupt nur so ausgesehen, als der Mahler sie auf diesem Bilde leider dargestellt hat. – Carlsburg im Oktober 1855 – Gf. Bismarck-Bohlen.“
H. F. SchönfeldtHartz Ernst von Schönfeld auf Werben um 1740Agnes Christiane von Bohlen, geb. von Stranz 1747 – 1807 Sie war die zweite Frau von Carl Julius Bernhard von Bohlen (1738-1813) Das Porträt befindet sich in der Kustodie der Universität GreifswaldPhilipp Friedrich Ernst Freiherr von Dörnberg 1818 – 1858 Er war der Großvater der Auguste-Viktoria von Bismarck-Bohlen, geb. von Falkenhayn Das Gemälde von Franz Krüger befindet sich in der Kustodie der Universität Greifswald Fritz Ulrich von Bismarck-Bohlen 1884 -1945 Das Gemälde befindet sich in der Kustodie der Universität Greifswald
Carl Julius Bernhard von Bohlen (Gemälde von Johan Henrik Scheffel um 1770) Ihm ist zu verdanken, dass aus Gnatzkow Carlsburg wurde. Das Bild habe ich bei geni gefunden.
Betrachtet man die Landschaft um Karlsburg, vor allem die Dörfer Groß Jasedow, Steinfurth und Zarnekow, so findet man allenthalben Spuren der Karlsburger Gutsherrschaft. Z. B. kann man anhand einer Karte, die um 1900 aufgelegt wurde, viele der alten Bezeichnungen finden wie Hundewinkel, Räuberkuhle u. ä..
Der von Linden gesäumte Karolinenweg (auch der Damm genannt, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von der Herrschaft angelegt), der von der Bundesstraße 109 zur Steinfurther Begräbniskapelle führt.Der von Linden gesäumte Karolinenweg im Winter Zum Karolinenhof im Winter … und im Frühling Die Karlsburger Lindenallee Richtung Zarnekow im Winter … und im Frühling. Im Hintergrund die Zarnekower Kirche. Im Hausbuch des Karlsburger Gutes berichtet Theodor von Bismarck-Bohlen 1862, dass die Steinmauer an der Steinfurther Zieglerkoppel fertiggestellt worden ist.
Über die Funktion der Feldsteinmauer kann man nur Vermutungen anstellen: da zur Zeit von deren Errichtung der Wald Richtung Karlsburg nicht vorhanden war, könnte es sein, dass Richtung Steinfurth der Schlosspark in die Landschaft hinein erweitert werden sollte und eine Art Terassierung des Geländes darstellt.
Die Feldsteinmauer, die sich von Steinfurth in Richtung Karlsburg zieht.Eine zweite Steinmauer zieht sich ebenfalls in Richtung Karlsburg und beginnt beim TreckerschuppenBeeindruckendes WurzelwerkIn dem abgebildeten Feldsteinkreis im Steinfurther Forst war, bevor er zerstört wurde, ein Gedenkstein von Theodor von Bismarck-Bohlen aufgestellt worden, dahinter die sogenannte Wernereiche, die beide an ein Wunder erinnern sollten: 5. April 1972 Du bist der Gott der Wunder thut
Weitere Hinweise zur Landschaftsgestaltung finden sich in den Beiträgen: Die Karlsburger Güter – drei Wanderungen: 1. Durch den Karlsburger Schlosspark und den sich anschließenden Wald sowie 2. Durch den Steinfurther Forst zum Gedenkstein
Steinfurth liegt – im weiteren Umkreis von Wald umgeben – in dem Dreieck Wolgast, Anklam und Greifswald, 3 km von der B109 entfernt. Es ist ein kleines Straßendorf ohne Durchgangsverkehr. Denn am Ende des Dorfes führt nur ein Feldweg nach Pamitz und Wahlendow.
Die Fuß- oder Radwanderung beginnt an der Steinfurther Bushaltestelle.
Die Bushaltestelle, von Dorfkindern gestaltet; im Hintergrund das Kulturhaus Ein neues Bauwerk ist hinzugekommen: ein Bücherturm.
Am Kulturhaus vorbei fährt/läuft man den Hohlweg Richtung Wald entlang – immer geradezu. Dort angekommen, geht man immer weiter auf dem Hauptweg und gelangt zu einer Lichtung, die mittlerweile schon recht hoch gewachsen ist.
Die Lichtung, markant durch die riesige Fichte im Vordergrund
Weiter geradeaus kommt man in einen weiteren Waldabschnitt, den man durchqueren muss.
… und begegnet vielleicht neugierigen Rehen
Nach einigen Radminuten oder 20 Minuten Wanderung biegt man wiederum rechts ab.
Nach einer kurzen Strecke liegt rechts
ein Steinzeitgrab Den Zimmermannsweg (benannt nach dem im 19. Jahrhundert tätigen, in gräflichen Diensten stehenden, hoch geschätzten Förster Zimmermann) entlang
und nach wenigen 100 Metern muss man sich nochmals rechts halten.
An dieser Stelle rechts halten
Nun sollte man festes Schuhwerk anhaben, denn es geht durchs Unterholz, an einem Hochsitz vorbei,
Das Gehörn liegt nicht mehr da
Kurz darauf gelangt man an eine mit Eichen und Buchen bewachsene Kuppe. Überquert man diese, findet man die Wernereiche …
Im Vordergrund der Feldsteinkreis, dahinter die Wernereiche
… und ein paar Schritte weiter unten einen Feldsteinkreis mit einem Durchmesser von ca. 2 Metern. Vermutlich stand hier der Gedenkstein mit der geheimnisvollen Aufschrift:
5. April 1872 Du bist der Gott der Wunder thut Ps. 77.15
Ein magischer Ort: der in der Nähe fließende Brebowbach
Ist man zurückgekehrt, folgt man – rechts abbiegend – dem Weg in Richtung Steinfurther Dorfstraße. (Möchte man nicht gleich zurück ins Dorf, hält man sich im Wald weiter links, wo die Wege sich gabeln, und fährt über Wahlendow zurück nach Steinfurth.)
BiberlandEine der Biberburgen, ehemals ein Graben Im Hintergrund Bibers Stauwerk An den Feldern entlang Durch den HohlwegNach Steinfurth
Fährt man geradeaus weiter, befindet sich gegenüber den gräflichen Stallungen (der fordere Teil wurde zu LPG-Zeiten angebaut) der ehemalige Gutshof.
Der Gutshof Steinfurth: die linke Hälfte des Gutshauses ist unbewohnt und zerfällt leider
Dieses Haus, zumindest seine Grundmauern, gab es nach Erzählung der heutigen Besitzer, die die rechte Seite bewohnen, schon, als die Kirche noch intakt war und die Bewohner dorthin zum Gottesdienst gingen. Es muss also im 15. oder 16. Jahrhundert erbaut worden sein und war damals das Zentrum des Dorfes, auch wenn es heute am äußersten Rand liegt.
oder man biegt links ein und fährt die Steinfurther Dorfstraße, die ebenfalls von den Bismarck-Bohlen 1881/82 angelegt wurde (mit Kopfsteinpflaster). Erst nach 1990 wurde die Straße asphaltiert.
Hier kommt man zunächst an dem romantischen Ensemble von Kirchenruine (zu Beginn des 14. Jahrhunderts erbaut) und Carolinenkapelle vorbei, daran schließen sich rechterhand zwei der ältesten reedgedeckten Wohnhäuser von Steinfurth an, linkerhand sieht man die ehemalige Schmiede.
Ein in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erbauten Strohkaten
100 Schritte weiter – ebenfalls auf der linken Seite – das 1911 von Fritz Ulrich von Bismarck-Bohlen erbaute Haus, welches – wohl anders ausgerichtet – an Stelle des sogenannten „Klosters“ steht, das zuvor abgebrannt war.
Von der Dorfstraße aus gesehen mit den Initialen von Fritz Ulrich Bismarck-Bohlen – FUBB„An Stelle des im März 1910 niedergebrannten 4wohnungs Hauses „das Kloster“, entsteht in der Nähe, rechtwinklig zum Grundriss des alten Hauses gelegen ein großes 4wohnungs Haus, in seiner äußeren Gestalt völlig nach dem Plane des Grafen Friedrich Klinkowström, Leutnant im 3. Garde-… Rgt.- eines Vetters von Fritz Ulrich, errichtet. In seinem Mittelgiebel enthält das Haus außerdem zwei einzelne Stuben. Die Ställe des Klosters wurden reparirt und können weiter genutzt werden.“ (Aus dem Hausbuch der Bismarck-Bohlen)
mit dem idyllisch gelegenen Dorfteich.
Der zugefrorene Dorfteich im Winter …… und der Dorfteich im Sommer
Zwischen Friedhof und Kulturhaus befindet sich die Ochsenkoppel.
Die Ochsenkoppel
Schaut man auf die Koppel gegenüber, entdeckt man sogenannte Steinriegel, die sich durch die Landschaft Richtung Karlsburg ziehen, und, wie Theodor von Bismarck-Bohlen im Hausbuch des Karlsburger Gutes schreibt, 1862 fertiggestellt wurde.
Die Steinmauer. Die Koppel davor wird im Hausbuch als Zieglerkoppel geführt.
Folgt man der Dorfstraße weiter, sieht man das Gebäude der ehemaligen MTS (Maschinen- und Traktorenstation), das von Mathias Bartoszewski zu einer tollen Kulturstätte umgebaut wurde.
Der Treckerschuppen: ein Konzert mit den Liederjan, eine FamilienfeierDas Kulturhaus: von der Ochsenkoppel aus gesehen; eine Grafikausstellung zu KunstOffen; ein Konzert
Hinter dem Treckerschuppen beginnt eine Anhöhe, wo schon 1889 im Sommer … ein alter heidnischer Begräbniß Platz bei Steinfurt aufgefunden [ward] mit vielen Urnen[,] die aber meist in Scherben waren[,] liegt N. W. der Koppel unfern des höchsten Punktes.
Personengrabhügel
Vor einigen Jahren wurde wahrscheinlich an eben dieser Stelle bei den Verlegearbeiten der Stränge von Nord Stream 1 und 2 dieser urgeschichtliche Begräbnisplatz erneut entdeckt. Die ältesten Funde datieren von 4100 v. Chr., die jüngsten von 1250 n. Chr. Auch Mittelalterliches und Modernes wurde gefunden.
Caroline von Malortie, geborene Gräfin Bismarck-Bohlen, beschreibt in ihren „Erinnerungen einer Achtzigjährigen“ an das Niederhofer Gut: Von Stralsund aus verlebten wir Pfingsten stets bei meiner Aeltermutter Frau von Normann in Niederhof, welches sie im Jahre 1790 gekauft hatte. Es ist ein ideal gelegenes Gut an der Ostsee, Rügen gegenüber. Das kleine weiße Rococoschlösschen, in mitten eines 100 Morgen großen Buchenparkes, enthält einen besonders bemerkenswerten Saal, den italienische Künstler auf der Reise nach Stockholm, in Stralsund überwinternd, aufs reichste in Gold und Stuck dekorierten.
Reste des Schlosskellers?Informationstafel in Niederhof unweit vom Schloss der Strelasund im zeitigen Frühjahr … … im Sommer Die Allee führt zu KormorankolonieDer älteste jüdische Friedhof an der Ostseeküste Die von Helene von Bismarck-Bohlen erbauten Schweizerhäuser für ihre Angestellten und Arbeiter Das Strandschloss im schweizer Stil 2021Das Strandschloss damalsDie Brandshägener Kirche In der Kirche entdeckt: zum Gedächtnis des Patrons dieser Kirche des Grafen Friedrich Carl von Bismarck-Bohlen liess seine Witwe Helene von Bismarck-Bohlen in den Jahren 1905 und 1906 das Innere der Kirche erneuernAusschnitt aus einem Teppich mit dem Wappen der Familie von Tiele-WincklerWappen der Familie von Bismarck-Bohlen
Mitten in der Wildnis des Steinfurther Forstes befindet sich ein Feldsteinrondell, in dessen Mitte…… höchstwahrscheinlich dieser Gedenkstein stand …… und unweit davon die in einer Karte um 1900 eingezeichnete WernereicheDas Ensemble: Feldsteinrondell und Eiche Hügel zur Wernereiche Der Brebowbach bei der Wernereiche Pure Wildnis frühere Ziegelei zwischen Köhlergrund und RäuberkuhleWiese vor der Ziegelei Pilze im Spätherbst Der Fliegenpilz darf nicht fehlen Am Hauptweg von Kulturhaus kommend rechterhand Waldrand zum Feld hinDer Hauptweg im Winter Schattenspiele
Lange haben wir im Freundeskreis gerätselt, was wohl der Anlass dafür gewesen sein könnte, solch einen Stein mitten im Wald in unwegsamem Gebiet aufzustellen. Dass es die gräfliche Familie veranlasst hatte, war ziemlich schnell ersichtlich. Nur warum? Was war passiert? War es vielleicht doch ein Todesfall, da das Denkmal wie ein Grabstein aussieht? Jedoch das Tagesdatum und der Spruch, der auf ein Wunder hinweist, sprechen wiederum dagegen. Vor einiger Zeit nun, nachdem ich über zwei Jahre in den Archivalien des Pommerschen Landesarchivs u. a. auch nach dem Geheimnis des 5. April 1872 geforscht hatte, fand ich im Hausbuch der Grafen Bismarck Bohlen einen Eintrag von Theodor:
1872. 5ten Apr. des Herrn schützende Hand hat am heutigen Tage namenloses Unglück von uns abgewendet. Ihm sey Lob und Dank! Mein ältester lieber Sohn, war mit Werner Arnim auf dem Rundgang und sank auf dem Steinfurther Revier, mit dem einen Fuß in eine tiefe alte Torf= oder Fenngrube bis fast an die Hüfte ein, so daß er nicht allein herauskommen konnte, das gespannte Gewehr in der Hand haltend. Werner ihm zu Hülfe kommend, faßte dasselbe vorn an und brachte, indem er auch tief einsank, die Mündung des Gewehres, sich auf den Leib und in demselben Augenblick wendete sich dasselbe und der ganze Schuß Hagel ging ihm in die Seite unter dem Arm durch, die Joppe zerfetzend, so daß alles verbrannt war und viele Hagelkörner in der Joppe steckten und nur 1 Korn ihn leicht streifte! Es ist kein Zweifel, daß wenn nicht durch Gottes Gnade, das Gewehr gerade diese glückliche Richtung gehabt hätte, der Schuß in dieser Nähe ihn unfehlbar getödtet hätte. Zum dauernden Andenken an diese Abwendung unsäglichen Unglücks, ist nahe der Stelle, eine Eiche gepflanzt und am 21ten Mai ein Denkstein gesetzt worden.
Auf einer Kuppe steht im Verein mit alten Buchen die Wernereiche – ein magischer Ort! Mitten im Steinfurther Wald ein Kreis aus Feldsteinen in der Nähe der Fundstelle des Gedenksteins, vermutlich der Standort
Friedrich schilderte dieses Ereignis in seinen Aufzeichnungen „Aus unserem Leben für unsere lieben Kinder“, welche er im März 1890 niederschrieb, folgendermaßen: hier mögte ich aber doch kurz das Kreuz u. die Freuden erwähnen[,] die uns immer fester den Blick nach Oben richten ließen u. die mein Herz noch heut in liebstem Dank bewegen wenn ich an all‘ die Gnadenwunder denke[,] die der Herr über uns hat kommen lassen.
Zuerst, noch wärend mein lieber Vater lebte, erwähne ich des erschütternden Vorfalls[,] der mir mit unserem geliebten Schwiegersohn Werner am 5ten April 1872 zustieß, wo ich auf der Schnepfenjagd im Steinfurter Holz in ein Fenn [ndt.; morastig-sumpfiger Bereich] versinkend, an dem Gewehr von ihm herausgezogen ward u. dies ihm auf die Brust losging, so daß Rock u. Weste in Flammen standen! Einige 30 Schrotkörner wurden in seinen Kleidern gefunden[.] „Du bist der Gott der Wunder thut“ ließ mein theurer Vater dort an die Stelle in einen Stein hauen vor der dort gepflanzten Werner Eiche! – Kind u. Kindeskind sollten des stets eingedenk bleiben. –
Seit der Zeit hing ich meine Flinte an den Nagel, denn jede Jagdfreude war mir vergellt. Wenn ich auch als Wirth bei größeren Jagden manchmal mit ausrückte so habe ich doch von dem Tage ab die Jagd aufgegeben u. meinen Söhnenüberlassen.
Wie froh ich war, dieses Geheimnis endlich gelüftet zu haben, kann man sich sicher vorstellen. Die beiden Männer waren Friedrich von Bismarck Bohlen – der älteste Sohn von Caroline und Theodor – und sein Schwiegersohn Werner von Arnim, der mit Friedrichs Tochter Caroline verheiratet war.
Und auch ein weiteres Rätsel löst sich nun ebenfalls. Auf einer Karte, die den Karlsburger Besitz zeigt, ist im Steinfurther Wald eine Wernereiche eingetragen.
Die Wernereiche
Ganz sicher handelt es sich um eben diese Eiche, die aus Dankbarkeit ob des glimpflichen Ausgangs in der Nähe des Unglücksortes gepflanzt wurde.
Der Standort des Gedenksteins mit der Werner-Eiche. Eine Vermutung Wernereiche
Nun noch einige Bilder von der näheren Umgebung des Feldsteinkreises und der Werner-Eiche, um die Wildnis, die das Denkmal umgeben, zu verdeutlichen:
Eine Eiche, zwar entwurzelt, aber trotzdem am Leben monumentale Wurzeln Der Brebowbach
Der Ausnahmezustand, in dem wir uns seit über einem Jahr befinden, ängstigt sicher nicht nur mich deshalb so stark, weil immer mehr Mutanten auftreten und die Impfung nur schleppend vorangeht. So ähnlich müssen sich die Menschen im 19. Jahrhundert bei vielen ansteckenden Krankheiten – sei es Tuberkulose oder Cholera – gefühlt haben, deren Lebensverhältnisse sowie das medizinische Wissen und natürlich auch die medizinische Versorgung unvergleichlich schlechter waren als heute.
In Carolines Briefen an ihren Sohn Fritz nehmen Krankheiten aller Art einen großen Raum ein, die eigenen und mit großer Anteilnahme die in ihrem Verwandten- und Bekanntenkreis. Von Seuchen wie der Cholera, die die Menschen ebenfalls außerordentlich ängstigten und die sowohl in Anklam oder Stralsund aber auch in ganz Preußen bzw. in ganz Deutschland grassierten, ist des öfteren die Rede.
14.11.1848: Hier ist unterdessen, die Cholera u zwar ziemlich ernst aufgetreten: Sonnabend starb der Kuhhirt in Steinfurt daran, u den Sonntag die beiden jüngsten rüstigsten Tagelöhner – natürlich alle mit Hinterlassung von Wittwen u Kindern. Hier erkrankten 3 Frauen daran, die ich mit Erfolg behandelt habe, nach Angabe des Arztes der zum Glück kam, heut ist noch eine krank u einige auf dem Hof was aber wol nicht viel seyn wird, mit Ausnahme einer wo wir das Nervenfieber fürchten. Es ist nur ein gastrisches Fieber. Vater fuhr Sonntag Vormittag sogleich nach Greifswald u brachte einen jungen Arzt mit, den ihm Berndt empfohlen u den er auf einen Monat engagirt hat. Er gefällt mir recht gut, u ich glaube nicht daß er den liquor austrinken wird, wie der vor 17 Jahren es that mit H. Lauter in Compagnie. … Hier ist im Hause alles wohl, drüben liegen 3 Mädchen u 2 Jungen, die Stube der Wirthschaftslehrlinge u die Fremdenstube sind als Lazareth eingerichtet, im Dorf liegen 4 Frauen aber alle in der Besserung. In Steinfurt ebenso. –
10.08.1849: Eine schwere Sorge ist mir auf’s Herz gefallen mit Fritz [ihr erstgeborener Sohn], daß er die Cholera in seiner Schwadron hat! Gewiß geht er hin ihre Kranken zu sehen – mir schadet das nicht, aber für ihn bin ich besorgt u empfehle ihn dringender als je den Schutz des Himmels, das ist ja das Einzige was man in der Abwesenheit thun kann.
06.09.1849: Doch nun will ich Deine Geduld nicht länger auf die Probe setzen, sondern Dir sagen daß wir sehr glücklich hier eintrafen u Carl [ihr jüngster Sohn] hier vorfanden, da in Anklam Cholera u besonders ein sehr bösartiges Scharlachfieber herrschen, so daß Dr Buhtz ihm gerathen lieber hierher zu gehen. Auf wie lange ist noch unbestimmt. … Hier ist der Garten so frisch u hübsch u auch viel Obst darin, nur erlaubt die Nähe der Cholera nicht, daß man es roh genieße, bis jetzt ist aber noch alles gesund.
25.09.1849: In Stralsund haust die Cholera noch immer, u wenn auch nicht viele Opfer fordernd, so sucht sie sie recht empfindlich aus. Da sehe ich heut den Tod des Grafen Ranzow in der Zeitung ein Schwager von Haselbergs, der 1 Wittwe mit einem kleinen Kind hinterläßt, u der der ganzen Familie ein Stütze, der besten Bürger Einer der Stadt war. Da sind die Wege der Vorsehung sehr unerforschlich. – August Bluhm ist auch noch immer sehr krank seit 5 Wochen an einem nervösen Fieber, aber auf der Besserung dem Anschein nach. Die Cholera verbreitet sich auch wieder auf dem Lande, in Pamitz ist ein Mann daran erkrankt aber wieder geworden.
01.09.1850: Die Cholera ist schlimm in Stralsund u sterben viele daran, wir sprechen aber nicht davon in Juliens [Carolines Schwester] Gegenwart u werden auch nicht in die Stadt fahren, was mir sehr angenehm ist.
04.09.1850: Kein Besuch aus Stralsund stört unsere angenehme Vereinigung [in Niederhof] indem dort leider! die Cholera sehr herrscht, u meine Schwester sie etwas fürchtet.
17.10.1855: Wie dem auch sei so ist es hier auch gut wohnen, u wir sehen Euch um so lieber so gut im Winterquartier eingerichtet, als hier in der Nachbarschaft die Cholera spukt u ziemlich böse ist. In Züssow u Salchow. Gott bewahre uns in Gnaden davor! Dagegen ist in Stralsund seit d. 4ten keiner erkrankt, u freut es mich um so mehr, als die liebe Clementine in dieser Woche einziehen wollte u ich darauf hoffe, sie von Niederhof aus zu sehen … Die Majestäten [Königreich Hannover] sind aber so schwächlich gewesen, daß sie doch wol wenig Freude davon gehabt – an der Marschallstraße mit dem Gefolge zu essen – die Königin hat sich gleich nach der Tafel u der König bald nachher zurückgezogen, Alle haben an der Cholera gelitten!! Wenn sie sich nun doch etwas Ruhe gönnten!
Ende März denke ich beim Anblick der blühenden Veilchen immer daran, dass bei einem von Theodors ersten Karlsburger Besuchen im März 1817 die Entdeckung dieser Frühlingsboten ein besonders romantischer Augenblick war, an den beide sich gern erinnerten. Er und Caroline fanden bei ihren Spaziergängen im Park die Veilchen und sprachen in ihren Briefen davon. Auch in späteren Jahren erwähnte sie das Veilchen und erinnerte sich an diese Momente unbeschwerten Glücks mit etwas Wehmut zurück.
Am 01.03.1817 schreibt Caroline: Nach Veilchen habe ich auch noch nicht spähen können, Sie brauchen sie nicht zu erwarten, das wissen Sie ja!
Wilde Veilchen im Karlsburger Schlosspark: vielleicht dort, wo die Verlobten sie gefunden haben?
Theodor am 06.03.1817: Gestern und vorgestern war zur Veränderung einmahl gutes Wetter; schon glaubte ich, der Barens habe endlich ausgetobt, die Schläuche des Himmels sich geschlossen, und der liebe Frühling werde endlich mit gutem Wetter und Veilchen kommen, allein heut scheint das Versäumte wieder aufgeholt zu werden, denn alles was der Himmel herab auf armen Erdbewohnern auf die Köpfe fallen kann, Hagel, Regen, Schnee, ist bereits heut früh unter Begleitung eines Sturms gefallen.
Caroline am 17.03.1817: Das Wetter ist Ihnen wenigstens recht günstig: ich werde hernach im Garten gehen und mich nach dem Veilchen umsehen wo Sie ein Reis beysteckten,
Theodor am 18.03.1817: Mit den Veilchen wird es nun wohl bis zu meiner Ankunft währen. Sontag oder Montag über 8 Tage! Mein geliebtes Linchen wäre doch dieser Tag erst da!
Caroline am 23.03.1817: Unser Veilchen ist abgepflückt, ich habe mich danach umgesehen.
Theodor am 20.03.1817: Sie gehen gewiß heut ein wenig im Garten, mein geliebtes Linchen, vielleicht in diesem Augenblick, warum kann ich nicht an Ihrer Seite gehen? Warum nicht mit Ihnen die Veilchen knospen untersuchen, anstatt nun allein zu Malmens zu wandern?
Am 10.10.1820 schreibt sie an Theodor: So eben komme ich von einem großen Spaziergang mit Fikeschen zurück von dem ich Dir auch etwas mitbringe etwas altes u neues zugleich: ein Paar Veilchen Und einige Zeilen später: Ich fliege ein wenig zu Dir herüber mein geliebter Theodor, u sage Dir zuerst daß Dein Liebling Fritz sanft eingeschlafen ist, nachdem ich ihm ein Veilchen gegeben.
Und in späterer Zeit am 16.04.1842: Zum Beweis daß wir nicht ganz verfrieren schicke ich Dir die beiden einzigen Veilchen die ich finden konnte heute, es ist trotz der Kälte grüner geworden.
Sowie am 31.03.1848: Hier geht alles gut, wir sind wohl u genießen das köstlichste Frühlingswetter, könnte man es nur mit leichtem frohen Herzen wie ehemals! Ich habe eben die ersten Veilchen aus dem Garten gebracht.