Szenische Lesung im Karlsburger Schloss: Briefwechsel aus der Verlobungszeit von Caroline und Theodor

Die Lesung im Karlsburger Schloss war ein voller Erfolg. Vor ausverkauftem Haus liefen die Darstellerinen und Darsteller zur Hochform auf.

Das Ensemble und die für die Texte Verantwortlichen (von links: Klaus Lisson, Henriette Lewke, Monika Barnekow, Dr. Ursula von der Gönne-Stübing, Jörg Stolzenburg, Margit Wentzlaff, Mathias Bartoszewski; im Vordergrund: Maria Kowalzick, Jonas Grasemann)

Die Freude am Spiel und die Lust am Verkleiden war allen Mitwirkenden anzusehen.

Das Brautpaar: Caroline und Theodor nach der gelungenen Aufführung
Die Köchin und der Kutscher
Die Amme
Der Knecht
Die Kussszene: lange geübt…

Das Karlsburger Schloss – Carolines und auch Theodors Sehnsuchts- und Lieblingsort – gaben der Aufführung ihren besonderen Reiz.

Die Schwierigkeit, den großen aber sehr schmalen Barocksaal so einzurichten, dass alle Zuschauerinnen und Zuschauer das Treiben auf der Bühne in Gänze verfolgen konnten, wurde gemeistert, indem die Bühne nicht an einem Ende des Saales aufgebaut wurde, wie ursprünglich geplant, sondern an der Breitseite mit Blick in den Park.


Die Köchin in Aktion. Im Hintergrund der Blick ins Grüne

Die Stühle waren im Halbrund angeordnet.

Hier bei der Probe

Die Idee, die drei Akteure in den Küchenszenen Platt sprechen zu lassen – die Übersetzung besorgte Margit Wentzlaff – lockerte die Szenerie wunderbar auf. Auch wenn man das eine oder andere, worüber die Drei sprachen, nicht gleich verstehen konnte – die Amme setzte das Publikum immer wieder ins Bild.

Nicht zuletzt unterstrichen die Wolgaster Vokalisten mit romantischen Liedern von Mendelssohn Bartholdy und Brahms den Fortgang der den Briefen immanenten Handlung.

Die Wolgaster Vokalisten

Zur Handlung: Mehrere Orte tauchen in der Lesung immer wieder auf: in Pommern Carlsburg, Stralsund und Niederhof, später dann noch die Orte in Schlesien: Liegnitz, Schweidnitz, Breslau und Neudeck. Die erstgenannten drei Orte hatten für Caroline ihr Leben lang einen besonderen Reiz. Carlsburg war Sehnsuchts- und Lieblingsort zugleich, zumindest in der warmen Jahreszeit.

Das Karlsburger Schloss Sammlung Duncker

Stralsund hatte für sie das Flair einer weltoffenen Stadt, wo sich die Familie von Bohlen vor allem im Winter im Stadthaus der Großmutter aufhielt, der auch das am Strelasund gelegene Rokokoschloss in Niederhof gehörte.

Das Rokokoschloss in Niederhof – nach 1945 abgebrannt

Im Hause der Großmutter lernte Caroline Ende des Jahres 1816 den Hauptmann Theodor von Bismarck kennen und verliebte sich in ihn. Nachdem Mutter und Großmutter ihre Zustimmung gegeben hatten, musste der Vater erst überzeugt werden. Er war der Meinung, dass der Soldatenstand einer glückliche Ehe entgegen stehe. Da er aber seinen Töchtern letztlich nichts abschlagen konnte, willigte er in die Verbindung ein.
Nach der Verlobung im Februar 1817 stellte sich ein weiteres Hindernis in den Weg: die Versetzung Theodors und seines Bataillons nach Schlesien. Da die Großmutter im Jahr zuvor schon Julie, ihre jüngste Enkelin, nach Schlesien ziehen lassen musste – sie war mit dem 28 Jahre älteren, sehr reichen Carl Henckel von Donnersmarck verheiratet – wollte sie nicht auch noch Caroline verlieren. Sie versuchte nun mit allen Mitteln die Verbindung auseinanderzubringen. Die Eltern und das junge Paar ließen sich aber von der schlechten Laune der Großmutter nicht beeindrucken.
Theodor machte sich nach einem 6wöchigem Aufenthalt in Carlsburg schließlich auf den Weg nach Liegnitz. Einige Wochen später brachen Caroline und ihre Mutter nach Neudeck auf, um Julie bei der Geburt ihres ersten Kindes zu unterstützen.

Und noch ein Problem musste gelöst werden: wo und wann soll die Hochzeit sein. Verschiedene Orte und Termine wurden in Betracht gezogen: Carlsburg, Berlin, Frankfurt an der Oder, Liegnitz oder das dem ungeliebten Schwiegersohn Carl Henckel Graf von Donnersmarck gehörende Schloss Neudeck. Dort fand nach vielem Hin und Her auch die Hochzeit statt.

Unser Dank gilt auch der Volkssolidarität und weiteren Helferinnen, die mit ihren barocken Kostümen den Abend abrundeten.