Steinfurther Dorfspaziergang 2023

Am 23. September war es wieder soweit: nach der Hofführung auf dem Kapellschen Hof mit Kürbis- und Gemüsestand, Honigverkostung, Anekdoten über Hühner und aus dem Wald, einer Feuershow und Mittagessen,

ging es zu Fuß oder mit der Kutsche zu den wichtigsten Steinfurther Sehenswürdigkeiten. Der erste Halt war an einem der älteren zu Beginn des 19. Jahrhunderts erbauten Häuser – einem der ehemaligen Strohkaten – der mit der Aufsiedlung 1935 zur Stellmacherei umgebaut wurde.

Weiter ging es zum Highlight unseres Dorfes, dem romantischen Ensemble von Kirchenruine und Carolinenkapelle.

Anschließend wurde auf einem Gehöft ein mobiles Sägewerk vorgeführt.

Die nächste Station war das alte Forsthaus, das zeitweise auch Gemeindehaus war.

Das 1830 erbaute Forsthaus

Ein weiterer Stop war an einem der 21 im Jahre 1935 erbauten Siedlungshäuser. Für die Einen ging es dann weiter zum Götz’schen Gemüseacker, die Anderen setzten den Dorfspaziergang fort.

Die Familie Müller vor ihrem Haus

Die wenigsten wissen, dass es im Dorf noch ein teils verfallenes Gutshaus gibt.

links der zum Gutshaus gehörige Stall

und eine Gutsmauer mit herrschaftlichen Toreinfahrten.

Verschiedene Ansichten der Gutsmauer

Wieder auf der Dorfstraße ging es zum “Vierwohnungshaus”, welches Fritz-Ulrich von Bismarck-Bohlen 1911 erbauen ließ, nachdem das sogenannte Kloster ein paar Jahre vorher abgebrannt war.

Ansicht zur Dorfstrasse hin

Am Ende des Spaziergangs gab es von den Frauen der Volkssolidarität Kaffee und Kuchen im Treckerschuppen und für die Kinder eine Bastelecke.

Der Treckerschuppen: heute ein Ort der Begegnung

Anhand von alten und neuen Fotos konnte der Dorfspaziergang noch einmal nachvollzogen werden.

Im Kulturhaus erwartete groß und klein ein Puppenspiel mit Elisa Bartoszewski.

Der Tag klang auf dem Grundstück der Familie Rasche aus mit einem von Jörg Rasche dargebotenen Klavierkonzert.

Ein ereignisreicher Tag ist zu Ende gegangen.

von Frauen

Konzert für Viola und Klavier am 02. September 2023 um 19:00 Uhr  im Treckerschuppen – Kulturhaus Steinfurth

ich nutze die Gelegenheit, um zu betonen, dass ich existiere… und dass die Violasonate mein eigenes Werk ist! ( Rebecca Clarke)

Dichte Harmonien, emotionaler Ausdruck und rhythmische Komplexität zeichnen die Werke von Rebecca Clarke aus, aber diese kompositorische Reife haben ihr nur die wenigsten Zeitgenossen zugestanden. Ihre anonym eingereichte Viola Sonate hielten einige Jurymitglieder für ein Werk von Maurice Ravel. Auch die Medien trauten einer Frau eine solche Leistung nicht zu. Der „Daily Mirror“ meldete, dass es eine Person mit Namen Rebecca Clarke nicht gäbe, sondern dass der Name ein Pseudonym für Ernest Bloch sei.

Wie schaffen es die Frauen Clara Schumann, Fanny Hensel und Rebecca Clarke die Zwänge ihrer Zeit zu überwinden, um kreativ zu sein und zu komponieren?

Das Duo Frauke Huhs (Viola) und Cornelia Maaz (Klavier) geht dieser Frage nach und lädt Sie mit den warmen Klängen der Bratsche und des Klavieres ein zu einer Reise in die Welten von drei Komponistinnen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts.

Frauke Huhs und Cornelia Maaz spielen seit 2012 nicht nur zusammen als Duo, sondern widmen sich auch gemeinsam der frühen kammermusikalischen Ausbildung von Schüler*innen in Berlin.

Frauke Huhs war in der Schulzeit Mitglied im Landes- und Bundesjugendorchester. Sie studierte Bratsche an der Musikhochschule Lübeck bei Prof. Winfried Rademacher und besuchte Meisterkurse beim Alban Berg Quartett, bei Kim Kashkashian und bei Wolfram Christ. Während der Studienzeit war sie Praktikantin beim Philharmonischen Orchester Lübeck und seit 1992 Mitglied in der Staatskapelle Halle. Seit 2011 unterrichtet sie an der Instrumentalunterricht und Kammermusik e.V. in Berlin. Sie ist Gründungsmitglied der „Bürgersinfonie Berlin “.

Cornelia Maaz erhielt ihre erste pianistische Ausbildung in Jena bei Hans-Joachim Schmidt. Sie studierte an der Weimarer Musikhochschule im Hauptfach Klavier und war anschließend als Assistentin an dieser Hochschule tätig. 1985 nahm sie am Internationalen Robert-Schumann-Wettbewerb in Zwickau teil.

Seit 1990 lebt und arbeitet sie in Berlin, zunächst mit Lehrtätigkeiten an der Humboldt-Universität zu Berlin und der Hochschule für Musik “Hans Eisler” und privatem Unterricht. 1998 war sie Mitbegründerin der freien Musikschule “Instrumentalunterricht und Kammermusik” in Berlin-Prenzlauer Berg, an der sie bis heute tätig ist. Sie trat in zahlreichen Konzerten in verschiedenen Besetzungen auf, in den vergangenen Jahren vor allem im Duo mit dem Cellisten Christian Raudszus, der Bratschistin Frauke Huhs und im  Klaviertrio “trio felice”.

Der Leipziger Maler Detlef Lieffertz -Ausstellung im Steinfurther Treckerschuppen

Vom 30. Juli bis zum 27. August jeweils Sonntags von 14-17 Uhr ist die Ausstellung mit Werken von Detlef Lieffertz im Steinfurther Treckerschuppen zu besichtigen. Über Ihren Besuch würden wir uns freuen.

useedomtv und greifswald-tv haben am 15.08. einen Beitrag gesendet:

https://www.greifswald-tv.de/video/13650.html

Kunst und Lebensfreude in Steinfurth: der Leipziger Künstler Detlef Lieffertz

Am 15. Juli 2023 fand im Steinfurther Treckerschuppen die Vernissage mit dem Leipziger Künstler Detlef Lieffertz statt. https://www.lieffertz.de/

Eröffnet wurde die Ausstellung mit einem Gespräch zwischen Detlef Lieffertz und Werner Stübing, die sich an die aufregende Leipziger Zeit in den 70er Jahren erinnerten, als Lieffertz die ersten Schritte ins Künstlerische wagte und Werner Stübing ihm als Buchhändler in der Leipziger Internationalen Buchhandlung Kunstbände aus westlichen Verlagen oder auch Exponate von der zweimal im Jahr stattfindenden Buchmesse verschaffte. Dabei blieb nicht aus, dass die Kunstszene und die daraus hervorgegangenen auch heute bekannten Maler in den Blick kamen. Die Zeit an der Hochschule für Grafik und Buchkunst, die Lehrer Bernhard Heisig, Heinz Wagner und Hartwig Ebersbach, bei denen der Künstler studiert hat, geraten dabei genauso in den Fokus wie seine sehr unterschiedlichen Tätigkeitsfelder, die da unter anderem wären: Ausgestaltung des Akademixerkellers oder des Messehauses Speck’s Hof, Ausstellungen im Grassimuseum usw.

Er hat sich etwas eingetreten. 2022

Der Band WerkKunstWerk 16 Gespräche • Ein Portrait des Künstlers Detlef Lieffertz von Michael Hametner gibt in besonderer Weise einen Überblick über das Schaffen des Künstlers.

Im Anschluss daran spielte das Logos Quartett “Komponistinnen im 19. und 20. Jahrhundert von Friedland bis nach Frankreich”, die den Abend in wunderbarer Weise ausklingen ließen.

Vier Musikerinnen aus verschiedenen europäischen Ländern finden eine gemeinsame Sprache in der Musik.

Caroline und Theodor: Eine szenische Lesung

Am 29. Mai 2023 war in Fortsetzung der einmal im Jahr stattfindenden Veranstaltung zum Leben der Caroline von Bismarck-Bohlen eine Premiere der besonderen Art.

Caroline und Theodor – Szenische Lesung und Liebeslieder

Am Pfingstmontag erwartete die Besucher ein außergewöhnlicher Abend voller Romantik und künstlerischer Vielfalt im Steinfurther Treckerschuppen. Für die Kirchenruine, die eigentlich die romantische Kulisse für die Lesung sein sollte, war es leider zu kalt.

Der Briefwechsel zwischen der 18-jährigen Caroline von Bohlen und dem 26-jährigen Theodor von Bismarck wurde einfühlsam präsentiert und entführte die Zuhörer in eine andere Zeit.

Maria Reise als empfindsame, fast scheue Caroline

In der bewegenden Lesung standen die Irrungen und Wirrungen, die das Brautpaar bis zur Hochzeit durchstehen musste, im Mittelpunkt.

Christoph Rau las mit viel Verve den Theodor

In Szenen rund um den Küchentisch im Karlsburger Schloss kommentieren Bedienstete das Tun ihrer Herrschaft und das historische Zeitgeschehen auf witzige Weise.

von links: Klaus Stattaus, Monika Barnikow, Jörg Stolzenburg, Jette Lewke

Vor allem das Zusammenspiel von Platt und Hochdeutsch war erfrischend.

Das Schlosspersonal trieb mit Witz die Handlung voran.

Der musikalische Höhepunkt des Abends waren romantische Liebeslieder von Brahms und Mendelssohn. Es sang der Chor Wolgaster Vokalisten unter der Leitung von Fred Winter. Diese bezaubernden Melodien haben die Herzen der Zuhörer berührt und für eine unvergessliche Atmosphäre gesorgt.

Die Texte und Briefe wurden von Ursula von der Gönne recherchiert und zusammen getragen. Gemeinsam mit Mathias Bartoszewski hat sie ein Programm geschaffen, das die Zuschauer auf eine fesselnde Reise ins 19. Jahrhundert mitnimmt.

Mitwirkende:
Caroline: Maria Reise
Theodor: Christof Rau
Amme: Jette Lewke
Köchin: Monika Barnikow
Knecht: Jörg Stolzenburg
Kutscher: Klaus Stattaus
Der Chor Wolgaster Vokalisten unter der Leitung von Fred Winter
Die Bläser der Kirchengemeinde Zarnekow/Züssow unter Leitung von Gerhild Heller
Texte und Regie: Mathias Bartoszewski und Ursula von der Gönne-Stübing 
Plattdeutsch: Margit Wenzlaff

Am 17. Juni nun gab es die zweite Aufführung in der Steinfurther Carolinenkapelle, die durch die historische Umgebung sowie die von Jörg Rasche am Harmonium gespielten romantischen Stücke eine ganz andere Stimmung erzeugte.

Jörg Rasche am Harmonium

Der Theodor wurde dieses Mal von Jonas Grasemann gelesen

Mit Engagement dabei: Jonas Grasemann

Es war auch da deutlich zu spüren, mit welcher Freude und Lust am Spiel die Darstellerinnen und Darsteller ihre Rollen verinnerlicht hatten.

Caroline von Bohlen und Theodor von Bismarck: von der ersten Begegnung bis zur Hochzeit

Das Karlsburger Schloss
Eine szenische Lesung

Zwei romantische Abende – am 29. Mai im Steinfurther Treckerschuppen sowie am 17. Juni 2023 in der Steinfurther Carolinenkapelle – beinhalten gleich mehrere künstlerische Genres : zunächst die Lesung aus dem Briefwechsel zwischen der 18jährigen Caroline von Bohlen und dem 26jährigen Theodor von Bismarck, die Irrungen und Wirrungen, die das Brautpaar bis zur Hochzeit durchstehen muss; dann Szenen rund um den Küchentisch im Karlsburger Schloss – auf platt und hochdeutsch.

Am 29. Mai wurde das romantische Geschehen von den Wolgaster Vokalisten unter der Leitung von Fred Winter mit Stücken u. a. von Mendelssohn untermalt. Am 17. Juni wurde der musikalische Teil von Jörg Rasche am historischen Harmonium gestaltet.

Die Aufführung im Treckerschuppen

Mitwirkende:
Caroline – Maria Reise
Theodor – Christoph Rau
Amme – Jette Lewke
Köchin – Monika Barnekow
Knecht – Jörg Stolzenburg
Kutscher – Klaus Stattaus

Texte und Regie: Mathias Bartoszewski und Ursula von der Gönne-Stübing

Geschichte des Schulwesens der Gemeinde Karlsburg: aus dem Leben der Lehrerin Annerose K.

Im 19. Jahrhundert gingen fortschrittliche schulische Veränderungen vor allem von Preußen aus. Da verwundert es nicht, dass auch die Bismarck-Bohlen, eng verbunden mit dem preußischen Königshaus und seiner Politik, den Schulbesuch der Dorfkinder förderten. Während einer verstärkten Bautätigkeit Anfang der 1830er Jahre in Carlsburg wurde 1832 auch ein Schulhaus – später alte Schule genannt – gebaut.

Das 1832 erbaute Schulhaus

Der erste Schulmeister, der Erwähnung findet, ist ein gewisser Wotke. Für die Küsterschule in Zarnekow wird ein Meister Jakob Christoph Meyer erwähnt, der gleichzeitig Schuhmacher und Schulmeister war.

Hier ein Schreiben über die Anzahl der Familien in Karlsburg und Steinfurth um 1820:

Beantwortung der von Ew. Hochgeborn vorgelegten Fragen in Bezug auf die Anzahl der sich in den Gütern Carlsburg & Steinfurt incl. Mühle befindenden Familien, so wie auch, wie viele Kinder im vorigen und in diesem Winter die Schule besuchten, nebst Bemerkung des Schulgeldbetrages pro Woche für Ertheilung des Unterrichts im
Lesen, Schreiben und Rechnen. –
Was die in Carlsburg wohnenden betrifft, so beläuft sich die Anzahl auf 34, die in Steinfurt auf 19, die der Mühle auf 2 Familien.
Die Schule wurde im vorigen Winter von 40 Kindern besucht; gegenwärtig indeß beläuft sich die Zahl nur auf 31, jedoch steht zu Folge der Aussage des Lehrers zu erwarten, daß nach Anfang des neuen Jahres sie sich wieder bis auf 40 erhoehen werde. –
Für den Unterricht im Lesen, Schreiben und Rechnen werden für das Kind auf die Woche 16 g gezahlt; für das Lehren des Lesens allein 8 Pfennige.
Hennig

Aber auch vor dieser Zeit waren in Karlsburg und Zarnekow Lehrer tätig. In der von Egon Brauns zum 700. Jahrestag der ersten urkundliche Erwähnung des Ortes Gnatzkow/Karlsburg erschienenen Broschüre: “KARLSBURG von der Vergangenheit eines Dorfes” beschreibt der Autor die Entwicklung des Schulwesens in der Gemeinde, welches an dieser Stelle zitiert werden soll.

Die allgemeine Schulpflicht, 1825 im Regierungsbezirk Stralsund erneut verordnet, konnte selbst in der Stadt Wolgast erst 1828 mit einer Reorganisation der Schulen durchgesetzt werden.

Wo die erste Schule gestanden hat, ist nicht bekannt. Das “neue Schulhaus, in welchem auch der Schafmeister wohnt,” wird 1832 erbaut und 1845 durch einen Umbau vergrößert.

Nun zahlen die Eltern an Schulgeld für Lesen, Schreiben und Rechnen wöchentlich einen Silbergroschen und 4 Pfennige, für Lesen allein nur 8 Pfennig. Aus einer Aufrechnung ergibt sich, daß zwei Drittel der Kinder nur das Lesen erlernen. Ab 1834 erfolgt dann eine Regelung, die alle Familien ohne Berücksichtigung der Kinderzahl zur Zahlung eines jährlichen Schulgeldes von einem Taler verpflichtet. Dafür ist der Schullehrer “verbunden, sämmtliche Kinder ohne weitere Vergütung Lesen, Rechnen und Schreiben und Beten zu lehren und kann jedes Kind vom zurückgelegten 5ten Jahre an die Schule besuchen “. Aber: “während der Korn- und Kartoffel Erndte hört die Schule für 6 bis 7 Wochen auf.”

Um die Jahrhundertmitte war das Weberhandwerk in der Gegend sehr verbreitet, und in fast jedem Dorf beschäftigte ein Meister mehrere Gesellen.

Schon vor 1760 war der Damastweber Johann Worpitzky in Carlsburg tätig. Während Sohn und Enkel mit Hilfe von Gesellen das Handwerk bis Mitte des 19. Jahrhunderts weiterführen, kommt mit der Einstellung seines Enkelsohns Johann Samuel, geboren 1804, als Lehrer an der neuen Dorfschule Licht in die örtlichen Schulverhältnisse.

Nachdem zunächst auch dieser Spross der kinderreichen Familie wegen der kärglichen Verhältnisse in der väterlichen Weberei gearbeitet hat, “reist er als Webergesell”, berührt dabei auch “die Mecklenburgischen Staaten” und bleibt für einige Zeit in Parchim, wo sein Bruder als “Lehrer in Gymnasio” tätig ist. Diese Schule besuchte zur gleichen Zeit auch Fritz Reuter. Der “Rechen- und Schreiblehrer” Worpitzky ohne akademische Bildung unterrichtete jedoch nur die unteren Klassen. Vor allem besteht hier eine Sonntagsschule die nun Johann Samuel nach dem Vorbild seines Bruders mit Eifer nutzt, um sich “in allerhand Wissenschaften” fortzubilden, was er in seinem Lebenslauf als Lieblings-Neigung bezeichnet. Dennoch kehrt er nach 2 1/2 Jahren ins Heimatdorf und an den Webstuhl zurück. Als er erneut sein Glück in Parchim versuchen will, gelangt er in Stralsund (sicher nicht rein zufällig) in das Haus des Carlsburger Gutsherrn, des Grafen von Bismarck-Bohlen. Der möchte die Lehrerstelle in dem “zweckmäßige Schulgelände, das er gerade in Carlsburg errichten läßt, mit “einem andern fähigeren Subjekte” besetzen, “da der bisherige Schulmeister… in keiner Art seinen Beruf ordentlich zu erfüllen imstande war”. Mit dem Wunsch diese Stelle einzunehmen, wendet sich Worpitzky Anfang September 1832 an die Königliche Preußische Regierung in Stralsund, und diese ersucht bereits sechs Wochen danach den Grafen, “nachdem der Schulamtskandidat Worpitzky geprüft ist … die Vacantien zu unsrer Bestätigung gefälligst einzusenden”, worauf sie die Einführung durch Pastor Schulz zu Zarnekow veranlassen werde. Das alles geschieht binnen kurzer Zeit, und der Graf fertigt die “Vocation zum Schulmeister” aus für die von ihm dotierte Nebenschule zu Carlsburg und Steinfurth, nicht ohne diesen darin erneut zu verpflichten, “die seinem Unterrichte anvertrauten Kinder zur Ehrfurcht gegen Gott, zur Liebe und Anhänglichkeit zu seiner Majestät unserem Allergnädigsten König und unserem theuren Vaterlande, zur Achtung gegen die Gesetze, Gehorsam gegen die Ältern, die Obrigkeit und die Brodt Herrschaft” zu erziehen und ihn selbst zu ermahnen, er möge “nicht allein mit einem moralischen und guten Wandel als Beyspiel voranleuchten, sondern auch in der Verträglichkeit mit den übrigen Bewohnern des Dorfes als Vorbild dienen”. Es scheint so, als hätte man gerade all diese Dinge bei dem Vorgänger besonders vermißt.

Der Graf beschränkte in ausführlichen Anweisungen nachdrücklich den Inhalt des Unterrichtes, weil er der Meinung war, “daß ein über ihren Stand hinausgehender Unterricht für die Kinder der unteren Volksklassen, welche darauf angewiesen, sich durch Dienen ihr Brodt zu erwerben, fast ebenso nachtheilig ist als völlige Unwissenheit…”. Er schließt mit der Bemerkung: “Wer mehr lernen will und wem also der Unterricht in unserer Schule nicht ausreichend ist, kann die Kirchspiel Schule zu Zarnekow besuchen, wenn dort mehr gelehrt wird.”

Diese Äußerung des Grafen ist wohlbegründet, denn an der dortigen Küsterschule herrschen über längere Zeit recht trostlose Zustände. Auch das erklärt die hohe Aufmerksamkeit, die der Graf als Schulpatron walten läßt.

Obwohl es sich an der Carlsburger Dorfschule um einen ausgesprochenen Neubeginn handelt, verrät auch das Inventarverzeichnis des Schulmeisters, daß es bereits an anderer Stelle ein wenigstens bescheidenes Schullokal gegeben haben muß, denn es wurde ganz offensichtlich neues Inventar mit altem vereinigt, das schon anderswo gedient hatte. Die Inneneinrichtung bestand nämlich aus “5 neuen und 4 kleinen alten Bänken, 2 großen neuen und einem alten kleinen Tisch” und einer Wandtafel. An Lehrmitteln gab es 7 alte Landkarten, und der Buchbestand umfaßt 5 Bände mit biblischen Geschichten verschiedener Autoren, 12 Lesebücher, 2 Rechenbücher sowie 17 alte und 70[!] neue Vorschriften.

Aufschlußreich, aber dennoch mit Vorsicht zu behandeln sind die zahlreichen Visitationsberichte der vorgesetzten Schulbehörden.

Am 9. Februar 1837 erscheint in Zarnekow der Schulrat und Superintendent Wiesener aus Wolgast und fällt in seinem Bericht ein außerordentlich scharfes, aber, wie es scheinen will, ebenso ungerechtes Urteil über den Küster Johann Jacob Wegener.

“… Da er, obgleich ihm die Katechisation schon einige Tage vorher aufgegeben war, kaum Sätze bilden, geschweige denn irgendeine zusammenhängende Unterredung mit den Kindern zu führen vermochte, so setzte ich die Katechisation, so gut es mit den der hochdeutschen Sprache kaum mächtigen Kindern gehen wollte, fort.”

Nach einem Lob für die guten Leistungen der Kinder im Lesen, Kopfrechnen und Singen und für die Sauberkeit in den Heften schreibt er weiter: “Der Küster ist ein ganz unwissender und linkischer Mann, jedoch wird ihm vom Pfarrer Schultz das Zeugnis gegeben, daß er ordentlich, fleißig und treu seyn Amt verwaltet…”

Man erfährt in diesem Zusammenhang auch etwas über die äußeren Zustände an der Schule. Von 77 schulpflichtigen Kindern aus Zarnekow, Moekow und Wrangelsburg waren an diesem Tage 34 anwesend. “Der Lehrer klagte über den schlechten Schulbesuch während des Winters; im Sommer steht die Schule gewöhnlich leer. … Das Küster- und Schulhaus ist zwar neu, aber sehr ordinär gebaut, [Baujahr 1831, d.V.] die Schulstube ist klein und vermag kaum 50 Kinder zu fassen.” Der Schulrat wundert sich, “daß sich weder Tische noch Bänke in der Schule befinden, außer denen, die der Küster selbst notdürftig herbeischafft”, und faßt zusammen: “Die Schule in Zarnekow befindet sich also in einem traurigen Zustand. …”

Noch am gleichen Tage besuchte der Schulrat auch Carlsburg, wo er offenbar zufriedener sein konnte.

“Es wurde mit einem vom Lehrer Worpitzky auf der Violine begleiteten Gesange angefangen. … Die Katechisation war nur unbeholfen und lahm, wie ich befürchtet hatte, eine ganz verkehrte Richtung. Besser ging es, als ich dem Lehrer auf den rechten Weg half …”

Über die äußeren Bedingungen erfährt man, daß auch hier der Schulbesuch besonders im Winter noch sehr unregelmäßig sei, “welches nach Aussagen des Lehrers in der Armut der mehrsten Eltern, welche Tagelöhner sind und im Winter ihren Kindern nicht die gehörige Kleidung verschaffen können, im Sommer aber in Dienst geben, sein Grund sein soll”.

In Carolines Briefen finden sich ebenfalls Passagen über die schulischen Belange.

In einem Brief an ihren Sohn Fritz ist zu lesen: Wir hatten Schulexamen, 3 Stunden lang, bei dem Dein lieber Vater vortrefflich ist, u gar nicht merkte[,] daß es schon so lange gedauert.
Dies kann ich nicht von mir rühmen, aber es war immer recht befriedigend u ließ ich allen noch 3 Aepfel geben, was die Kinder 67 von der Zahl, sehr zu erfreuen schien.

Im November 1851 berichtete Caroline an Theodor: Gestern gingen meine drei Fräulein u ich in die Schule, gleich nach dem Frühstück, u wohnten dem Unterricht bis zum Schluß bei. Da ungefähr nur 40 Kinder von 60 da waren, so kündigte ich ihnen an, daß ich das Weihnachtsfest mit ihnen feiern würde, aber nur diejenigen würden eingeladen werden zu kommen[,] die die Schule fleißig besuchen würden.

Und ein paar Tage darauf: Morgen werden wir Wind u Wetter dreuend wol nach Wolgast fahren, Besuch u Einkäufe für Weihnachten zu vereinigen, es macht mir Vergnügen, u freue ich mich auf alle die frohen Gesichter. Die Schule ist schon zahlreicher besucht seit meiner Erklärung.

Am 1. Januar 1857 wurden die Kinder des Gutes (87 an der Zahl) wie jedes Jahr nach Weihnachten in die weiße Galerie eingeladen und mit Pfefferkuchen, Nüssen, Äpfeln und kleineren nützlichen Gaben wie Wolle, Taschentücher o. ä. beschenkt. Süßigkeiten gab es, wie Caroline ausdrücklich betont, jedoch keine.

Ihre eigenen Kinder hatten allerdings Hauslehrer und Gouvernanten – wie sie selbst auch. Die Söhne wurden mit 14 Jahren in ein Berliner Kadettencorps bzw. auf ein Berliner Gymnasium gegeben.

Die Schule wurde von der gräflichen Familie auch instand gehalten. So ist für 1878 im Hausbuch vermerkt: neue Fenster in der Schule. Auch auf die Auswahl der Lehrer nahmen sie Einfluss, ebenso auf die schulischen Inhalte. Dieses Gebäude wurde 1986 abgerissen.

1911 entstand dann an der Greifswalder Chaussee ein neues Schulhaus nach genauen Angaben des letzten Grafen Fritz-Ulrich von Bismarck-Bohlen. Die Kosten des Neubaus beliefen sich auf 19000, -. Im Hausbuch wird erwähnt, dass die nunmehr verlassene alte Schule … als Diakonissenhaus eingerichtet [wird] u. enthält als solches außer Stall, Küche u. Bodenräume: 2 Zimmer f. die Diakonissin, 1 Krankenstube, 1 Mädchenzimmer, 1 klein Kinderschulstube. Das sich an die Wohnung unmittelbar anschließende alte Schulzimmer soll als Gemeindesaal Verwendung finden.

Nach dem Bau der neuen Schule im Dorf, wurde dieses Gebäude noch für den Sportunterricht genutzt wie auch der Schulgarten nebenan für den Unterricht, der zwischen der Lindenallee Richtung Zarnekow und der B109 gelegen war.

Die Schulklassen durften einmal im Monat den Schlosspark besuchen, erzählte August Müller, mussten sich aber auf den da noch gut gepflegten Wegen bewegen, herumtollen auf der Wiese war strengstens untersagt und wurde vom Lehrer entsprechend geahndet. Der Lehrer Krull, der alle Klassen unterrichtete, erklärte ihnen alles, was es im Park zu sehen gab. Interessant waren vor allem die ausländischen Bäume, die die gräfliche Familie von ihren Auslandsreisen mitbrachte.

Die faschistische Ideologie war den Kindern so eingetrichtert worden, dass sie bei Kriegsende gar nicht wussten, was falsch an dem war, was sie bisher gelernt hatten, so geschildert von August Müller. Denn einmal in der Woche wurde in der Schule ein Bildwerfer aufgebaut, um die deutsche Wochenschau zu zeigen. Da hatte sich der letzte Graf – Fritz-Ulrich von Bismarck-Bohlen – weitestgehend aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen.

Darstellung der Schulverhältnisse in der Landgemeinde Karlsburg nach 1945 (Aus Einteilungsregister)

  1. I. Der Schulverband wird gebildet aus den Ortsteilen Karlsburg, Steinfurth, Zarnekow und Moekow.

Der Schulverband hat 2 ständige verheiratete Lehrer.    

Es sind 2 Schulgebäude vorhanden, Karlsburg und Zarnekow.

  1. II. Das Schulgebäude in Karlsburg ist erbaut im Jahre 1911, das in Zarnekow ist im Jahre 1930 erbaut.

Es besteht aus einer Wohnung für den verheirateten Lehrer, Schulküche mit Werkraum und Lehrmittelraum. 1 Klassenzimmer, in welchem insgesamt 60 Kinder und 1 Klassenzimmer, in welchem 54 Kinder unterrichtet werden können. Der Schulräume sind je 54 qm groß.

Schulbänke sind für 60 sowie 46 Kinder vorhanden.

An sonstigen Räumen bzw. Gebäuden sind vorhanden: 1 Stallgebäude mit eingebauten Aborten.

Der Bauzustand der Gebäude ist gut.

III. Das Schulgrundstück in Karlsburg ist Eigentum des Grafen von Bismarck-Bohlen (siehe Auseinandersetzungsvertrag)

 Das Schulgrundstück in Zarnekow gehört der Landgemeinde Karlsburg und ist 0,4402 ha groß.

Annerose K.

Annerose K. kam mit Mann und zwei Kindern 1960 nach Karlsburg. Der erste Eindruck von ihrem neuen Zuhause war denkbar schlecht, nur Schlamm, Gänse und Kühe auf der Straße, vor denen die Mädchen Angst hatten, wenn sie aus der Schule kamen. Vor dem Schloss lief die Jauche aus dem Kuhstall auf den Weg. Die Kinder waren furchtbar enttäuscht, dass ihr Vater, der als Buchhalter im Institut Arbeit angenommen, sie in eine so verlassene Gegend geschleppt hatte, und ihre Mutter ebenfalls. Viel geweint haben sie damals.

Annerose K. war leidenschaftliche Volkskorrespondentin und hat regelmäßig für verschiedene Zeitungen geschrieben. Über ihre Anfänge als Lehrerin berichtet sie in folgendem Beitrag:

Zu der Zeit waren die Schulräume auf vier Standorte verteilt: in Karlsburg einer,

Schulklasse in Karlsburg (?)

am Bahnhof zwei, in Zarnekow drei und in Steinfurth ebenfalls einer.

Frau K. unterrichtete zunächst in den ersten drei Klassen der Unterstufe. Anfangs waren sogar noch zwei Altersstufen in einer Klasse. Außer in Steinfurth musste sie überall und alles außer Sport unterrichten. Also fuhr sie mit dem Fahrrad zwischen den Dörfern hin und her. Und die Schüler und Schülerinnen wanderten mit. Sport war z. B. an der einen Stelle und Biologie in einem mindestens einen Kilometer entfernten Raum. Anfang der 60er Jahre kamen auch mehrere Junglehrerinnen hinzu. Das brachte frischen Wind in den Schulalltag, erinnert sie sich.

Nach einem Fernstudium, welches sie von 1952 bis 1958 absolvierte, konnte Annerose K. als Lehrerin bis zur 4. Klasse Unterricht geben. Von 1962 bis 1966 schloss sie dann noch ein Fernstudium in Güstrow ab, was sie berechtigte, bis zur 10. Klasse zu unterrichten. Deutsch war ihre große Leidenschaft, sie schrieb gern, ihr Berufswunsch von Kindheit an war jedoch Schauspielerin zu werden. So sprach sie mit 14 am Theater vor, wurde aber als zu jung befunden, um ihr Talent abschließend beurteilen zu können. Dann kam der Krieg dazwischen, der solche Wünsche unmöglich machte. Und Geduld, sagt sie, war nie ihre Stärke.

Im August 1969 wurde dann in Karlsburg der Grundstein für die sogenannte Polytechnische Oberschule gelegt, die für Schülerinnen und Lehrer den Alltag sehr erleichterte.

Karlsburger Polytechnische Oberschule (Foto: Rolf Warkus)

Zunächst wohnte die Familie in einem größeren Haus östlich der B109. Nach der Scheidung 1968 hätte sie das Haus allein mit drei Kindern nicht halten können. Der Institutsdirektor, Prof. Bibergeil, wollte unbedingt dieses Haus kaufen. Unter der Bedingung, dass sie ein Haus bauen darf, willigte sie in den Verkauf ein. Mit einer Mietwohnung, mit der man sie zunächst abspeisen wollte, gab sie sich nicht zufrieden. Um 1970 begann sie mit dem Bau und zwei Jahre später konnte sie ihre “Villa” beziehen.

Man stelle sich das Bauen in der DDR nicht so einfach vor; und noch dazu auf sich allein gestellt. An allen Ecken und Enden fehlte es an Material und Arbeitskräften. Die Ziegel z. B. erhielt sie aus dem Abriss von zwei Bahnwärterhäuschen aus der Umgebung. Ihr Anteil daran und der der älteren Töchter war das Abklopfen der Ziegelsteine, an denen noch der Mörtel klebte, und das Aufräumen des Geländes danach. Denn nur unter der Bedingung, dass sie die Abrissstelle der Bahnwärterhäuschen frei von Schutt und aufgeräumt hinterließ, hatte sie die Erlaubnis bekommen, die Steine abzuholen. Den Transport nach Karlsburg und Materialien, die zu einem Hausbau so nötig sind, wie Dachziegel oder eine Kellertreppe, bekam sie über Beziehungen. Davon hatte sie als Lehrerin reichlich. Holz für die Dachsparren u.ä. überließ ihr der Förster kostenlos. Einiges gab es natürlich auch regulär im Baustoffhandel zu kaufen, wie Fenster oder Türen, wenn auch nicht jederzeit. Das ganze Haus hat damals rund 50 000 Mark gekostet. Allerdings waren die Gehälter auch entsprechend niedrig.

Nachdem sie schon längere Zeit an der Karlsburger Schule gearbeitet hatte, inzwischen auch bis zur 10. Klasse unterrichtete, sollte sie zur Oberlehrerin befördert werden. Durch den Einspruch der damaligen Parteisekretärin wurde daraus jedoch nichts: Frau K. war einige Zeit zuvor für drei Tage in der BRD gewesen, um ihre kranke Mutter zu besuchen. Annerose K. war genauso wie so viele, die zu DDR-Zeiten sogenannte Westverwandte besuchten durften, von dem übergroßen Angebot in den Geschäften erschlagen. Auch wie kritisch sich die Leute z. B. auf der Straße über die Verhältnisse äußerten, fand sie erstaunlich. Von diesen Eindrücken muss sie wohl auch im Kollegium erzählt haben. Jedenfalls war die Parteisekretärin der Meinung, wer so über seine Eindrücke vom Klassenfenfeind erzählt, kann nicht Oberlehrerin werden. Erst zu ihrem 60. Geburtstag, mit ihrer Verabschiedung und dem Eintritt in die Rente, wurde ihr vom Kreisschulrat noch der Titel der Oberlehrerin verliehen.

Der Schuldirektor Gätke wurde in den 70er Jahren nach Züssow versetzt. Danach sollte Herr Brauns, der Karlsburger Chronist, Direktor werden, der aber nur unter der Bedingung seine Zustimmung gab, dass Frau K. zu seiner Stellvertreterin ernannt werde. Neben dem Direktor gab es zwei Stellvertreterinnen, eine für außerschulische Arbeit, die Frau K. übernahm, und einen zweiten, der für die Organisation der Lehre zuständig war. Ehrenamtlich war sie Pionierleiterin, Vorsitzende des DFD (Demokratischer Frauenbund Deutschlands) und in der Volkssolidarität, einer nach dem Krieg gegründeten Hilfsorganisation, aktiv. Sie gründete in der Schule Arbeitsgemeinschaften (AG), z. B. eine Theater AG, in der die Schülerinnen und Schüler Märchenstücke einstudierten und diese dann auch z. B. im Steinfurther Kulturhaus aufführten. Da sie gern schrieb, betätigte sie sich auch noch Volkskorrespondentin bei der NDBZ (Neue Deutsche Bauernzeitung), bei der Ostseezeitung u. a. Gazetten. 1986 wurde sie als Siegerin im Wettbewerb der Volkskorrespondenten der Lokalredaktion der Ostseezeitung ausgezeichnet. Sie war Mitglied im Zirkel Schreibender beim Kreiskabinett für Kulturarbeit, dem sie lange angehörte. Mehrere Jahre arbeitete sie auch in der Schiedskommission mit. Man kann sagen, sie hat überall mitgemischt.

Auch nach 1990 brachte sie sich in das Gemeindeleben ein. Sie war in der Gemeindevertretung aktiv, da vor allem im Sozialausschuss. Und auch als Zeitungsleserin meldete sie sich zu den verschiedensten Themen zu Wort. Ob schulisches Geschehen, eine Zeitreise durch die Karlsburger Geschichte, Konzerte im Barocksaal des Karlsburger Schlosses, Ereignisse in der Karlsburger Gemeinde wie das Dorffest, Kunst und Natur, Aktivitäten der Volkssolidarität, Deutschunterricht für Aussiedler: kein Ereignis in der Gemeinde blieb unkommentiert.

Auch Artikel über sie wurden veröffentlicht. So titelte die Ostseezeitung: “Freundlichkeit kostet kein Geld”. Annerose Könning ist zufrieden mit ihrem Leben, doch ein Wunsch bleibt unerfüllt” oder “‘Unkraut’ im Garten und Regenwasser für das Klo. Sie mag Salat aus Löwenzahn und ißt Hagebutten pur – Umweltengel Annerose Könning in Karlsburg”.

Nach dem Gemeindeleben in der DDR befragt, fiel Annerose K. zunächst wenig ein. Aber dann zählte sie doch auf: Tanzveranstaltungen in der Karlsburger Gaststätte oder auch im Steinfurther Kulturhaus, der Landfilm kam hin und wieder, auch an Lesungen erinnert sie sich.

Nach 1990 wurde das Gebäude der Polytechnischen Oberschule abgerissen. Die Grundschule befindet sich seither in Züssow, die Realschule sowie das Gymnasium in Gützkow. Einzig eine Kindertagesstätte wurde in Karlsburg neu errichtet. Der alte Kindergarten aus DDR-Zeiten ist heute Gemeindehaus und beherbergt neben Räumlichkeiten der Gemeindevertretung die Bibliothek, ein Fitnessstudio, eine Musikschule, Räume für die Volkssolidarität und für Vereine wie den Zeichen- und Keramikzirkel.

Zu baulichen Veränderungen des Karlsburger Schlosses: Brief Friedrich von Bismarck-Bohlens an seinen Sohn Friedrich Carl

Im März 1891 offeriert Friedrich Carl Alexander Theodor Paul Graf von Bismarck-Bohlen seinem Sohn Friedrich Carl eine Auflistung der in der Zukunft zu erledigenden Um- und Neubauten am und im Karlsburger Schloss, welche dann Helene geb. Tiele-Winckler, die Frau von Friedrich Carl, in die Tat umsetzte. Dazu beschreibt er in einem Brief das Interieur, ermahnt seine Nachkommen die Ausstattung in Ehren zu erhalten wie es die Vorfahren schon getan hätten. Er beschreibt ausführlich die am Schloss notwendigen Reparaturen. Durch den Brief bekommt man einen Ahnung von der Einrichtung des Schlosses, wie sie einmal war. Nachfolgend ist der Originaltext eingestellt.

Zweck der baulichen Veränderungen im Carlsburger Schloß

  1. Sicherung der Gallerie (Bibliothek) u. des Eßzimmers durch Erneuerung der Balken, die sämtlich schadhaft.
  2. Verbindung des Flügels mit dem alten Hause, oben.
  3. Erleichterung des Schlosses durch Fortnahme der geschleiften Schornsteine, u. dadurch verringerte Feuergefahr. –
  4. Herstellung eines größeren Fluhrs (Halle) unten über dem Perron.
  5. Schaffung ordentlicher hinreichender Räume für das dienende Personal u. die Hauswirthschaft.
  6. Eine angenehme Vorfahrt zum Ein: und Aussteigen
  7. Gemeinsames Schlafzimmer für den Hausherrn u. Hausfrau.
  8. Herstellung der nöthigen Kinder:Zimmer u. nöthigen Bequemlichkeiten für ihre Umgebung.
  9. Daß das Schloß für die kalten Jahreszeiten wärmer wird.
  10. Anlage 2er Wasserheizungen (Öfen werden beibehalten) für das alte Haus, vor dem Weinkeller; für den Flügel unter der Halle oder im Holzkeller nebst Nebenkeller.
  11. Erhöhung der ganzen oberen Etage im Flügel u. alten Hause die nur 11 Fuß haben auf 14 Fuß. Das Material liefern die Schornsteine voraussichtlich.
  12. Schönes Thurmzimmer über dem Perron mit Aussicht über den ganzen Hof; Friedr. Carls Sammlungen v. Geweihen u. Rauchzimmer geeignet.

Ausführung

  1. Die Balken in der Gallerie u. Eßzimmer werden fortgenommen u. durch neue ersetzt
  2. Die Verbindung zwischen Flügel u. altem Hause, oben, wird hergestellt (der Flhr nach Norden hin)
  3. Zimmer auf der Südseite. No: 2 u. No 3 befinden sich also über der Gallerie (Bibliothek)
  4. Abtragen der geschleiften Schornsteine im alten Hause u. Flügel.
  5. Halle über dem Perron herstellen. Zumauern der 3 Fenster des jetzigen Eßzimmers …
  6. Die jetzige Hausthür und das Fenster an der Schenke werden durch 2 Bogen ersetzt die in der Mitte an einen Pfeiler sich stützen; (bleibt zwischen Hausthür u. Fenster stehn)
  7. Wagenschutz nach dem Hof zum Aus: u. Einsteigen in die Wagen
  8. Aufzug für Speisen nach der Küche.
  9. Verlegen der Küchentreppe, so daß man aus der Halle direkt in diese kann.
  10. Fortnahme der alten Treppe nach oben u. in den Keller
  11. Einrichtung der gemeinsamen Schlafstube für den Hausherrn u. Gemalin – rep. Wochenzimmer. Der ganze Raum der jetzt von der Schlafstube u. Garderobe eingenommen wir, ist nöthig. Entfernung der Mauer am jetzigen Bett u. Ersatz durch einen Bogen; wie denn überhaupt die ganze Schlafstube leicht eingewölbt werden muß um bei Feuergefahr das Wohnzimmer gesichert zu haben. Zumauern des Fensters über dem Tresor. Ausgang vom Schlafzimmer nach der Jungfernstube vor den Betten, nach dem Ofen zu um dort Nahrung für Baby u. Wöchnerin bereiten zu können Bett in der Jungfernstube.
  12. Da die jetzige obere Etage nur c. 11 Fuß (?) hoch ist, so empfiehlt es sich alle Etagen im Flügel u. altem Hause aus Gesundheitsrücksichten auf 14 Fuß zu erhöhen.
  13. Eindecken des Neubaus mit Schiefer
  14. Der Neubau wird nicht viele Kosten machen.

Carlsburg 9ter März 1891

Mein lieber Friedrich Carl!

Der Wunsch Dich über unser altes liebes Haus und seine Einrichtung zu orientieren u. auch unsere Nachkommen dermaleinst Gelegenheit zu geben Pietät walten zu lassen in alten Sachen, die oft Generationen gedient haben u. dann auf Kutscher u. Bedientenstuben ruinirt werden, was vermieden werden kann, wenn man weiß wem sie früher gedient u. endlich der Umstand, daß ich der Einzige bin nebst meiner lieben Schwester der noch mit meinen lieben Großeltern Bohlen Carlsburg u. seine damalige Bewohnung gekannt hat, veranlaßt mich zu diesen Aufzeichnungen, die ich besonders für Dich bestimme. Fern liegt mir der Gedanke Dich dadurch beeinflußen zu wollen, über die Einrichtung Eures künftigen Heimes, da ich wohl weiß, daß jede Generation ihre Ansichten u. ihre Bedürfnisse hat, u. mich u. die geliebte Mutter – die wir so ziemlich alles gelassen haben u. so bewohnten, wie es von meinen Eltern auf uns gekommen – als Vorbild für Euch hinstellen zu wollen, nicht verleugnen der darin sich ausdrückt, daß ich eine Genugthuung darin finde, zu wohnen wie meine Vorfahren „war ihnen gut genug, soll es auch für mich sein“. Ohne diesen Zug würde man ja überhaupt alte Hauseinrichtungen nicht finden u. das was ich hier erlebt u. mit eigenen Augen gesehn stärkte mich noch in meinem Gefühl. Die Bettstelle in der meine liebe Mutter u. Großmutter auch meine geliebte Frau gelegen u. in der ich u. meine liebe Schwester u. unser Bruder Carl geboren, fand ich auf dem Diener:Zimmer u ließ sie wieder an ihren Platz bringen unten in meiner Frau Schlafstube.

Carlsburg ist wie des Näheren aus dem Hausbuch ersichtlich, von dem kg. Schwedischen Regierungsrat Carl Heinrich Berndt von Bohlen, der 1745 in den Reichsgrafenstand erhoben ward – erbaut, nachdem der ganze Hof 1732 abgebrandt war; es ließ damals Gnatzkow (wohl mit dem slavischen Wort Gnas – Nacht zusammen hängend – Nachtdorf – Nachtort; worauf mein verehrter Herr u. König Fried. Wilhelm IV mich noch hingewiesen, bei einem Besuch hier) daß übrigens eine Veränderung der ganzen Hoflage u namentlich des Herrnhauses beabsichtigt war, schon vor dem Brande, darf man aus dem alten Bauplan annehmen, der schon von 1731 datirt, wenn ich mich richtig erinnere, auch königl. Schwedischer Regierungsrat – sein großes Bild in der drap d’or Weste hängt in der weißen Gallerie dessen Mutter u Großmutter Fräulein v. Normanns waren – hat Gnatzkow zuerst besessen u. wahrscheinlich wohnte schon sein Vater Olof von Bohlen daselbst, der erste Bohlen der von Wittow, wo die Familie herstammt, nach Pommern resp. Gnatzkow  seiner Frau Marie Lucretia v. Normann folgend. Als dieser Zweig der Normanns in männlicher Linie erloschen belehnte Carl XI seinen Kanzler Freiherrn v. Lagerström 1798 mit Gnatzkow, der aber schon im folgenden Jahre von dem daselbst wohnenden Christoph v. B. gegen eine Kaufsumme erworben wurde. (rid. Hausbuch u. den sehr interessanten dort einliegenden eigenhändigen Brf des Herrn v. Bohlen des Historographen seiner Familie) Jasedow ward 1702 – der adlige Antheil von Zarnekow schon früher erworben.

Der Erbauer Carl Heinrich Berndt v. B. lebte zum Theil in Stralsund, wo ihm das schöne Haus, was jetzt dem Landkasten zu eigen, gehörte – in der Bader Straße gerade gegenüber der Regierung – dieß mochte wohl mit die Veranlassung sein, daß der Bau mehr für sommerliche u. gesellschaftliche Verhältnisse als für winterliche Häuslichkeit berechnet worden ist. Im corps de logis wohnte die Frau im schwedischen Kabinet, der Mann im jetzigen Königszimmer mit Ausgang in die große Gallerie – Bibliothek – durch das brasilianische Kabinet u. eine 2te Tür die übertapezirt in einen Bücherschrank der Bibliothek erkennbar ist. Schlafzimmer war die Alkovenstube, Eßzimmer die alte Eßstube. Die alte Küche – jetzt Waschraum befand sich unter dem brasilianischen Kabinet u. die schönen Kellerräume gewährten für alle wirtschaftlichen Bedürfnisse überreichlichen Raum. Die obere Etage des alten Hauses, die für die Familie u. den Besuch bestimmt war zeigt in ihrer Eintheilung, daß meist 1 zweifenstriges Wohnzimmer mit einem 1fenstrigen Schlafzimmer od. Kabinet in Verbindung stand. Das sogenannte alte Schulzimmer ward vom „Herrn Magister“ eingenommen dem Hauslehrer der jungen Herrn, wo noch mein lieber Großvater mit seinen zahlreichen Brüdern manchen Seufzer ausgestoßen haben mag. – Der Flügel ist wohl vom Erbauer nicht eingerichtet gewesen. Die großen Ausgaben für den Haus: Hofaufbau hatten sein ansehnliches Vermögen doch so angegriffen, daß er, als 1757 der siebenjährige Krieg für Preußen ausbrach an den Schweden sich als Gegner beteiligte, seinen Gläubigern nicht gerecht werden konnte. Ein plötzlicher Tod befreite ihn von dem Zusammenbruch der dann erfolgte, womit sein ältester Sohn der spätere Generallieutnant u. Generaladjutant Graf Carl v. Bohlen die Güter aus dem Concurs kaufte. – Von ihm, der auch einige Zeit in preuß. Dienst u. zwar als Adjutant Friedrich II gewesen u. nachher Schwedischer Gesandter in Berlin war, ist die Einrichtung des Flügels ausgegangen wie auch die des Alkoven:Zimmers der … Kabinette. Die weiße Gallerie u. die große Gallerie mit seiner Bibliothek, waren nur dürftig eingerichtet, wie ich mir aus frühester Kindheit erinnere; letztere war im klassischen Styl gedacht, da die Wände zwischen den Fenstern die broncirten Gipsköpfe der römischen Kaiser zeigten, vor deren dunkeln u. mageren Gesichtern ich mich als Knabe offen gesagt, oft fürchtete. Das Eßzimmer hatte seine schönen Kupferstiche u. werthvollen Stiche in schwarzer Kunst noch wie heute. Die Decke war Kassettenartig gemalt mit einer Lichtöffnung u. Gallerie im Centrum, auf der zwei bunte Vögel saßen die jedesmal wenn wir als Kinder – meine liebe Schwester u. ich – mit den Eltern aus Stralsund kamen, unsere ununterbrochene Aufmerksamkeit erregten, so daß wir ermahnt wurden: nicht immer nach oben zu gucken.

Das jetzige grüne Zimmer mit der seidenen Tapete u. unsern Bildern, war Wohnzimmer der Herrin, mit alten haute de lisse Tapeten u. dem jetzigen in die Wand eingelassenen Spiegel versehn. Die Tapeten waren düstere große Landschaften in gestickter Wolle u. Seide darstellend, in der 2 Flamingos sich kenntlich machten; ein großer u. ein kleiner. Meine theure Großmutter Bohlen, die Freude am Leben u. geistig hochbegabt war nun seit 1809 von dem glänzenden aber kleinen Hof zu Cassel (der alte Fürst Wittgenstein, Minister des Hauses unter Friedrich Wilhelm III. hat mir als junger Officier in seinem hessischen Dialekt öfter gesagt: lieber Kraf ihre Frau Großmutter war die einzigste anständige Dame (Tame) in Cassel am Hof! Mein Großvater Hofmarschall bei dem Kurfürsten blieb auf dessen bestimmten Wunsch auch unter d. Bonaparte damit nicht alles drüber u. drunter gehe. Lange konnte es doch nicht dauern) unter dem berüchtigten Jerome Bonaparte in die Carlsburger Einsamkeit mit ihren beiden Töchtern versetzt war – hatte beiden Kindern in den Flamingos ihre Zukunft vorausgesagt – wie sie in der Einsamkeit hier sitzen bleiben würden; der kleine meine selige Mutter, der große die liebe Tante Henckel die mehr als Frauengröße erreichte. Es ist ja aber alles anders gekommen, durch Gottes Gnade. – das Folgende Zimmer jetzige Bilderstube – hatte die schöne alte Seidentapete mit den Hirschen u. ein entsprechendes Ameublement mit demselben Stoff. Bei der Eltermutter Bohlen soll es Schlafzimmer gewesen sein, mit einem großen Himmelbett für das Ehepaar; das Kabinet das Schreibzimmer der Frau, das jetzige Schlafzimmer das Toilettenzimmer u. Garderobe u. Jungfernzimmer daran stoßend. Meine liebe Großmutter u. Mutter durch die Noth der Zeit in einfacherer Art wohnend, hatten dieß aufgegeben das dort befindliche kleine Bureau stammt von meiner lieben Mutter; u. war ein Geschenk ihrer Großmutter Normann meiner Eltermutter aus ihrer Mädchenzeit stammt. Ende der dreißiger Jahre so daß meine liebe Schwester u. ich  c. 18 Jahr mit Ihr erlebt haben. Sie bewohnten das Kabinet, in dem wo jetzt der Schreibtisch steht, ein die Nische ausfüllendes bequemes einfaches Sopha mit vielen Rückenkissen stand; sie saßen im Fenster vor sich ihren kleinen Arbeitstisch u. in der Rundung stand ein Lehnstuhl für Großvater u. Vater, das Ameublement bestand aus schönen geschnitzten Stühlen a l’empire mit Bocksfüßen, die noch oben auf d. alten Schulstube stehn u. wohl besser in das Alkovenzimmer passen würden. Oben bewohnte der Eltervater Bohlen die ganze Etage; Schlafzimmer war Louisens Zimmer; links eine Thür in mein Schlafzimmer was durchgetheilt war, für Garderobe u. Kammerdiener; mein lieber Vater hat erst die Wand entfernen lassen, um ein größeres Schlafzimmer zu bekommen, da mein sel. Großvater in dem kleinen Kammerdienerzimmer schlief u. mein u. meines lieben Vaters Wohnzimmer auch das seinige war. Die schönen alten Mahagoni Meubel aus Vollholz, nebst Schreibtisch, stammen noch vom Eltervater Bohlen, der dieß Zimmer als Rauchzimmer benutzte, wärend das jetzige grüne Zimmer nach dem Garten herraus, Billardzimmer u. das anstoßende mit den beiden Betten sein Wohnzimmer mit Schreibkabinet daneben eine höchst bequeme Quartier ausmachten. Von ihm stammen auch noch die Bilder über den Thüren: Seidlitz u. Zietens Grabmal u. Schwerins Tod bei Prag die als Zeichen der Zeit erhalten werden mußten. Die Kupferstiche stammen von meiner lieben Großmutter ebenso der schöne „Kannitz“ ein alter Mahagoni Schreibtisch von ihrem Vater Walsleben im Styl meiner Meubel; augenblicklich im grünen Zimmer stehend. Die Ories of London u. die in rother Farbe, Werthers Leiden u. Sienen aus dem Shakespeare darstellend wie sie denn überhaupt diese Zimmer bei meinen lieben Eltern bewohnte, wärend die Eltern in großelterlicher Zeit auch dort wohnten: meine liebe Schwester u. ich sind auch dort oben geboren u. standen das Bett meiner lieben Frau u. das in dem ich schlafe dort: diese Bettstellen dienten 3 Generationen: den Großeltern den Eltern u. uns (vid. … Bogen 1). Auch für die Bedienung war früher besser gesorgt. Der Durchbau über Garderobe u. Mädchenzimmer ist erst von meinem Vater angelegt. Unter den Großeltern war das Mädchenzimmer u. Bedientenzimmer hoch u. durchgehend u. richtig an der Thür u. Treppe gelegen. Über dem 1fenstrigen Jungfernzimmer war ein Durchbau: das Mädchenchor mit einer Treppe in die Jungfernstube. Beide hatten aber nur kürzeste Verbindung durch die Bedientenstube, was freilich nicht ganz sachgemäßig erscheint. Die Leute speisten in der sogenannten Kammerstube, unten links im Keller, dann Plettstube u. nun wiederum der Speiseraum bei zahlreicherer Dienerschaft. Die Garderobe war auch hoch u. nicht durchgebaut wie jetzt. Sehr schön u. werthvoll sind dann noch die Mahagoni Meubel in der Eßstube die alle über 100 Jahr alt der 4ten Generation dienen; Tische u. Stühle sind aus Mahagoni Vollholz; nur der Eßtisch ist von mir angeschafft von Mackenthun in Stralsund; ebenso der große in der Bibliothek – ein abgeänderter Billard – zu 40 Personen. Die Bibliothek od. große Gallerie ist von meinen lieben Eltern als Erinnerung an die große Zeit die sie erlebten, eingerichtet worden u. empfehle ich ihre Erhaltung der Pietät meiner Nachkommen. Die schönen Büsten der Feldherrn u. Könige u. ihrer Staatsmänner, bringen die Freiheitskriege u. die Erhebung Preußens zu Erinnerung u. die gegenüber stehenden Gruppen sind die sehr werthvollen u. seltenen Abgüße der in Marmor von dem Bildhauer Schadow in Berlin angefertigten Meisterwerke, die von König Friedrich Wilhelm IV als Kronprinz bestellt, im Zimmer der Königin Elisabeth sich befanden u. wohl auch noch dort sich befinden werden. Sie zeigen die Erneuerung der Sculptur u. der Kunst im allgemeinen, die im Anschluß an die Antike bei uns nach unserer politischen Erhebung durch Rauch u. Schadow, diese großen Meister ins Leben gerufen wurden. Die Büsten von Göthe, Schiller, Alexander von Humboldt u. Rauch über den Thüren, u. die von Blücher, Scharnhorst, Hardenberg u. Wilhelm v. Humboldt sowie die Friedr. Wilhelm III u. Fried. W. IV als Krönprinz (besonders schön) sind von Rauch. Von unserem Kaiser Wilhelm muß noch eine Büste aus d. Zeit der Freiheitskriege gesucht werden. Die Bücherwände sind zu hoch, so daß hier an eine Änderung gedacht werden muß, wobei dann auch die große Menge noch unaufgestellter Bücher, die sich noch in Kisten  z. Theil befindet, zu berücksichtigen sein werden.

Als besonders wertvoll erwähne ich auch noch die schönen Kupferstiche auf der Berliner Stube, die von meinem Großvater Bohlen stammen u. sich früher in schönen Vollmahagoni Rahmen mit einem Perlrand befanden, die noch zum Theil auf dem Boden liegen. Der Geschmack der Zeit konnte soweit gehen sie mit den jetzigen Goldkästen zu vertauschen! –

Zweier großer Oelbilder muß ich noch erwähnen: einmal, den Feldmarschall Schwerin – Originalbild – durch meinen Eltervater Bohlen auf der Auction in Schwerinsburg erstanden, in dem dort nach seinem glorreichen Tod vor Prag der Concurs über das Vermögen seines Schwagers, des Feldmarschalls ausbrach. Beide hatten … Krassow aus dem Pansewitzer Hause zu trauen; sie waren Schwestern. Schwein war ein Lebemann der eine eigene Schauspieler Truppe z. Zeiten hatte u. viel mehr ausgab als er hatte. Als Zeichen vormaliger Zeiten mögte ich hier erwähnen, was ich aus Herrn von Bohlens dem Historiografen eigenem Munde öfter erzählen gehört – daß, Schwerin, der in Anklam sein Regiment hatte als sein Schwiegervater in Pansewitz gestorben u. man ihm die Einsicht in sein Testament verweigerte, er mit einem Commando Unterofficiere sich über die Gränze machte um aus Pansewitz mit Gewalt das betreffende Aktenstück fort zu nehmen; er kam auch bis Stralsund, von wo aber der Besitzer v. Pansewitz benachrichtigt wurde u. nun vom dortigen Kommandanten eine Kavallerie Abteilung requirirte die den Überfall verhinderte. – Mit ihm dem alten Haudegen soll auch eine Beziehung zu dem 2ten großen Bilde bestanden haben: die sogenannte Äbtissin von Wackenitz, was sich noch im alten Haus befindet; sie war Äbtissin des Fräulein Klosters in Barth u. da damals Kenz ein beliebter Brunnenkurort war, so mögen ihre braunen u. Ihr kokettes Gebahren, das auch im Bilde augenscheinlich ist, dem alten Herrn es angethan haben. Das 3te große u. schönste Bild im schwedischen Kabinet – Ulricke Eleonore Königin von Schweden. Schwester Friedrich des Großen ist so viel ich gehört, ein Geschenk von ihr an den Eltervater, dem Generaladjutanten, gewesen. Das Original hängt in Berlin im Schloß in der sogenannten Rothen Gallerie hinter den braunschweigischen Kammern, wo ich es selber gesehn. –

Von den Glas u. Porzellansachen sind einige Stücke bemerkenswerth; alles ist altes Familieneigenthum. Das Service in Sevee mit Kornblumen, was überaus vollständig u. bei großen Diners gebraucht wird, stammt von meinem lieben Schwiegervater Below, der als Inspekteur der Bundesfestung es zollfrei aus Frankreich sich kommen ließ. Das chinesische Theesevice – Meißner – stammt vom Eltervater Bohlen; ebenso das mit runden Tassen – Berliner Fabrikat – ist ein Geschenk Friedrich II an ihn. Sehr werthvoll u. selten – nach Graf Behr Semlow – sollen die Vasen von Fayence weiß mit blauen Zeichnungen sein – die aus der Hyddenseer Fabrik bei Stralsund stammen, die im Besitz des Herrn von Giese – demselben dem Niederhof gehörte – in der Mitte des vorigen Jahrhunderts war. Von den Erben kaufte meine Eltermutter Niederhof Ende des vorigen Jahrhunderts. Auch die sind von Eltervater, ebenso wie die große AUSNEHMEND SCHÖNE Tischplatte in Emaille, die als Curiosium in der weißen Gallerie sich befindet. Das brasilianische Kabinet u. die Steinsammlung erwähne ich nicht weiter: erstere erhielt ich als Knabe vom Onkel Weitz=Eschen in Cassel u. letzteres war von meinem theuren Vater eingerichtet, aus dem was ich von der brasilianischen Reise mit dem Prinzen Adalbert v. Preußen heimbrachte, vermehrt noch durch Einiges was unser lieber Fried. Carl aus Egypten heimbrachte. Die Boa erlegte ich mit meinem Freund u.! Reisegefährten dem Grafen Oriolla, was sich ausführlich in meinen Reiseerinnerungen befindet. Wir verehrten die Haut dem Prinzen Adalbert dessen Gemahlin sie mir nach dem Tode des Prinzen schenkte. Die Tafel erwähnt die Sache. –

Das schöne große Ölbild v. Kaiser Wilhelm I das jetzt im Eßzimmer hängt, paßt ganz genau in die Nische im Königszimmer über dem Sopha; dort ist eigentlich wohl der richtige Platz; ich nahm es in das Eßzimmer wo ich mich täglich über das ähnliche Bild meines theuren alten Herrn u. Kaiser freute. In dem Königszimmer befinden sich noch 2 Schränke übereinander; der eine ist für die Ordens u. Ehrenzeichen gedacht die unsere u. auch fremde Potentaten den Gliedern unseres Geschlechtes verliehen haben. –

Nachdem ich nun Bericht über den Status quo unseres alten Familienhauses gegeben, mögte noch für die Zukunft einige Bemerkungen anschließen, über seinen baulichen Zustand u. über die wohl wünschenswerthen Veränderungen zu denen ich mich wegen der Kosten u. wegen meines Alters nicht entschließen konnte. –

Zuerst bemerke ich im Allgemeinen, daß die schweren geschleppten Schornsteine – die jetzt gar nicht mehr angelegt werden dürfen – sowohl den Flügel wie das alte Haus schwer belasten u. deren Entfernung eine wesentliche Verbesserung sein würden; nicht allein durch Entlastung des Gebäudes sondern auch bezüglich des Raumes der dadurch gewonnen würde für wirthschaftliche Bedürfnisse u. Wohnungsräume für die Dienerschaft. Trockenböden, Garderoben, Raum für Kleiderschränke u. Diener: resp. Mädchenzimmer würden sich dann nach Belieben herstellen lassen, was wegen der Entfernung zwischen Flügel u. Corps de logis an beiden Stellen wohl nöthig wird, um die Schleppereien z.B. auch der Meubel zu verringern. Das Erforderniß eines Trockenbodens sowohl im Flügel wie im alten Hause, eines erschließbaren Raumes für die unreine Wäsche, eines Gardmeubels auch im Flügel hat sich oft fühlbar gemacht. Nimmt man die Schornsteine fort u ersetzt sie durch russische Rohre, so ist eine Veränderung des Daches geboten. Die alten glasirten Pfannen des Flügels müßten durch ein Schieferdach ersetzt werden, weil sie meist schafhaft sind u. den … nicht mehr halten; nach jedem Sturm ist eigentlich Reparatur erforderlich; im alten Haus ist die ganze Eisenbekleidung unter dem Schieferdach verbraucht; auch diese müßte durch Schiefer ersetzt werden, was freilich auch wohl eine Änderung in der Holzconstruction erfordern würde, weil eine Biegung mit Schiefer wohl schwer herzustellen, wenigstens nie so haltbar sein wird, wie ein gerades Schieferdach. Wenn denn doch an eine so weitgehende bauliche Veränderung gegangen – wahrscheinlich werden sich auch schadhafte Balken ergeben, wie dieß z. B. in der Gallerie vielfach der Fall ist, so tritt die Frage ev. Heran, ob man nicht überhaupt sich zu einer weitgehenden baulichen Änderung entschließen will, die schon meinen lieben Vater u. auch mich beschäftigt hat, so daß schon Entwürfe u. Zeichnungen gemacht wurden u. ich einen Architekten auch aus Berlin vor Jahren kommen ließ dessen Vorschläge ich erwähnen werde. –

Es handelte sich um die sehr wichtige Schaffung einer direkten Verbindung zwischen Corps de logis u. Flügel, über der Gallerie fort, sodaß die Treppen erspart werden. Da, wie schon erwähnt, fast alle Balken in der Gallerie schadhaft sind auch der Windelboden, der eigentlich gar kein Windelboden ist – höchst leichtfertig ausgeführt worden, so daß auch schon mehrere Mal ganze Stücken des Deckenputzes herunter gefallen sind, mithin diese bedeutende Reparatur in kurzer Zeit nothwendig wird, so würde damit ein Neubau über der Gallerie sich verbinden lassen, indem man ein Mansarden=Stock aufsetzt, der nach Norden zu einen Corridor u. Verbindungsgang hat u. nach Süden eine beliebige Anzahl Stuben gestatten würde, wodurch dem Flügel der ihm so fehlende Raum für die Waschschränke u. ein gutes Mädchenzimmer geschaffen werden würde, u. dem alten Hause auch einige Fremdenzimmer zuwachsen könnten, die eigentlich recht nöthig sind, um eine große Familie wie die unsere, doch mit Kind u. Kegel zur Sommerzeit zusammen beherbergen zu können. Man würde aus dem Flügel, in der oberen Etage, das 3te Fenster der Westseite – jetzt zum Theil durch das Galleriedach verdeckt – Zum Ausgangspunkt des Corridors wählen u. damit in das gegenüberliegende Ostfenster des alten Hauses hineingehen, wo man in die kleine Vorratskammer u. dann direkt auf den Corridor gelangt. Über dem jetzigen Eßzimmer wäre für Mädchenstube u. Waschraum wohl der richtige Fleck u. zwar erstere unter Benutzung des Schornsteins für den Ofen, wärend die anderen Zimmer wohl durch Wasser u. Luftheizung erwärmt werden müßten – bis auf das was den Schornstein des alten Hauses benutzen könnte, für einen heimischen Kachelofen. Da die Zwischenwände möglichst leicht sein müßten, um die Galleriebalken nicht sehr zu belasten – ein Hängemaß für die Balken empfiehlt sich überhaupt – u. aus demselben Grunde die Aufführung russ. Rohre sich nicht empfehlen würde, so bin ich entschieden für Wasserheizung deren Anlage im Keller unter der Gallerie sich empfiehlt, wodurch auch diesen schwer heizbaren Räumen Abhilfe geschaffen werden könnte. Auch würde eine solche Einrichtung sich im alten Hause empfehlen wo die Kellerräume z. B. vor dem Weinkeller geeignet sein würden. Auch bei Feuergefahr u. gegen dieselbe ist Wasserheizung empfehlenswerth. Der Mansardenstock über der Gallerie würde sich im Styl an die Dächer des alten Hauses u. des Flügels harmonisch anschließen. –

Was nun den erwähnten Umbau anbelangt, so hatte ich mit dem Berliner Architekten nachstehendes beredet u. er mir einen Treppenthurm vorgeschlagen der an Stelle des Perons sich erheben sollte u. … würde:

  1. Bedecktes Einsteigen in den Wagen – vielleicht durch einen kurzen Glasschutz.
  2. Vergrößerung des Flurs, in dem die jetzige Hausthür u. das daneben befindliche Fenster zum Eingang vertieft, zwei Eingänge in den Treppenraum sowohl nach außen wie nach innen ergeben würde; ersterer würde da neu geschaffen werden durch den Neubau
  3. Erweiterung der zu engen Thür in das Eßzimmer durch Wegnahme von Mauerwerk.
  4. Herrschaftliches Zimmer über dem Treppenraum des Neubaus zum Rauchzimmer resp. Geweihsammlung u. Gewehrzimmer für den Herrn, mit Ausgang auf den Flur gegenüber meinem Zimmer.

Es würde sich alsdann von selbst ergeben:

  1. Verlegung des Bedientenzimmers in d. jetzige Mädchenstube u. Fortnahme des Durchbaues vielleicht mit einer eisernen Treppe nach der letzigen Thür um schneller nach oben zu kommen.
  2. Ausgang aus dem Jungfernzimmer nach der sogenannten Kammer u. Einrichtung eines weißen Corridors für die Jungfer.
  3. Verlegung der Treppe aus der jetzigen Mädchenstube in d. Jungfernstube, wie sie schon früher war u. ev. Entfernung der Durchbauten über dem Jungfernzimmer u. der Garderobe.

Zur Erwägung stelle ich schließlich: ob wenn so große bauliche Änderungen beschlossen werden nicht die Erhöhung von Flügel u. d. alten Hause um einige Fuß Mauerwerk sich empfehlen würden? Dann würden die Stuben der unteren Etagen ungemein gewinnen; Das Mauerwerk ist stark genug u. wenn die Dachconstruction u. Balkenlage erneuert werden müssen, resp zu verändern sind, so würde doch so ziemlich alles über dem Mauerwerk heruntergenommen werden müssen. Außerdem sind sämtliche Fenster der oberen des alten Hauses u. auch theils im Flügel, erneuerungsbedürftig nachdem sie über 1 1/2 Jahrhundert gedient haben; da würde eine Erhöhung der Fensterlöcher sich empfehlen wenn doch neue Fenster gemacht werden müssen.

Was nun die früheren Pläne bezüglich Umbaus u. wohnlicheren Veränderungen anbelangt, so will ich noch folgendes erwähnen. Mein Großvater Bohlen soll die Absicht gehabt haben, die Ausrundung im alten Hause nach dem Hof auszubauen, wofür ein im Archiv befindlicher Plan zu einem Balkon zu sprechen scheint. –

Mein lieber Vater hatte die Idee eine Verbindung zwischen Flügel u. Corps de logis durch eine eiserne Gallerie herzustellen, die auf der Nordseite der Bibliothek, in Fensterhöhe entlang gehend, vom Peron aus bis an das alte Haus u. dann mit einer Wendeltreppe nach oben gehend, gedacht war. Ein unfertiger Plan mit Zimmereintheilung über der Gallerie befindet sich auch noch im Archiv.

Wenn ein Umbau stattfinden soll, so bemerke ich noch schließlich, daß ich als dann die Benutzung des Regenwassers von den Dächern empfehlen mögte, zur Anlegung von Reservoiren; wenigsten auf den Böden des alten Hauses u. des Flügels, von wo aus man durch einfache Anlage eines Feuerhahns oben u. durch eine Rohrleitung in die Etagen wenigstens zu Zeiten Wasser sich verschaffen kann; endlich würde das Werk eines Neubaues gekrönt werden müssen durch Telegrafen, Telephone u. Beleuchtung neuester Systeme oder Heizungen. Zu alle dem wünsche ich meinen lieben Nachkommen Einsicht Weisheit u. vornämlich einen vollen Beutel, zu alle dem aber Gottes Segen u. daß sie das biblische Wort bedenken mögen „den Thurm nicht anzufangen ohne Überlegung der Kosten“.

F. Bismarck:Bohlen

General Adjutant.

Der Steinfurther Musiksommer ist gestartet

Kulturhaus Steinfurth Treckerschuppen 
BALANCE
22. und 23. Oktober jeweils um 19 Uhr
Kartenreservierung unter: karten@kulturhaus-steinfurth.de


BALANCE. Echtzeitkomposition und Tanzperformance
Mathias Bartoszewski – künstlerische Leitung und visuelles Konzept
Choreografie – Barbara Buck
Tanz – Sophie Hauenherm
Elisa Bartoszewski – Echtzeitkomposition Orgel und Klavier
Komposition und Musikproduktion – Fabian Suske
Die mitwirkenden Künstler haben verschiedene Hintergründe, persönlich wie professionell. Der Musikproduzent und Komponist Fabian Suske ist in der Pop Musik verwurzelt, Elisa Bartoszewski hingegen im Barock. Jeweils dort finden sie Inspiration. Mathias Bartoszewski arbeitet intuitiv mit inneren Bildern, Sophie Hauenherm und Barbara Buck nach strukturierter Choreografie und inspiriert von Musik.
Sophie Hauenherm
Außerhalb ihrer künstlerischen Komfortzone machen sie sich auf neue Wege in Kommunikation und Zusammenarbeit. Sie müssen auf eine intuitive Kommunikation und Improvisation zurückzugreifen. Sichtbar wird das in der Bühneninstallation, instabil und beweglich. Die Bühnenfläche kann aus der Horizontale zu einer Wand aufgeklappt werden. Die Tänzerin Sophie hat einen wichtigen Teil ihrer erlernten und trainierten tänzerischen Ausdrucksmöglichkeiten durch eine Querschnittslähmung verloren. Sie sucht nach neuen Ausdrucksformen und Körpersprache außerhalb der tänzerischen Traditionen, der eigenen Prägung und persönlichen Erfahrung. Hängend, kletternd, wippend und tanzend nähert sie sich einer tänzerischen Balance. Interaktive Projektionen mit animierten Grafiken geben innere und äußere Realität wieder. Loslassen auf einer wackligen Bühnen, hin und hergerissen von Musik und Bildern findet und verliert die Tänzerin ihre Balance und findet sie wieder. Es ist ein nicht endender individueller und gesellschaftlicher Prozess.

24. September, 19 Uhr: “No war” Klavierkonzert mit Eva Maria Schachtschneider: 24 Pieces for Children op. 25 von Viktor Kosenko, 2. Klaviersonate von Sergej Rachmaninow und 4. Klaviersonate von Sergej Prokofjew “No war!” ein hochvirtuoses Programm mit Werken zweier russischer und eines ukrainischen Komponisten. Viele russische Staatsangehörige haben Verwandte in der Ukraine und umgekehrt. Beide Länder haben grossartige Künstlerinnen und Musiker hervorgebracht, die grosse Mehrheit der in der Kulturszene aktiven gebürtigen Russen und Russinen weltweit verurteilt Putins Angriffskrieg und ist zutiefst erschüttert über die Ereignisse. Lasst uns auf keinen Fall aufkeimende feindliche Tendenzen oder verallgemeinernden Rassismus gegen “die Russen” dulden und lasst uns Frieden, Liebe und Verbindung zwischen russischen und ukrainischen Menschen fördern. Lisa Maria Schachtschneider selbst wurde in ihrer Studienzeit wesentlich durch den Einfluss verschiedener grossartiger russischer Professoren und Lehrerinnen der sogenannten “Russischen Klavierschule” geprägt. Sergei Prokofjew: Piano Sonata No. 4 in C minor, Op. 29, composed in 1917 (1891-1953)
Viktor Kosenko: 24 Pieces for Children op.25, composed in 1936 (1896-1938)
Sergei Rachmaninow: Piano Sonata No. 2 in B flat minor, Op. 36, version 1931 (1873-1943)

Am 6. und 7. August gab es zwei Konzerte “Von der Heilkraft der Musik” mit Installationen von Mathias Bartoszewski, die genial mit den Kompositionen von Elisa Bartoszewski harmonierten, ebenso die Instrumente: Elisa Bartoszewski Piano/Orgel; Lilly Paddags Saxophon; Maria Matilla Cello; Fabian Suske Gitarre/Orgel. Die Spiel- und Improvisationslust wurden vom Publikum mit viel Beifall aufgenommen.

Von der Heilkraft der Musik

Am 13. August begeisterte Doris Hädrich, am Piano begleitet von Kerstin Simon, unter dem Motto “Sehnsucht nach Italien” das Publikum und nahm es auf eine musikalische Reise mit. Wunderbare Lieder und Arien, die meisten davon mehr oder weniger bekannt, hatte Frau Hädrich für diesen Abend ausgesucht und führte in witziger Weise durch das Programm.

Am 20. August gab Janita-Madeleine Wiesbacher ein Klavierkonzert mit Stücken von Johann Sebastian Bach, Clara Schumann, Claude Debussy und George Gershwin, die sie mit großer Virtuosität interpretierte. Sie teilte mit dem Publikum ihre Gedanken und Gefühle, die sie beim Spiel dieser Musik bewegen. Ein wunderbarer Abend!

Janita-Madeleine Wiesbacher

Weitere Veranstaltungen:

27. August, 19 Uhr: Songs und Geschichten mit Erika Spencer Klavier und Gesang: alternativer Pop mit Einflüssen aus Jazz und Chanson

Erika Spencer

3. September, 19 Uhr: Maja Taube Harfe Solo: vom rauschenden Harfenklang bis hin zur fremdartigen Schönheit eines mit Filz, Kork und Nylonstrümpfen präparierten Instruments

Maja Taube

4., 10. und 11. September, 19 Uhr: Von der Heilkraft der Musik

16., 17. und 18. September, 19 Uhr: Balance: Improvisationskonzert und Tanzperformace Barbara Buck – Choreographie; Mathias Bartoszewski – Installation und visuelles Konzept; Sophie Hauenherm – Tanz; Elisa Bartoszewski – Orgel/Klavier; Lilly Paddags – Saxophon

25. September, 19 Uhr: “Von der Heilkraft der Musik” einfällt.

Tod in Venedig und der Bau der von Friedrich August Stüler entworfenen Grabkapelle in Steinfurth

Die Steinfurther Kapelle im Wandel der Zeit

Am 24. Juli 2022 findet um 17 Uhr zum dritten Mal anlässlich des Geburtstages der Caroline von Bismarck-Bohlen in der Steinfurther Begräbniskapelle eine Veranstaltung statt – in diesem Jahr über die Entstehungsgeschichte der Kapelle und des dahinter befindlichen Friedhofs, über Tod und Trauer.
Mit
Selina Böhm und Ursula von der Gönne-Stübing
Romantische Vokalmusik von Felix Mendelssohn Bartholdy

Eintritt: 10 €