Theodor Karl Alexander Friedrich Philipp wurde am 11. Juni 1790 in Schönhausen (Altmark, nahe Stendal) geboren, wo er bis zum Jahre 1800 aufwuchs.





Von fünf jüngeren Geschwistern erlebte nur der Bruder Eduard das Erwachsenenalter, alle anderen starben in den ersten beiden Lebensjahren. Sein Vater, Ernst Friedrich Alexander von Bismarck (1763-1820), hatte im Jahre 1789 Luise Dorothea Henriette von Miltitz (1771-1805) geheiratet, er war der ältere Bruder von Karl Wilhelm Ferdinand – dem Vater des späteren Reichskanzlers Otto von Bismarck. Um seine Bildung haben sich die Eltern, wie er in seiner Lebensgeschichte von 1865 schreibt, nicht sonderlich bemüht. Nach einigen ungeduldigen Versuchen des Vaters, ihn zu unterrichten, wurde er schnell dem Schullehrer des Ortes übergeben. Meinen Unterricht hatte ich in der allgemeinen Schulstube, wo über 100 Dorfkinder waren, allein an einem besonderen Tisch, mit dem Sohn eines Verwalters vom andren Hof, Nahmens Jaenert. Viel glaube ich lernte ich nicht, denn der alte Cantor mochte wohl selbst nicht viel wißen. Theodors Großvater, Carl Alexander von Bismarck, dessen Tod 1797 ihn den ersten große Schmerz seines Lebens fühlen ließ, litt ihn gern in seiner Nähe: Der Großvater, welcher in Halle studiert hatte, beschäftigte sich in der Regel in seinem Zimmer, wißenschaftlich und trieb Musik, da er in seinen späteren Jahren, noch das Cello erlernt hatte. Ich war fast immer um ihn u belustigte mich mit einem großen Geschichtsbuche, in Folio mit unzähligen Kupfern, welches eigentlich die Hauptquelle meiner sehr fragmentarischen Geschichtskenntniß ist, denn ich will hier gleich bemerken, daß ich in meinem Geschichts= Unterricht eigentlich nie über die Meder und Aßyrer hinausgekommen bin und das Wenige, was ich weiß, mir später allein durch Lektüre gesammelt habe. Unterricht hatte ich in dieser Zeit, mit Ausnahme der bei dem Cantor Thin gar nicht, lernte jedoch Lesen, Schreiben und mit den 4 Spezies Rechnen. Die Stationen seiner schulischen Karriere waren (1) Lentzke (1799–1801), wo sich der Naturphilosoph August Hülsen auf einem Gut der Familie La Motte Fouquet niedergelassen hatte, sich allerdings wenig um seine Schüler kümmerte. In den anderthalb Jahren dort und in weiteren anderthalb Jahren (2) im Kloster St. Johannes der Täufer auf dem Berge (1801–1803), einer Benediktinerabtei in der Nähe von Magdeburg, scheint er noch rein gar nichts gelernt zu haben. Schuld daran war der Vater, der mit dem Kloster vereinbart hatte, dass sein Sohn statt Griechisch und Latein im Französischen unterrichtet werden sollte, was aber nicht geschah. So hatte er nur wenig Unterricht und war einen Großteil der Zeit sich selbst überlassen, so saß ich alle Tage 2 bis 3 Stunden vormittags völlig müßig auf dem Zimmer allein und ist nur ein Wunder, daß ich nicht auch auf mehr dumme Streiche verfiel, als schon der Fall war. Zurück in (3) Uenglingen (heute ein Stadtteil von Stendal), wo die Eltern seit 1800 wohnten, bekamen er und sein jüngerer Bruder einen Hauslehrer, der ihnen jedoch auch nicht viel Wissen vermitteln konnte.

Im Jahr 1803 war ich als Junker bei dem 1ten Bat.(aillon) Leibgarde eingeschrieben und bei der Gelegenheit dem König in Potsdam auf dem Lustgarten vorgestellt. Die Junker bei dem Bataillon thaten keine Dienste, wurden erst einberufen, wenn sie Off. wurden, trugen aber die Uniform. 1804 wurde er nach Potsdam in die Junkerschule gebracht. Im gleichen Jahr ließen sich die Eltern scheiden, die Mutter zog nach Brandenburg. Sie starb ein Jahr darauf in Schönhausen, von Theodor heiß beweint, denn sie war stets sehr liebevoll […] gewesen. Weitere Stationen seiner militärischen Laufbahn waren: Fähnrich beim I. Garde-Bataillon der Preußischen Armee, bei der Schlacht von Auerstädt 1806 kam er zum ersten Mal in das Feuer. Nachdem wir, unter großen Drangsalen (ich zu Fuß, da mein Pferd verloren gegangen) unsern Rückmarsch über Rogätz bis Rathenow gemacht, hatte ich die Freude in letzterem Orte meinen Vater zu sehen, der von Schönhausen dorthin gekommen war, um zu erfahren[,] ob ich auch am Leben, da man mich todt gesagt hatte. Er brachte mir ein Pferd von dem Onkel, was mir sehr erwünscht kam. Nach einer entbehrungsreichen Zeit in Uenglingen erhielt er im Frühjahr 1809 den Befehl sich bei dem Garde Regiment zu Fuß, in welches er als Sekondeleutnant gesetzt war, einzufinden. Sein Bruder Eduard wurde 1812 bei Ostrowo bei einer Attacke erschossen. Wohl ihm[,] daß er so bald schon einen schönen Soldatentod fand und nicht bestimmt war, den schrecklichen Rückzug aus Moskau mit zu machen, wo alle jungen Leute der 2 Schwadronen, im Feuer umkamen und nur einige Off. und einzelne Führer das Vaterland wiedersahen. In der Schlacht bei Großgörschen (Mai 1813) wurde Theodor schwer verwundet und erhielt das Eiserne Kreuz II. Klasse.
Über diese Zeit gibt es einen Text – von seinem ältesten Sohn Fritz verfasst – aus Anlass des 75. Jahresfestes des 29. Regiments, der hier seinen Platz finden soll. Teile des Textes hat Fritz aus dem Tagebuch über die Teilnahme seines Vaters an den Befreiungskriegen von 1813 bis 1815 entnommen.
Aufzeichnungen für das 29te Regt zu seinem 75ten Jahresfest
Theodor von Bismarck, mein Vater, ward am 11ten Juni 1790 zu Schönhausen geboren, als ältester Sohn des Ernst Alexander von Bismarck und seiner Ehefrau Luise geborene von Miltitz; sein Großvater fiel bei 1741 als Oberst und Kommandeur von Anspach Bayreuth Dragoner jetzt kavall. Regt Königin Nr. 2, sein Bruder bei Ostrowo 1812 als Leutnant im Dritten Husaren Regiment, sein Onkel bei Möckern am 16. Oktober 1813 als Kommandeur des Mecklenburgischen Husaren Regiments; er selbst ward im Oktober 1805 Offizier im ersten Bataillon Garde und zur Leibcompagnie versetzt. 1806 wirkte er mit in der Campagne gegen Frankreich, kam bei Auerstedt am 14ten October zuerst ins Feuer u. ward nach großen Drangsalen, mit der Bagage des Corps bei Wolgast kriegsgefangen. Im Früling 1809 erhielt er den Befehl sich wiederum beim Garde Regiment zu Fuß zu melden, in welchem er als Seconde Lieutnant angestellt ward u. die Campagne 1813 u. 14 mitmachte. Bei Gr. Görschen ward er schwer am Kopf blessirt, erhielt aber als einer der Ersten das eiserne Kreuz 2ter Klasse zu dessen … er 66 Jahr lang gehörte; bei dem Sturm auf den Mont Martre am 30 März 1814 abermals schwer durch einen Kartätschuß verwundet, gehörte er 1815 zu den Officieren die den neuen Regimentern zugetheilt wurden, die Preußen erhalten hatte. –
Im Mai 1815 übernahm er zu Junet bei Charleroi die Compagnie im 29ten Regiment, von der er in seinem Tagebuch sagt: sie ist sehr schön, aber außer Rand u. Band; dann aber 4 Wochen später: „täglich überzeuge ich mich mehr von dem guten Willen u. dem vortrefflichen Gemüth meiner Leute u. würde es mir jetzt wirklich sehr schwer fallen mich von meiner Compagnie zu trennen, so lieb habe ich diese Menschen gewonnen.“
Am 15ten Juni des Morgens um 4 Uhr wurde das Regiment alarmirt, nachdem es schon am Abend vorher in Alarmhäusern zusammen gezogen war. Die Brigade – von Jagow – zog sich bei Fleurus zusammen u. gegen Mittag ward mein Vater mit den Zivailleurs des Battaillons nach dem Dorfe Waqnée detaschirt, um es zu besetzen, wo es nur zu unbedeutenden Gefecht kam, wärend die 2te Brigade bis spät in die Nacht bei Heppignies engagirt war.
Gegen Abend erfolgte der Befehl, zum Bataillon nach St. Amand sich zu begeben, um dort die Vorposten zu besetzen, die bis zum 16ten Juni bei Tagesanbruch standen, um dann sämtlich auf die Höhen bei Ligny sich zu ziehn u. gegen Mittag, mit 2 Bataillon des Regimentes u. 1 Landwehr Bataillon St. Armand unter Anführung des Major von Hymen zu besetzen, wo schon 2 Compagnien schlesischer Schützen sich befanden.
Hpt. v. B. besetzte mit den Zivailleurs u. 1 Comp. freiw. Jäger den Rand der das Dorf umgebenden Gärten u. hielt bis Nachmittags gegen Massenangriffe des Feindes u. einem schweren Granat u. Schußkugelfeuer St. Armand was dann allmälich verloren ward, bis endlich die letzten Überbleibsel Hals über Kopf herausgeworfen wurden wobei v. B. fast noch gefangen worden wäre, da er durch 20-30 Franzosen durchreiten mußte die alle auf ihn feuerten aber ohne zu treffen. Mit ungefär 200 M. u. 2 Officiren im Marsch auf Ligny, wo er mit dem Reg. Comandeur u. einigen Stabsofficieren zusammentraf die etwa ebenso viel Leute hatten, formirten sie 8 kleine Züge u. gingen gegen Ligny von wo man sich noch immer heftig schlug. „Als man auf 300 Schritt heran war, wurden die Unsrigen gänzlich herausgeworfen u. nun kam eine große Masse feindlich Kavallerie um Ligny herum von beiden Seiten sich auf die Trümmer der abgesandten Truppen werfend; unser Bataillon ward im ganzen 2 mal geschossen von Kurassieren u. einmal en dibandade von Husaren u. d. Gott lob angegriffen, ohne angetastet zu werden; einmal stellten sich etwa 2 Schwadrons auf 300 Schritt vor uns auf u. zwangen uns Halt zu machen um d. Angriff in Ordnung aushalten zu können, auch feuerten 2 Geschütze 8mal auf uns ohne zu treffen; das Gefecht mit der Kavallerie dauerte gewiß 1 Stunde bis daß es dunkel war. Nun ging alles zurück u. nur 1 Bath. Landwehr u. wir blieben um die Vorposten zu bilden, stehn. Der Feind beschoß uns noch tüchtig mit Granaten ohne uns zu treffen, da wir ihm näher standen als er glaubte. Ich mußte mit den Zivaileurs beider Bataillone die Vorposten bilden u. es glückte mir 4 zwölffündige Kanonen von denen durch die Kavallerie ein Theil der Pferde todgeschossen war, nothdürftig zu bespannen u. in Sicherheit zu bringen; eine andere ½ Batterie erinnerte ich mich etwa 200 Schritt weiter vorwärts ehe es dunkel ward gesehen zu haben; ich nahm mir also 20 Freiwillige u. verjagte damit etwa 1 Dutzend Franzosen die sie eben zurückbringen wollten u. ließ die Kanonen fortschaffen. Den 17ten Juni Morgens 1 Uhr setzen wir uns endlich ganz still ab u. marschirten bis Gembloux vor wo wir um 9 Morgens ganz erschöpft ankamen. Dies sind Auszüge aus dem Tagebuch. Das Kreuz 1ter Klasse wird mein Vater wohl für die geretteten Geschütze erhalten haben.
Carlsburg bei Züssow 28ter Januar 1890
Fr. Bismarck-Bohlen
Generaladjutant u. General der Kavallerie a. D.
In der Schlacht bei Ligny (Juni 1815) ereilte ihn das gleiche Schicksal und er erhielt das Eiserne Kreuz I. Klasse, was von seiner Frau Caroline immer wieder mit Stolz angemerkt wurde. Mit dem 33. Infanterie-Regiment verschlug es ihn und sein Füsilierbataillon als Kapitän im Herbst 1816 nach Stralsund.

Hier lernte er am 28. Dezember im Haus der Frau von Normann deren Enkelin Caroline kennen. Kurze Zeit darauf, am 2. Februar, fand die Verlobung in Stralsund statt und am 17. September des gleichen Jahres die Hochzeit auf Neudeck, dem Besitz seines zukünftigen Schwagers, Carl Henckel von Donnersmarck.

(Miniatur von August Grahl)
Denn mittlerweile war Theodors Kompanie nach Schlesien versetzt worden. Am 1. Juni verließ Theodor – nach einem sechswöchigen Aufenthalt in Karlsburg – Pommern, um sich nach Liegnitz zu begeben, wo er alles vorbereitete, um für seine zukünftige Frau und sich ein komfortables Heim zu schaffen: Eine Wohnung wurde gemietet, eine Kutsche gekauft, Möbel und Interieurs wurden beschafft. Im Verlaufe des Briefwechsels thematisierten die Verlobten die Einrichtung der Wohnung immer wieder. Der Aktivere dabei war Theodor, der keine Gelegenheit ausließ, den Hausstand zu komplettieren. Überhaupt war er zu Beginn ihrer Ehe der Praktischere von beiden; wenn es nötig war, konnte er sogar kochen.
Noch vor der Hochzeit wurde Theodor nach Schweidnitz beordert, um im Falle von Ausschreitungen während der sogenannten Kartoffelrevolution in Breslau einschreiten zu können. Die ersten sechs Wochen ihrer Ehe verbrachten sie dort unter furchtbaren Bedingungen aber glücklich. Bis 1818 lebten sie in Liegnitz. Am 21. Februar 1818 wurde Theodor auf Antrag seines Schwiegervaters, des kurfürstlich hessischen Hofmarschalls Carl Ludwig Wilhelm Graf von Bohlen, von König Friedrich Wilhelm III. von Preußen, verbunden mit der Namens- und Wappenvereinigung zu Bismarck-Bohlen, in den Grafenstand erhoben. Am 25. Juni 1818 kam Sohn Friedrich Theodor Alexander (Fritz) in Karlsburg auf die Welt.
Mit der Abreise Carolines aus Liegnitz verließ Theodor ebenfalls mit seinem Bataillon wenig später die Stadt Richtung Thorn. Im März 1818 bekam das Regiment den Befehl nach Graudenz und Thorn zu rücken, an letzterem Orte das Füsilier Bat. Wir mußten unsere hübschen Meubels mit vielen Schaden verkaufen und ich brachte meine liebe Frau nach Breslau, wo sie bis im April blieb und dann nach Carlsb(urg) ging. … Ich ging dann […] nach Thorn und später Anfang Juny, mit meinen eignen 2 Pferden nach Carlsb(urg). Am 25. Juni wurde ihr erster Sohn Friedrich
Theodor Alexander geboren. Ab September lebte das Ehepaar in Thorn, wo ich mit der unsäglichsten Mühe, uns eine nur aus 2 Zimmern bestehende Wohnung bei einer
alten Dame aufgethan hatte, welche in der ganzen Stadt als ganz besonders unerträglich und böse galt, doch wurden wir ganz gut mit einander fertig, bis wir im nächsten Herbst
eine andere Wohnung fanden. Der Sohn Fritz blieb bei den Großeltern in Karlsburg.
Nach einem kurzen Aufenthalt in Kniephof bei Theodors Verwandten kehrte Caroline im Mai 1819 wiederum schwanger zu ihren Eltern nach Karlsburg zurück. Am 23. Juni 1819 wurde Tochter Caroline geboren. Im September kehrten sie mit Fritz nach Thorn zurück. Theodor hatte auf Wunsch seiner Frau eine für ihre kleine Familie passendere Wohnung gefunden,
die mehr ihren Ansprüchen genügte. Im März 1820 wurde das 34. Regiment nach Stralsund verlegt, wo die junge Familie zunächst im Stadthaus ihrer Eltern wohnte, bis sie im Herbst 1820 ein eigenes Haus bezog und dort bis zum Sommer 1828 lebte.
1820 starb sein Vater Ernst Friedrich Alexander von Bismarck in Schönhausen (1763-1820): Ende September erhielt ich aus Schönhausen durch Pastor Petri die traurige Nachricht, daß mein armer Vater, deßen Gesundheit schon seit dem vorigen Jahr sehr wankend geworden, durch einen Schlagfluß gänzlich an den unteren Exträmitäten gelähmt worden sey. Mir schnell Urlaub verschaffend[,] reiste ich sofort ab und Tag und Nacht bis Schönhausen, wo ich den Vater in sehr traurigen Zustand fand, doch hatte er noch immer Hoffnung, daß sich der Gebrauch der Beine, durch allerlei angewandten Mittel, wieder finden würde, eine Hoffnung, welche ich[,] leider von Anfang an, nicht theilen konnte. Nach kurzer Zeit zeigten sich alle Anzeichen der Brustwaßersucht und am 17ten 8ber [Oktober] rief ihn der Herr zu sich.
In seiner Lebensbeschreibung listet Theodor die Geburten seiner Kinder auf, woran man ermessen kann, wie schmerzhaft diese 20er und frühen 30er Jahre für Caroline und ihn gewesen sein müssen. Auch fällt in diese Zeit (1827) der räuberische Überfall auf seinen Schwiegervater, der sich auf dem Heimweg von Ranzin nach Karlsburg befand.
1821 3ten Aug., ward uns in Strals. unser 3tes Kind Theodor geboren, welchen der Herr zu unserm tiefen Schmerz am 17ten Dec. uns wieder nahm.
1824, 15ten Jan., ward uns abermahls in Strals. ein Mädchen Antonie geboren, welche ebenfalls am 22ten Febr. Gott zu sich nahm.
1828, 19ten Jan. in Stralsund ein etwas zu früh geborener Knabe Theodor, der am 22ten März uns wieder entrißen ward.
5 Tage nach dem Tode des Kindes starb in Strals. mein verehrter, würdiger Schwiegervater, nach längerem Krankenlager, an der Harnruhr, wahrscheinlich Folge eines an ihm im Herbst verübten Raubbefalles. […]
1829, 27ten Nov. ward uns in Strals. abermahls eine Tochter Clara geboren, welche aber am 22ten Febr. 1830 der Herr uns wieder nahm.
1831, 15ten Apr. schenkte uns Gott in Carlsburg abermahls ein Mädchen Louise, die aber uns zum tiefsten Kummer am 6ten März 1832, durch den Tod wieder entrißen ward. Ich
war in Ünglingen und Berlin abwesend und trotz meiner schleunigen Rückkehr fand ich
mein liebes Kind schon als Leich.
1832, 3ten July, ward meine liebe Frau in Carlsb. von Zwillingen entbunden, von welchen der eine wenige Stunden nachher verstarb, der andre Carl uns der Herr erhielt, so wenig Hoffnung wir auch dazu, wegen seiner ungemeinen Kleinheit haben mochten.
Nach dem Tod seines Schwiegervaters nahm Theodor schweren Herzens seinen Abschied, um die Verwaltung der Karlsburger Güter zu übernehmen.

Neben dieser Aufgabe, die er mit großer Hingabe erfüllte, liest sich sein weiterer Werdegang in der Deutschen Biographie folgendermaßen: Auch nach seinem Scheiden aus dem unmittelbaren Staatsdienst entzog er sich dem Vaterlande nicht, wenn Noth an Mann war. Im J. 1843 zum Obersten der Landwehr ernannt, übernahm er 1850 bei der damals stattfindenden Mobilmachung drei Monate lang das Commando der dritten Landwehr-Brigade in Stettin, bis er im J. 1854 als General-Major den erbetenen Abschied auch aus der Landwehr erhielt. Im März 1863 war er bei der Grundsteinlegung des Denkmals Friedrich Wilhelms III., als 50jähriger Denkfeier des Beginnes des Befreiungskrieges, gegenwärtig, zu welcher dem Veteranen aus jener großen Zeit der Charakter als General-Lieutenant verliehen war. Am 2. Mai 1863, am 50jährigen Jahrestage der Schlacht bei Groß-Görschen, erhielt er den Rothen Adler-Orden I. Classe. An öffentlichen Angelegenheiten nahm er inzwischen ununterbrochen den regsten Antheil. So ward er im J. 1832 zum Landtags-Abgeordneten der Ritterschaft des Greifswalder Kreises zu den Provinzial- und Communal-Landtagen gewählt, 1842 von dem Könige zum Landtags-Marschall des Herzogthums Pommern und Fürstenthums Rügen ernannt, 1851 von den neuvorpommerschen Communal-Ständen zum Landkasten-Bevollmächtigten erwählt und übernahm als ältestes ritterschaftliches Mitglied zugleich den Vorsitz dieses engeren ständischen Ausschusses. Diese ständischen Ehren-Aemter, zu denen er durch königliche Ernennung und Wiederwahl stets von neuem berufen ward, verwaltete er mit der größten Treue, bis er dieselben nach vollendetem 80. Lebensjahre niederlegte. Wie er die Wohlfahrt seiner Gutsangehörigen mit treuer Sorgfalt pflegte und besonders Kirche und Schule sich angelegen sein ließ, so bewies er auch in weiteren Kreisen selbstvergessene und opferfreudige Hülfsbereitschaft. Im J. 1848 trat er als treuer Diener seines Herrn und Königs an der Spitze der Conservativen den revolutionären Tendenzen und ihren Vertretern entgegen und blieb seitdem bis an seinen Tod das unermüdliche und geehrte Haupt derselben in seinem Kreise.

Drei Kinder – Friedrich Theodor Alexander (1818-1894), Caroline Susette Jeanette (1819-1908) und Carl Ernst Ferdinand (1832-1878) erreichten das Erwachsenenalter. Die Tochter heiratete am 16. Juni 1837 Hermann von Malortie in Berlin, wo er als Attaché der Hannoverschen Gesandtschaft tätig war. Das Paar hatte sechs Kinder: drei Töchter und drei Söhne.
Der älteste Sohn Fritz heiratete am 20. Mai 1850 Pauline von Below (1825-1889) in Dresden. Das Paar hatte fünf Kinder: zwei Töchter und drei Söhne.
Der jüngste Sohn Carl blieb ledig und setzte am 15. Oktober 1878 seinem Leben in Venedig ein Ende.
Theodor hatte zu seinen Kindern ein sehr inniges Verhältnis, was in vielen Briefen zum Ausdruck kommt.

In seiner Lebensbeschreibung, 1865 zu Papier gebracht, schaut er zufrieden auf sein erfülltes Leben zurück: Wenn ich nun heut, am Abend meiner Tage, auf mein langes Leben zurückblicke, so erfüllt inbrünstiger Dank gegen Gott den Herrn mein Herz, für seine gnädige Führung. Mit gesundem Körper, von rechtschaffnen Eltern geboren, habe ich mich bis in mein hohes Alter, fast unausgesetzt einer guten Gesundheit erfreut und der Herr hat mir bis heut meinen Sinne gelaßen und mich von welchen Beschwerden des Alters gnädig bewahrt, so daß ich doch meine Geschäfte besorgen kann. Er hatte mir in Eurer lieben Mutter eine Lebensgefährtin gegeben, die alles in sich vereinigte, was zu meinem vollständigen Glücke nöthig war und mich fast 40 Jahre dieses Glück genießen laßen. Er schenkte uns Kinder, welche wohlgerathen uns nur Freude machten und Enkel, die meine und ihrer Eltern Freude und Hoffnung sind. Er hat mich gnädig beschützt in mancher Stunde der Gefahr und mir Kinder, Enkel und Urenkel gesund erhalten und bewahrt. Seine Gnade gab Eurer theuren Mutter und mir, einen einfachen und zufriedenen Sinn und bewahrte uns der Neigung zu unnützen Ausgaben und thörichten Aufwand und meine Bemühungen segnete, bin ich in der Lage meinen Kindern ein anständiges und auskömmliches Habe zu hinterlaßen, wenn gleich wir ziemlich klein anfingen. Nachdem ich mit 17 Jahren unser geliebtes Vaterland unter der Last des Würgers, fast völlig in Trümmer zerfallen sah, hat Gott mich seine völlige Wiederherstellung sehen laßen und mich gewürdigt in den ruhmvollen Kämpfen (zu bestehen).